Nr. 1443
Zeitschrift für Humor urrd Kuust
12l
Ruß
runden und ovalen Auszeichnungen und einem Buch mit
fiebentausend Pfadfinderliedern bestand. Dann stürzte er
mit vorgeneigtem Laupte davon, nachdem er zuvor die
schwarzen Fußspuren des Kaminkehrers, die noch auf der Tür-
schwelle sichtbar waren, nach Länge und Breite gemessen hatte.
Erwartungsvoll setzte ich mich unterdeffen in die Küche.
Denn in die gute Stube durfte ich nicht, da ich unaufhör-
lich Wichse spuckte. Der Mensch hat manchmal solche
Zustände. Allein Viertelstunde um Viertelstunde verrann,
und Phili kam nicht wieder. Der Kaminkehrer war wahr-
scheinlich in einen hohen Fabrikschornstein geklettert, wo er
halben Wegs stecken geblieben war. !lm mich in der
Zwischenzeit nützlich zu machen und die Plötzlich erlangte
praktische Gabe nicht ganz verloren gehen zu lassen, putzte
ich Tante Emmas sämtliche Schuhe, achtzehn Paar, und
die Tante behauptete, sie seien noch niemals so schön glän-
zend schwarz geworden. Ich hätte noch zwanzig Paar
putzen können, aber es waren keine mehr da, und so spuckte
ich etliche leere WichSschachteln und ein Marmeladeglas voll.
Endlich, nach zwei vollen Stunden kam auch Phili
wieder. Leider aber brachte er nicht den Kaminkehrer
zurück, sondern kam mit einem weinenden Bäckerjungen aus
einem Vorort an, den er mit Waffengewalt gezwungen
hatte, ihm zu folgen. Er war den schwarzen Spuren so-
lange nachgegangen, bis fie anfingen weiß zu werden, wo-
durch er ganz logischer Weise auf den Bäckerjungen gestoßen
war. Wir bewunderten seinen Scharsfinn und seine Aus-
dauer, da aber der Bäckerjunge keinen Zylinder trug, konnte
er mir speziell für meine Zwecke nichts nützen. Wir ent-
ließen ihn unter Beifügung eines reichlichen Schmerzens-
geldes wieder, und da mir nichts anderes übrig blieb, setzte
ich nun doch den Lut des Kaminkehrers auf. Erfreulicher-
weise kam ich mit ihm auf dem Nachhausewege in einen
heftigen Gewitterregen, der allen Nuß herunter wusch, so-
daß ich ihn jeht sogar mit Vorliebe Sonntags trage.
Paß nur auf, daß dir nichts in das Essen fällt, wenn
du über den §>of gehst."
„Ne, Äerr Leutnant, kann nicht vorkommen, ich lege
immer meine Mütze druffl"
Aus den Feldpostbriefen einer Köchin.
F.. den 22. März 1918.
Lieber Max!
Seit jenen Tagen, die Dich zum Feldgrauen machten, habe ich
mich nicht mehr so rvohl gefühlt wie jetzt, und Dich, als tüchtigen Hotel-
koch von Beruf, wird es ganz besonders interessieren, zu hören, was
diesen Umschwung in meinem Wohlbefinden hervorgerufen hat.
Das letzte Jahr war eine schreckliche Zeit für mich. Nun ich wieder
über den Berg bin, kann ich Dir ja sagen, wie verzweifelt ich manchmal
war, wenn ich so gar nicht wußte, was für den Mittagstisch kochen.
Die große Pension, deren Küche ich unter mir habe, will gut versorgt
sein und ich hatte oft nicht das Geringste, wovon ich etwas Schmack-
haftes hätte zubereiten können. Keine Eier, keine Butter, keine Milch,
kein Fett — kaum Mehl — ich bin, weiß Gott, mehr als einmal daran
gewesen, meinen Beruf, der mir immer so lieb war, aufzugeben und
in die Munitionsfabrik zu gehen.
Da las ich eines Tages eine Anzeige der Moha-G. m. b. H., Nürn-
berg 54, in welcher auf das nach völlig neuen Gesichtspunkten aufge-
baute Moha-Kochbuch sür kriegsgemäße Küche hingewiesen wurde. Jch
lietz mir die kostenlos angebotene Schrift „Was koche ich morgen?"
von der Firma kommen und fand die darin aufgeführten Neuerungen
des Kochbuches sowie die auszugsweise wiedergegebenen Rezepte so vor-
züglich, daß ich mich zur Anschasfung des Buches entschloß. Jch habe
es noch am gleichen Tage in einem hiesigen Geschäft für Haus- und
Küchengeräte erworben und wahrlich, ich brauche die geringe Ausgabe
^ !4»S. 22. »ug. >g>S. .
j;er1sr>, Lreslrkil, Odsmriltir, vresäen, vllsseiaork, I'rLnIikurt, Harvkurss, Lvln, Ibelpsjx, jVlKFäednrx, ^lLnnbeiin, IrlUneben, ras8 r r§_^^^--s) 'ut"6UIririä ü.bH
IZsLteUunxen auk bei Lllen Lueb- unä ^un8j.banä1unL6n. 26it.uniis-Lxpeäiti0»6n »nä äureb ^silnnLsinai k6
^lb. :r.60, änreb äi« b-eläpOLt Nl<. 4.05, n»t6r Xren^banä vom VerlaL Ak. L.75. In.Oesierreicb-^am ^tbe-n" ^ untor Xreu^banä
K 5.80. b'ür äie anäeren I^änäar äes W6ltpoLt.ver6in8 nnter Xreurbanä Uk. 5.30. — vesonäorZ in 40 pfrr . M OeLtorreieb-IInxarn 60 k.
Uk. 4.80; in OeLterreieb-Unearn unter Xren^danä L 7.20. Im VVeltpoötverein unter Kren^banä Uk. 6.30. Llnrelne i^ninmvr »u -----
(^. 3.—) nicht zu bereuen. Etwas Zweckmäßigeres konnte in dieser
Zeit für unsere Hausfrauen gar nicht geschaffen werden. Jch möchte
der vortrefflichen Frau, die es zusammengestellt hat nebst ihrem Helfer
um den Hals fliegen vor Freude, wenn ich sie hier hätte, so glücklich
bin ich wieder. Hättest Du je für möglich gehalten, daß man ohne
alles, was uns in Friedenszeiten das Wichtigste zur Herstellung einer
guten Kost war, ganz ausgezeichnete Gerichte herstellen kann, nur mit
Hilfe einiger Kunstgriffe und einiger neuartiger, höchst praktischer Appa-
rate für die Hauswirtschaft? Jch habe unsagbar viel aus diesem Koch-
buch gelernt. Sterilisieren ohne Gunnni, Bindemittel ohne Fett, Kraft-
brühe aus Gemüseabfällen, Rahmersatz und so viele neue Gerichte, so
viel Anregungen für den Mittags- und Abendtisch, ich kann Dir nur
sagen, ich schasfe wieder gerade so frisch und fröhlich wie vor dem Krieg,
als ich meinen Beruf eben begonnen hatte.
Doch was hilft es, daß ich Dir groß Einzelheiten von dem vorzüg-
lichen Kochbuch erzähle, ich sende Dir gleich ein Exemplar mit und wenn
Du auf Urlaub kommst, will ich Dir die besten Gerichte daraus vorsetzen.
Jch bin überzeugt davon, sie werden Dir so munden, daß Du selbst auch
in Friedenszeiten nur noch nach dem Moha-Kochbuch arbeiten wirst.
Mit tcmsend Grüßen Deine Zene.
X6. Das Moha-Kochbuch „Kriegsgemüße Küche" ist in allen befferen
Geschäften für Haus- und Küchengeräte zum Preise von 3.— erhält-
lich. Wo nicht, wird Bezugsquelle von der Moha-G. m. b. H., Nürn-
berg 54 nachgewiesen. Die Schrift „Was koche ich morgen?" wird
unseren Leserinnen auf Ansuchen kostenlos von der Firma übersandt.
^-1l6iQi^6 lnseiKuüoii b.0886, ^mion66Q-t^x^)6(iit.ioii.
Zeitschrift für Humor urrd Kuust
12l
Ruß
runden und ovalen Auszeichnungen und einem Buch mit
fiebentausend Pfadfinderliedern bestand. Dann stürzte er
mit vorgeneigtem Laupte davon, nachdem er zuvor die
schwarzen Fußspuren des Kaminkehrers, die noch auf der Tür-
schwelle sichtbar waren, nach Länge und Breite gemessen hatte.
Erwartungsvoll setzte ich mich unterdeffen in die Küche.
Denn in die gute Stube durfte ich nicht, da ich unaufhör-
lich Wichse spuckte. Der Mensch hat manchmal solche
Zustände. Allein Viertelstunde um Viertelstunde verrann,
und Phili kam nicht wieder. Der Kaminkehrer war wahr-
scheinlich in einen hohen Fabrikschornstein geklettert, wo er
halben Wegs stecken geblieben war. !lm mich in der
Zwischenzeit nützlich zu machen und die Plötzlich erlangte
praktische Gabe nicht ganz verloren gehen zu lassen, putzte
ich Tante Emmas sämtliche Schuhe, achtzehn Paar, und
die Tante behauptete, sie seien noch niemals so schön glän-
zend schwarz geworden. Ich hätte noch zwanzig Paar
putzen können, aber es waren keine mehr da, und so spuckte
ich etliche leere WichSschachteln und ein Marmeladeglas voll.
Endlich, nach zwei vollen Stunden kam auch Phili
wieder. Leider aber brachte er nicht den Kaminkehrer
zurück, sondern kam mit einem weinenden Bäckerjungen aus
einem Vorort an, den er mit Waffengewalt gezwungen
hatte, ihm zu folgen. Er war den schwarzen Spuren so-
lange nachgegangen, bis fie anfingen weiß zu werden, wo-
durch er ganz logischer Weise auf den Bäckerjungen gestoßen
war. Wir bewunderten seinen Scharsfinn und seine Aus-
dauer, da aber der Bäckerjunge keinen Zylinder trug, konnte
er mir speziell für meine Zwecke nichts nützen. Wir ent-
ließen ihn unter Beifügung eines reichlichen Schmerzens-
geldes wieder, und da mir nichts anderes übrig blieb, setzte
ich nun doch den Lut des Kaminkehrers auf. Erfreulicher-
weise kam ich mit ihm auf dem Nachhausewege in einen
heftigen Gewitterregen, der allen Nuß herunter wusch, so-
daß ich ihn jeht sogar mit Vorliebe Sonntags trage.
Paß nur auf, daß dir nichts in das Essen fällt, wenn
du über den §>of gehst."
„Ne, Äerr Leutnant, kann nicht vorkommen, ich lege
immer meine Mütze druffl"
Aus den Feldpostbriefen einer Köchin.
F.. den 22. März 1918.
Lieber Max!
Seit jenen Tagen, die Dich zum Feldgrauen machten, habe ich
mich nicht mehr so rvohl gefühlt wie jetzt, und Dich, als tüchtigen Hotel-
koch von Beruf, wird es ganz besonders interessieren, zu hören, was
diesen Umschwung in meinem Wohlbefinden hervorgerufen hat.
Das letzte Jahr war eine schreckliche Zeit für mich. Nun ich wieder
über den Berg bin, kann ich Dir ja sagen, wie verzweifelt ich manchmal
war, wenn ich so gar nicht wußte, was für den Mittagstisch kochen.
Die große Pension, deren Küche ich unter mir habe, will gut versorgt
sein und ich hatte oft nicht das Geringste, wovon ich etwas Schmack-
haftes hätte zubereiten können. Keine Eier, keine Butter, keine Milch,
kein Fett — kaum Mehl — ich bin, weiß Gott, mehr als einmal daran
gewesen, meinen Beruf, der mir immer so lieb war, aufzugeben und
in die Munitionsfabrik zu gehen.
Da las ich eines Tages eine Anzeige der Moha-G. m. b. H., Nürn-
berg 54, in welcher auf das nach völlig neuen Gesichtspunkten aufge-
baute Moha-Kochbuch sür kriegsgemäße Küche hingewiesen wurde. Jch
lietz mir die kostenlos angebotene Schrift „Was koche ich morgen?"
von der Firma kommen und fand die darin aufgeführten Neuerungen
des Kochbuches sowie die auszugsweise wiedergegebenen Rezepte so vor-
züglich, daß ich mich zur Anschasfung des Buches entschloß. Jch habe
es noch am gleichen Tage in einem hiesigen Geschäft für Haus- und
Küchengeräte erworben und wahrlich, ich brauche die geringe Ausgabe
^ !4»S. 22. »ug. >g>S. .
j;er1sr>, Lreslrkil, Odsmriltir, vresäen, vllsseiaork, I'rLnIikurt, Harvkurss, Lvln, Ibelpsjx, jVlKFäednrx, ^lLnnbeiin, IrlUneben, ras8 r r§_^^^--s) 'ut"6UIririä ü.bH
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K 5.80. b'ür äie anäeren I^änäar äes W6ltpoLt.ver6in8 nnter Xreurbanä Uk. 5.30. — vesonäorZ in 40 pfrr . M OeLtorreieb-IInxarn 60 k.
Uk. 4.80; in OeLterreieb-Unearn unter Xren^danä L 7.20. Im VVeltpoötverein unter Kren^banä Uk. 6.30. Llnrelne i^ninmvr »u -----
(^. 3.—) nicht zu bereuen. Etwas Zweckmäßigeres konnte in dieser
Zeit für unsere Hausfrauen gar nicht geschaffen werden. Jch möchte
der vortrefflichen Frau, die es zusammengestellt hat nebst ihrem Helfer
um den Hals fliegen vor Freude, wenn ich sie hier hätte, so glücklich
bin ich wieder. Hättest Du je für möglich gehalten, daß man ohne
alles, was uns in Friedenszeiten das Wichtigste zur Herstellung einer
guten Kost war, ganz ausgezeichnete Gerichte herstellen kann, nur mit
Hilfe einiger Kunstgriffe und einiger neuartiger, höchst praktischer Appa-
rate für die Hauswirtschaft? Jch habe unsagbar viel aus diesem Koch-
buch gelernt. Sterilisieren ohne Gunnni, Bindemittel ohne Fett, Kraft-
brühe aus Gemüseabfällen, Rahmersatz und so viele neue Gerichte, so
viel Anregungen für den Mittags- und Abendtisch, ich kann Dir nur
sagen, ich schasfe wieder gerade so frisch und fröhlich wie vor dem Krieg,
als ich meinen Beruf eben begonnen hatte.
Doch was hilft es, daß ich Dir groß Einzelheiten von dem vorzüg-
lichen Kochbuch erzähle, ich sende Dir gleich ein Exemplar mit und wenn
Du auf Urlaub kommst, will ich Dir die besten Gerichte daraus vorsetzen.
Jch bin überzeugt davon, sie werden Dir so munden, daß Du selbst auch
in Friedenszeiten nur noch nach dem Moha-Kochbuch arbeiten wirst.
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lich. Wo nicht, wird Bezugsquelle von der Moha-G. m. b. H., Nürn-
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unseren Leserinnen auf Ansuchen kostenlos von der Firma übersandt.
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