Zeitschrift für Humor und Kunst 119
Ruß
Ich hatte zwar beides noch nie in die
Land genommen, aber ich war jung und kräf-
tig, und edle Negungen zum Wohle der be-
drängten Menschheit entwickeln ganz unge-
ahnte Fähigkeiten. And ich war erstaunt, wie
leicht mir das Geschäft von der Land ging,
als ich meinen schönen Worten die Tat folgen
ließ. Es war nur bedauerlich, daß der infame
Ruß gar so gering von Gewicht war und eine
volle Kräfteentfaltung nicht gestattete, sonst
wäre ich wohl schneller seiner Lerr geworden.
Aber es war, als sei förmlich ein eigenes,
scheues Leben in ihm; kaum kam man ihm mit
dem Besen von hinten, so flog er vorn in
schreckhaften Sprüngen wieder davon, so daß
wir ihn mehrmals durch die ganze Wohnung
treiben mußten, bis wir ihn schließlich in einer
Ecke fest hatten und ihn auf eine Schausel
kriegen konnten. Er war übrigens zu einem
ziemlich kleinen Läufchen zusammengeschmolzen,
denn was fich nicht unter Schränke und fonstige
Verstecke geflüchtet hatte, halte ich mit gestei-
gerter Lungenkraft aufgesogen und geschluckt.
Ich wollte nun wieder nach Lause gehen,
denn der Zweck meines Besuches bei meiner
Tante war ja erfüllt, da entdeckte ich die Ver°
wechselung meines Lutes. Das war mir sehr
unangenehm. Denn obwohl der zurückgeblie-
bene Lut ebenfalls ein Zylinder war, so hatte
er doch seine gewaltigen Schattenseiten gegen-
über dem meinigen. Einmal war er nicht mehr
ganz neu, und dann war er derart gesättigt
mit Ruß, daß er seinen Zweck als anständige
Kopfbedeckung nahezu vollständig verfehlte,
wenn man nicht eben ein Kaminkehrer war.
Zum Glück kam in dieser Not Phili, der Sohn
meiner Tante, oder auch, wenn man will, mein
jugendlicher Vetter.
Phili war fünfzehn Iahre alt, Nealschüler
und nebenbei Pfadfinder. Pfadfinder sind
junge Leute, auf die ihre Eltern sehr stolz sind.
Ein Zeitkind
Paulchen,
— „Recht so,
schön Eisenbahn."
— „2ch spiel ja Trambahn, Mama.
— „Weshalb nimmst du denn von all den verlaffenen
und zerschoffenen Läusern die Lausschlüffel mit?"
— „Nal Einer wird daheim schon passen!"
weil sie gewiffermaßen einen öffentlichcn Charakter von nahezu mili-
tärischer Bedeutung darstellen, und weil sie deshalb sehr gerne mit ihnen
spazieren gehen. Die Pfadfinder haben meist ein großes rundes Gesicht
wie der Zwerg Perkeo und traaen als äußeres Zeichen
ihrer Würde einen Schlapphut, deffen linke Krempe
aufgebogen und am Kopfe sestgenagelt ist, damit sie
ihn beim Pfadsuchen nicht verlieren. Denn bieses
ist, anstatt sich mit nutzlosen Schulaufgaben zu be-
schäftigen, ihre Laupttätigkeit, wodurch sich bei ihnen
Geist und Verstand so schärsen, daß sie bereits in
sehr jugendlichem Alter eine ganz natürliche Lleber-
legenheit über alle andern Menschen erlangen.
Ein solcher Iunge war Phili.
„Phili," sagte Tante Emma, „grad ist der Kamin-
kehrer dagewesen und hat Vetter Karls Lut mit-
genommen. Gehe ihm doch rasch einmal nach und
bringe ihn zurück. Weit kann er noch nicht sein."
Keine ganz leichte Aufgabe, wie man zuqeben
wird, aber ein Pfadfinder macht sie. Philis Augen
schoffen denn auch sosort Blitze brennenden Elfers
und sieghaster Zuversicht, und schnell legte er seine
Pfadfinderausrüstung an, die aus einem vollbepackten
Tornister mit Zelt und einem zerlegbaren Segelschiff,
einem Beil, Flinte und Säbel, mexckanischen Sporen,
einem Suppenkeffel, einer Trommel und einer Quer-
pfeife, einer eisernen Nation, dreiundzwanzig kreis-^--
spiel nur
Ruß
Ich hatte zwar beides noch nie in die
Land genommen, aber ich war jung und kräf-
tig, und edle Negungen zum Wohle der be-
drängten Menschheit entwickeln ganz unge-
ahnte Fähigkeiten. And ich war erstaunt, wie
leicht mir das Geschäft von der Land ging,
als ich meinen schönen Worten die Tat folgen
ließ. Es war nur bedauerlich, daß der infame
Ruß gar so gering von Gewicht war und eine
volle Kräfteentfaltung nicht gestattete, sonst
wäre ich wohl schneller seiner Lerr geworden.
Aber es war, als sei förmlich ein eigenes,
scheues Leben in ihm; kaum kam man ihm mit
dem Besen von hinten, so flog er vorn in
schreckhaften Sprüngen wieder davon, so daß
wir ihn mehrmals durch die ganze Wohnung
treiben mußten, bis wir ihn schließlich in einer
Ecke fest hatten und ihn auf eine Schausel
kriegen konnten. Er war übrigens zu einem
ziemlich kleinen Läufchen zusammengeschmolzen,
denn was fich nicht unter Schränke und fonstige
Verstecke geflüchtet hatte, halte ich mit gestei-
gerter Lungenkraft aufgesogen und geschluckt.
Ich wollte nun wieder nach Lause gehen,
denn der Zweck meines Besuches bei meiner
Tante war ja erfüllt, da entdeckte ich die Ver°
wechselung meines Lutes. Das war mir sehr
unangenehm. Denn obwohl der zurückgeblie-
bene Lut ebenfalls ein Zylinder war, so hatte
er doch seine gewaltigen Schattenseiten gegen-
über dem meinigen. Einmal war er nicht mehr
ganz neu, und dann war er derart gesättigt
mit Ruß, daß er seinen Zweck als anständige
Kopfbedeckung nahezu vollständig verfehlte,
wenn man nicht eben ein Kaminkehrer war.
Zum Glück kam in dieser Not Phili, der Sohn
meiner Tante, oder auch, wenn man will, mein
jugendlicher Vetter.
Phili war fünfzehn Iahre alt, Nealschüler
und nebenbei Pfadfinder. Pfadfinder sind
junge Leute, auf die ihre Eltern sehr stolz sind.
Ein Zeitkind
Paulchen,
— „Recht so,
schön Eisenbahn."
— „2ch spiel ja Trambahn, Mama.
— „Weshalb nimmst du denn von all den verlaffenen
und zerschoffenen Läusern die Lausschlüffel mit?"
— „Nal Einer wird daheim schon passen!"
weil sie gewiffermaßen einen öffentlichcn Charakter von nahezu mili-
tärischer Bedeutung darstellen, und weil sie deshalb sehr gerne mit ihnen
spazieren gehen. Die Pfadfinder haben meist ein großes rundes Gesicht
wie der Zwerg Perkeo und traaen als äußeres Zeichen
ihrer Würde einen Schlapphut, deffen linke Krempe
aufgebogen und am Kopfe sestgenagelt ist, damit sie
ihn beim Pfadsuchen nicht verlieren. Denn bieses
ist, anstatt sich mit nutzlosen Schulaufgaben zu be-
schäftigen, ihre Laupttätigkeit, wodurch sich bei ihnen
Geist und Verstand so schärsen, daß sie bereits in
sehr jugendlichem Alter eine ganz natürliche Lleber-
legenheit über alle andern Menschen erlangen.
Ein solcher Iunge war Phili.
„Phili," sagte Tante Emma, „grad ist der Kamin-
kehrer dagewesen und hat Vetter Karls Lut mit-
genommen. Gehe ihm doch rasch einmal nach und
bringe ihn zurück. Weit kann er noch nicht sein."
Keine ganz leichte Aufgabe, wie man zuqeben
wird, aber ein Pfadfinder macht sie. Philis Augen
schoffen denn auch sosort Blitze brennenden Elfers
und sieghaster Zuversicht, und schnell legte er seine
Pfadfinderausrüstung an, die aus einem vollbepackten
Tornister mit Zelt und einem zerlegbaren Segelschiff,
einem Beil, Flinte und Säbel, mexckanischen Sporen,
einem Suppenkeffel, einer Trommel und einer Quer-
pfeife, einer eisernen Nation, dreiundzwanzig kreis-^--
spiel nur