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Kriegschronik der Meggendorfer-BläLter, München
und eine Türe wird für Deutschland offen bleiben!
Äielanci
Unler äeullcher vichler
Äielanä
l)atte lonsl ein Ztanäbilä
lteden
Nul äem klielanäplatz ru
Äeimar;
vieler ist nicht mehr ru seken.
^a. uio ist es äenn geblieben?
Ach, man bat er
lortgenommen-
Lur (lerwenäung äer MetaNer
In äie Zchmelre ist'5
gekommen.
Nur allein äer leere bockel
Ist noch aul äem stlatz
geblieben.
„vem vichter
^kristopb Marlin Mielanä
var vaterlanä" stebt äraui
gelchrieben.
In äem alten kiläe Meimarz
Leigt stch eine arge Lücke,
vnä kier merkt man ganr
belonäerr
vieles lchlimmen Krieges
^ücke.
vicht allein UM5 venkmal
gebt e§.
vaz ^um Zchmel^en warä
erkoren. —
llcb. aur Meima>5 lckönen
^eiten
staben wir noch mebr verloren!
piro
Ersatz
Köchin: „Die Dame ver-
langt in den Apfelstrudel
auch Rosinen; was machen
wir da?"
Wirtin: „Fang a paar
Fliegen und tu s' 'neinl"
Ein Diplomat
Jn der „Frankfurter Zeitung" hat dieses Inserat ge-
ftanden:
„Freund unserer Familie,
Attachö in hoher Position, mit größter Zuknnft, große,
elegante Erscheinung. 30 Iahre alt, freidenkend, gesund,
allererste Familie, Vater Exzellenz. sucht, da keine Gesell-
schaften stattfinden, auf diesem Weg eine Lebensgefährtin
aus bester Familie, deren Vermögen es gestattet, die Frau
eines zukünftigen Botschafters zu werden. Gegenseitige
Diskretion Ehrensache. Vermittler streng verbeten." --
Man liest gegenwärtig viele Inserate, über die man sich
ärgern muß, über dieses aber kann man sich freuen. Immer
ist geklagt worden, daß unsere Diplomaten nichts taugen,
und wie das nach dem Kriege werden soll, wenn wir dann
nicht besser im Ausland vertreten sind. Äier ifi nun endlich
ein junger Diplomat, der wirklich viel verspricht, — seiner
zukünftigen Frau nämlich. Natürlich wird er eine kriegen.
Irgend ein Kriegsgewinner wird sich schon finden, der seine
Tochter hergibt und ein paar Millionen dazu, denn er hat
so viel am Staat verdient, daß er nun auch etwas für den
Staat tun und ihm zu einem vortrefflichen Botschafter
verhelfen kann, der zudem anständig repräsentiert. Das
will der Äerr Attachs jedenfalls, dazu soll ja die Frau
das Geld mitbringen. Er selbst hat wohl keins und zur
Zeit nicht einmal ein befonderes Einkommen, denn eine
sehr gehaltreiche Persönlichkeit scheint er nicht zu sein.
Zweifellos wird er, wenn er erst Botschafter sein wird,
Vorzügliches leisten. Ausplaudern wird er nichts, wie
manche andere Diplomaten, da ja Diskrelion Ehrensache bei
ihm ist. Wenn es einmal für das Deutsche Reich etwas
zu verlangen gilt, wird er der rechte Mann sein, — er weiß
ganz ungeniert seine Forderungen zu stellen. !lnd wenn
es einmal dazu kommen sollte, daß ein Bündnis zu schließen
ift, wird er das auch zum größten Vorteil des Landes
machen; er denkt gewiß immer nur an Verbindungen, bei
denen etwas Ordentliches herausschaut.
Llebrigens paßt dieser junge Diplomat sehr gut zu dem
neuen Prinzip, daß die Völker selbst ihr Schicksal zu be-
stimmen haben und nicht willkürlich Staaten mit ihnen ge-
bildet werden. Dafür wird er sicher nie zu haben sein;
nein, mit ihm wird fich kein Staat machen laffen. Alles
in allem: er ist nicht einfach ein Staatsmann, er ist gerade-
zu ein StaatSkerll -on.
K'tza?l1vtlON8«!f'1^Ill'l: 1918.
Kriegschronik der Meggendorfer-BläLter, München
und eine Türe wird für Deutschland offen bleiben!
Äielanci
Unler äeullcher vichler
Äielanä
l)atte lonsl ein Ztanäbilä
lteden
Nul äem klielanäplatz ru
Äeimar;
vieler ist nicht mehr ru seken.
^a. uio ist es äenn geblieben?
Ach, man bat er
lortgenommen-
Lur (lerwenäung äer MetaNer
In äie Zchmelre ist'5
gekommen.
Nur allein äer leere bockel
Ist noch aul äem stlatz
geblieben.
„vem vichter
^kristopb Marlin Mielanä
var vaterlanä" stebt äraui
gelchrieben.
In äem alten kiläe Meimarz
Leigt stch eine arge Lücke,
vnä kier merkt man ganr
belonäerr
vieles lchlimmen Krieges
^ücke.
vicht allein UM5 venkmal
gebt e§.
vaz ^um Zchmel^en warä
erkoren. —
llcb. aur Meima>5 lckönen
^eiten
staben wir noch mebr verloren!
piro
Ersatz
Köchin: „Die Dame ver-
langt in den Apfelstrudel
auch Rosinen; was machen
wir da?"
Wirtin: „Fang a paar
Fliegen und tu s' 'neinl"
Ein Diplomat
Jn der „Frankfurter Zeitung" hat dieses Inserat ge-
ftanden:
„Freund unserer Familie,
Attachö in hoher Position, mit größter Zuknnft, große,
elegante Erscheinung. 30 Iahre alt, freidenkend, gesund,
allererste Familie, Vater Exzellenz. sucht, da keine Gesell-
schaften stattfinden, auf diesem Weg eine Lebensgefährtin
aus bester Familie, deren Vermögen es gestattet, die Frau
eines zukünftigen Botschafters zu werden. Gegenseitige
Diskretion Ehrensache. Vermittler streng verbeten." --
Man liest gegenwärtig viele Inserate, über die man sich
ärgern muß, über dieses aber kann man sich freuen. Immer
ist geklagt worden, daß unsere Diplomaten nichts taugen,
und wie das nach dem Kriege werden soll, wenn wir dann
nicht besser im Ausland vertreten sind. Äier ifi nun endlich
ein junger Diplomat, der wirklich viel verspricht, — seiner
zukünftigen Frau nämlich. Natürlich wird er eine kriegen.
Irgend ein Kriegsgewinner wird sich schon finden, der seine
Tochter hergibt und ein paar Millionen dazu, denn er hat
so viel am Staat verdient, daß er nun auch etwas für den
Staat tun und ihm zu einem vortrefflichen Botschafter
verhelfen kann, der zudem anständig repräsentiert. Das
will der Äerr Attachs jedenfalls, dazu soll ja die Frau
das Geld mitbringen. Er selbst hat wohl keins und zur
Zeit nicht einmal ein befonderes Einkommen, denn eine
sehr gehaltreiche Persönlichkeit scheint er nicht zu sein.
Zweifellos wird er, wenn er erst Botschafter sein wird,
Vorzügliches leisten. Ausplaudern wird er nichts, wie
manche andere Diplomaten, da ja Diskrelion Ehrensache bei
ihm ist. Wenn es einmal für das Deutsche Reich etwas
zu verlangen gilt, wird er der rechte Mann sein, — er weiß
ganz ungeniert seine Forderungen zu stellen. !lnd wenn
es einmal dazu kommen sollte, daß ein Bündnis zu schließen
ift, wird er das auch zum größten Vorteil des Landes
machen; er denkt gewiß immer nur an Verbindungen, bei
denen etwas Ordentliches herausschaut.
Llebrigens paßt dieser junge Diplomat sehr gut zu dem
neuen Prinzip, daß die Völker selbst ihr Schicksal zu be-
stimmen haben und nicht willkürlich Staaten mit ihnen ge-
bildet werden. Dafür wird er sicher nie zu haben sein;
nein, mit ihm wird fich kein Staat machen laffen. Alles
in allem: er ist nicht einfach ein Staatsmann, er ist gerade-
zu ein StaatSkerll -on.
K'tza?l1vtlON8«!f'1^Ill'l: 1918.