Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zeitschrift für Humor und Kunst

23

Wtchse

reden mit das büschen Kuhfutter, denn
anders is das ja nich. Iammern kann
ein das. Wenn ich denk', früher, die
großen Klumpen Biefstehk, die ich da —"

„§>e, was ist das für ein Wort,"
unterbrach ein witziger Afsistent, „was
bedeutet es doch nur? Erinnerungen
an längst vergangene Zeiten sind damit
verbunden. Aber wie? Äa, ich weiß
von der Schule her: I^s bisk, das Roß."

Ein brüllendes Gelächter erschallte,
dem sich der Shipchandler über die An-
fpielung auf unlauteren Geschäftsbetrieb
nicht im mindesten empfindlich anfchloß.

Dann knallte er, fchnalzte mit der Zunge,
sagte: „Bis gleich, meine Lerren," und
rollte ab.

Nach einer halben Stunde erschien
er wieder.

„Na, nichts an Bord?" fragte der
Beamte.

„Ne, Lerr Seckertär. Denn bis
ein ander mal."

„§>alt, bester Lerr. Es hilft nichts,

Sie müssen schon den Kutscherkasten da
mal öffnen."

„Och, ich mach' doch so was nich.

!lnd denn, was Krischan, mein Lehrling,
is, der hat eine schreckliche Kontorrh
auf die Brust. Er wartet man, daß ich
wiederkomme und daß er in sein Bett
kann. Sie glauben garnich, was der
arme Iung' schon die ganzen Tage günst
und hust. !lnd heiser is er, daß er keinen
Ton von sich lassen kann."

„Das tut mir aber leid. Das ist
doch der frische, junge Mann, der heute
mitlag, als ich zur Ablösung ging, vor
Ihrer Tür so überaus wirkungsvoll und begeistert das Lied
von den drei Lih—lih—chn brüllte? Dafür, daß er ein
ganzes Kontor auf der Brust hat, immerhin eine beachtens-
werte Leistung."

Schimmelkäse war verwirrt.

„Er hat den Fieber, das gewiß, und weiß denn manch-
mal garnich, daß er heiser is," stammelte er.

Der Beamte schmunzelte und klopfte Wllllem auf die
Schulter:

„Ich nehme gewiß herzlichen Anteil, aber wir hätten
dem Leidenden besser gedient, wenn Sie anstatt des Berichts
schnell geöffnet hätten."

Da machte der Shipchandler den Aebersall ab, die
Klappekamherunter, und eine qewaltigeKruke wurdesichtbar.

„Ei, ei, Lerr Schimmelkäse, was ist denn das?"

„Es steht da auf. Wichse ist das. !lnd weil auf Wichse
der Zoll und die Behörde ihre Land nicht auf gelegt haben,
da dachte ich-«

„Vollkommen richtig, daß Sie sie ausbringen dürfen.
Nun ist es aber unsere Pflicht, aufzupassen, daß die Aus°
länder Ihnen nicht statt Wichse, nun, sagen wir einmal
eine Löllenmaschine da in den Topf getan haben. Es kann
der Engländer dahinter stecken, und das wissen Sie doch,
daß dem alles zuzutrauen ist. Oeffnen Sie mal den Deckel."

Wüllem warf auf die Kruke einen ängstlichen Blick:

„Ne, Lerr Sekertär, das kann ich ja nich. Die W-chse

Gattin: „So eme Anvorsichtrgkeit, Alfred, über den mor-
schen Steg zu gehen . . . ganz vollgespritzt hast du mich!"

soll weitergehen, und die Plombe darf nich abgerissen sein."

„Dann kann ich Sie nicht durchlassen."

„Och, sein Sie doch man nich so! Wenn Sie das
wüßten, wie sehr ich um Wichse in Verlegenheit bin-"

„Nichts zu machen."

Schimmelkäle's Zeigefinger näherte sich der Nass, aber
schließlich griffen wieder die Lände in die Glatze. Er sah,
daß hier nichts zu machen war, und wandte um.

„Denn muß ich mit der Wichse wieder nach die Zophie
hin und erst meinen Auftraggeber fragen."

„Tun Sie das."

„Lü, Lotte; du altes Rabenaas, willst wohl laufen."

Kasper trug die betrübende Nachricht mit Fassung.

„Na, das is wohl nich so schlimm; ich hab' mein Geld
ja auch," lröstete er mitleidig.

„So," sagte Wüllem. Weiter sagte er nichts, aber in
dem Ausdruck seiner Augen war ein völliger Mangel an
Wohlwollen einwandfrei festzustellen. Schließlich fügte er
hinzu: „!lnd man ein Glück, daß ich die Plombe sah, daß
ich damit eine Ausrede lügen konnte."

„In diesem Punkt kannst du dir beruhigen, Wüllem.
Keine Lüge war das nich, wenn auch nicht mit Absicht.
Die Plombe saß da schon an, als ich die Butter kaufte."

„Das is mich pottegal," fuhr nun Schimmelkäse auf,
„die Lauptsache is, wie krieg' ich ihr 'raus. Durch das
Tor geht das nich. Bis vor einige Tage war da immer

Egoistisch
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen