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Zeitschrift für Humor und Kunst
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Wie tch meinen fünfundzwanzigsten
t-Punkt stahl....
ängstlich - vorfichtigem Späh-
blicke nach rechts und links,
dem Stiefel und der Konfek-
tion der i-Punkt wegoperiert.
Dann bargen wir sorgsam un-
seren Raub, trugen ihn heim
und klebten die neugewonne-
nen i-Punkte in unsere Samm-
lung. Wir hatten ein großes
Lolzbrett gekauft, darauf wir
die gläsernen, emailenen und
porzellanenen Stücke besestig-
ten. Darunterwurde, in Sepps
wuchtiger Rundschrist, der
Name geschrieben, den jeder
i-Punkt erhielt. Diese Namen
nannten in mehr oder wentger
verschämter oder in weniger
odermehr unverschämter Form
den Laden.dem wir die i-Punkte
entwendet hatten. Wir hatten
Maier I bis VII, Simonsohn I
bis IV und Schmidt I bis V.
Ansere Sammlung glich einer
Rechtsanwaltsliste.
Als das Semester sich sei-
nem Ende neigte, zählten wir,
und, fiehe da: Wir erfuhren,
daß wir vierundzwanzig i-
Punkte besaßen. Das war
schon eine ganze Menge! Aber
vierundzwanzig? Wer bleibt
dabei stehen? Der fünfund--
zwanzigste mußte heran, mochte
kommen, was da wollte!
Der letzte Abend unseres
Aufenthaltes in München ge-
hörte dem „Figaro" im „Re-
sidenztheater." Das ist das
Schönste, was München bietet.
Wir waren hingerissen. Aber,
diei-Punkte vergaßen wir doch
nicht. Jn der ersten Pause
überzeugte Sepp sich, daß sein
Messer in der Manteltasche
steckte. Wirwarenberuhigt. InderzweitenPauseaberdachten
wir nicht an das Messer. Denn wir hatten, in einer Rang-
loge, ein blondes Köpferl gesehen, zu dem wir uns alle,
und wir wurden rot dabei, hinauf verbeugt hatten. Ilnd
dann hatten wir uns angesehen, argwöhnisch, einer den
anderen. Aus den Kumpanen waren in dem einen Augen-
blicke Rivalen geworden. Das fühlten wir. Das blonde
Köpferl gehörte nämlich dem Fräulein Anneliese Arbahn,
das wir vor einer Woche kennengelernt hatten, bei der
Gartenbowle, die ihr Onkel, unser Seminarvorstand, ge-
geben hatte. Sepp hatte zu diesem Onkel eine Empfehlung
gehabt. und wir waren mit eingeladen worden. Wir hatten
uns gottvoll amüsiert und, auf dem Nachhausewege, zwei
i-Punkte erlegt. Es war ein in jeder Äinsicht genuß- und
ertragreicher Abend gewesen. An Fräulein Anneliese Arbahn
hatten wir nicht mehr gedacht. Nun aber, da wir sie wieder
sahen, wußten wir alle, daß wir uns an jenem Abend,
unbewußt, in sie verliebt hatten. Das gestanden wir uns
aber erst viel später. —
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Ihre Bedenken
Bäuerin: „Na, Sepp, packst du aber an Laufen
Sach' ei; da kann der Krieg freili' net gar werd'n."
Vorerst einmal begaben wir uns in den ersten Rang
und stalteten der blonden Anneliese einen Besuch ab. Dabei
lernten wir einen jovialen Lerrn kennen, der sich als ihr
Vater entpuppte und uns gestand, daß er gern noch einmal
auch zwanzig Iahre sein wollte. Aber, wenn er auch schon
etwas älter sei, so sei er doch nicht minder jung ... im Lerzen,
versteht sich, und er schlage vor, daß wir diesen ange-
brochenen Abend in seiner Wohnung mit einer Bowle zu
Ende feierten.
Anneliese klatschte Bravo, und wir waren entzückt. —
Als wir die Treppen hinab stiegen,waren wir eingeschnappt:
jeder auf die anderen, die unsere gemeinsamen heiligsten
Güter verraten hätlen: Sollte diese Nacht nicht dem fünf-
undzwanzigsten i-Punkte gehören? — And nun gehörte sie
dem Kommerzialrate Arbahn, einem Manne ohne jedes i
und ohne jeden i°Punkt, dafür aber mit einem Weinkeller,
den ich jedem Wohlgesinnten empfehlen kann.
Dieser Abend nahm einen sehr schönen und angeregten
Verlauf. Lerr Arbahn braute eine Bowle, die gar nicht