Kriegschronik der Meggendorfer-Blatter/ München
30
Eutentesorgen
— „Es wäre ja sehr wünschenswert, den Russen wieder her-
zustellen, aber es wird kaum gelingen ihn richtig zu leimen."
Das hetßt, — es waren
schon zehn, aber er hätte
mehr brauchen können für
seine Ringe.
Egon Albert, der Dich-
ter, hatte inzwischen sei-
nen Phantasien nachge-
hangen. Ietzt öffnete er
wieder den Mund, und
feierlich bekräftigend sprach
er: „Ia, eine Verständi-
gung muß möglich sein,
und sie muß so bald wie
möglich versucht werden."
O weh — alle Kaffee-
taffen wackelten, so heftig
sprang der fremde Lerr
da auf. Einen Augenblick
sah es aus, als wollte er
mit seiner breiten Land
Egon Albert in das Dich-
terantlitz schlagen. And
dann brüllte er ihn an:
„EineVerständigung?Rc-
den Sie nicht von Ver-
ständigung, Sie Schlapp
schwanz! Die ganze Ban-
de muß zusammengehauen
werden, bis fie zu Kreu-
ze kriecht, der Wilson
voran."
Gedanensts
Verständigung
Neulich saßen wir im Kaffeehause und dachten
nicht an den Krieg, wozu Kaffeehäuser ja meistens
auch nicht einladen. Wir sprachen vom Mars.
Dieser Satz scheint den ersten Lügen zu strafen,
aber dem ist nicht so: nicht Mars, der gewalttätige
Kriegsgott, war das Thema unserer Llnterhaltung,
sondern das Gestirn Mars, unser Bruder- und Nach-
barplanet. Da kein Astronom vom Fach unter
uns war, wich das Gespräch bald vom Pfade
trockener Tatsachen ab, und wir erörterten nun die
Frage, ob es nicht möglich wäre, eine Verständigung
zwischen den Marsbewohnern, deren Existenz wir
sämtlich annahmen, und uns Erdenmenschen an-
zubahnen. Von dem alten Projekt, die Figur zum
pythagoreischen Lehrsatz in ungeheuren Dimensionen
irgendwo auf einer riesigen Fläche, etwa in der
Sahara, aufzuzeichnen, redeten wir, von der Ent-
sendung elektrischer Wellen in den Weltraum hin-
aus, — und so weiter. Anser Freund Egon Albert,
der Dichter, war begeistert. Er zweifelte nicht im
geringsten an der Möglichkeit einer solchen Ver-
bindung, und das erste, was er davon erwartete,
war natürlich ein Bericht über die schöne Literatur
auf dem Mars. Dann stockte das Gespräch einen
Augenblick, weil ein fremder Kerr sich an unsern
Tisch sehte.
Dieser fremde Äerr sah überernährt aus, war
in einen nagelneuen Anzug aus Kunstseide — also
bezugschetnfrei — gekleidet und rauchte eine Zi-
garre, die ihr Gewicht in Papiergeld gekostet haben
«ochte. Außerdem hatte er -u weuig Finger.
Das evakuierte Paris
H'
i,-
. 'M-. >'<
Nur der Tiger schleicht noch durch die öden Stratzen.
30
Eutentesorgen
— „Es wäre ja sehr wünschenswert, den Russen wieder her-
zustellen, aber es wird kaum gelingen ihn richtig zu leimen."
Das hetßt, — es waren
schon zehn, aber er hätte
mehr brauchen können für
seine Ringe.
Egon Albert, der Dich-
ter, hatte inzwischen sei-
nen Phantasien nachge-
hangen. Ietzt öffnete er
wieder den Mund, und
feierlich bekräftigend sprach
er: „Ia, eine Verständi-
gung muß möglich sein,
und sie muß so bald wie
möglich versucht werden."
O weh — alle Kaffee-
taffen wackelten, so heftig
sprang der fremde Lerr
da auf. Einen Augenblick
sah es aus, als wollte er
mit seiner breiten Land
Egon Albert in das Dich-
terantlitz schlagen. And
dann brüllte er ihn an:
„EineVerständigung?Rc-
den Sie nicht von Ver-
ständigung, Sie Schlapp
schwanz! Die ganze Ban-
de muß zusammengehauen
werden, bis fie zu Kreu-
ze kriecht, der Wilson
voran."
Gedanensts
Verständigung
Neulich saßen wir im Kaffeehause und dachten
nicht an den Krieg, wozu Kaffeehäuser ja meistens
auch nicht einladen. Wir sprachen vom Mars.
Dieser Satz scheint den ersten Lügen zu strafen,
aber dem ist nicht so: nicht Mars, der gewalttätige
Kriegsgott, war das Thema unserer Llnterhaltung,
sondern das Gestirn Mars, unser Bruder- und Nach-
barplanet. Da kein Astronom vom Fach unter
uns war, wich das Gespräch bald vom Pfade
trockener Tatsachen ab, und wir erörterten nun die
Frage, ob es nicht möglich wäre, eine Verständigung
zwischen den Marsbewohnern, deren Existenz wir
sämtlich annahmen, und uns Erdenmenschen an-
zubahnen. Von dem alten Projekt, die Figur zum
pythagoreischen Lehrsatz in ungeheuren Dimensionen
irgendwo auf einer riesigen Fläche, etwa in der
Sahara, aufzuzeichnen, redeten wir, von der Ent-
sendung elektrischer Wellen in den Weltraum hin-
aus, — und so weiter. Anser Freund Egon Albert,
der Dichter, war begeistert. Er zweifelte nicht im
geringsten an der Möglichkeit einer solchen Ver-
bindung, und das erste, was er davon erwartete,
war natürlich ein Bericht über die schöne Literatur
auf dem Mars. Dann stockte das Gespräch einen
Augenblick, weil ein fremder Kerr sich an unsern
Tisch sehte.
Dieser fremde Äerr sah überernährt aus, war
in einen nagelneuen Anzug aus Kunstseide — also
bezugschetnfrei — gekleidet und rauchte eine Zi-
garre, die ihr Gewicht in Papiergeld gekostet haben
«ochte. Außerdem hatte er -u weuig Finger.
Das evakuierte Paris
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Nur der Tiger schleicht noch durch die öden Stratzen.