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Zeitschrift für Humor und Kunst 135

Freund: „Die Virginia wäre nicht sv übel... nur habe
ich zu wenig Finger, um die Löcher zuzuhalten, die sie hat!"

Der Polizeigrog

zwischen dem rhythmischen Klopsen und dem Erscheinen des
Grogs herzustellen, von wem die Anregung dazu ausging,
wer das Signal vorschlug, nämlich den geklopften Anäpäst,
ob die Angelegenheit in diplomatischer Amhüllung und mit
Augenzwinkern oder geradeheraus und zynisch offen be
sprochen wurde, — ja, das alles können wir nicht wiffen
und würden es auch nie herausbekommen. Warum sollen
wir uns auch den Kopf darüber zerbrechen? Es kann doch
auch einmal bei einem Polizisten etwas vorfallen, was der
Bürger nicht herauskriegt, da doch bei den Bürgern so viel
vorfällt, was die Polizisten nicht herauskriegen. Begnügen
wir uns also mit der Tatsache, daß der Schutzmann Friedrich
Dubelke gewohnt war, abends in dem stillen, einsamen
Katergang sein Glas Grog zu genießen, und daß er diesen
ibm wohl zu gönnenden Genuß gewiß schon sehr viele
Abende und manches Iahr hindurch gehabt hatte, bis auf
einmal eine sehr verdrießliche Anterbrechung darin eintrat.

Denn was geschah Friedrich Dubelke eines Abends?
Man bereite sich vor, etwas wirklich ganz Erschreckliches
zu vernehmen. Ansang November war es; der erste Schnee

war gesallen, aber nicht liegen
geblieben, und als nun Du-
belke in den recht morastigen
Katergang einbog, war ihm
wirklich sehr nach Grog zu
Mute. Der Katergang ist
ein kurzes Gäßchen: Dubelke
mochte zehn Schritte darin
zurückgelegt haben, da war
ihm, als ob irgendwo eine
Tür klappte, doch nahm er
dies Geräusch mehr unbewußt
auf, er hatte den Grog im
Kopse, — das heißt den Ge°
danken daran, noch nicht den
Sprit selbst. Ietzt war er an
dem kleinen Fenster, jetzt hob
er die Land, um zu klopsen,

— da stieß diese Land gegen
ein Glas, in dem ein Löffel
klirrte. Dubelke packte zu. —
das Glas war leer, aber heiß
war es noch, und also mußte
es eben erft eines heißen In-
halts beraubt worden sein, und
dieser Inhalt — Dubelke roch

— war Grog gewesen. Dubelke
erstarrte. Wenn ein Schutz-
mann auf eine noch warme
Leiche stößt, ein eben erst
nieder gestrecktes Opfer und
kurz vorher eine Tür hat klap-
pen hören, dann wird er an-
nehmen, daß durch diese Tür
soeben der Mörder entwichen
ist, und seine Empfindungen
werden ähnlich sein, wie sie
Friedrich Dubelke in diesem
Augenblick hatte. Anerhörter
Frevel! Sein Grog war ihm
gestohlen worden. Ein Ver-
brecher — denn natürlich ist
es ein Verbrechen, ein Glas
Grog stch anzueignen, das

eigentlich einem Polizisten zugedacht ist — mußte hinter
das Geheimnis des Klopfens gekommen sein. Er hatte
geklopft, er hatte gesoffen — Limmel, was mußte der Lund
für einen abgebrühten Schlund haben, alles auf einmal
hinunterzugießen, denn das Glas war ja noch ganz heiß! —
und dann war er entwichen, durch die Tür jsdenfalls, die
Dubelke hatte zuschlagen hören. Nache! Verfolgung, Er-
greifung, Bestrafung des Schuldigen!

Ia, aber wie? Dubelke hatte nock gar keinen Grog
im Leibe, aber selbst wenn er schon zehn Glas getrunken
hätte, so viel Befinnung hätte er doch immer noch gehabt,
sich zu sagen, daß er jaüberhaupt keinen Lärm schlagendurfte.
Denn wenn er selbst den Verbrecher erwischte, der konnte
ja ganz frech das Maul aufreißen — so frech, wie er es
zum Saufen getan hatte - und sragen, was denn eigentlich
der Äerr Schutzmann Dubelke mit einem Klopfzeichen und
einem darauf erscheinenden Glas Grog zu lun hätte. Denn
ein Schutzmann durfte doch nicht, — na, und so weiter.
Dubelke knirschte mit den Zähnen, während er einige Flüche
statt des ihm entgangenen Grogs hinunterschluckte. Abwarten
hieß es hier, und das fiel ihm schwer, denn wenn die Polizei
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