180 <XX>X>>><X>>X(>XXXX> Meggendorfer-Blätter, München <xxx>x>xxx>xxxxx>x>
— „Nun sollst du also wenigstens als Schreiber ein-
gezogen werden, Vetter?"
— „Ia. So ein Blödsinn l Frag' mal Silberstein,
ob meine Landschrift wohl dreißig Psennige wert ist."
Der große Geldsack Von Peter Robinson
„Die Spartaner müssen total verrückt gewesen sein!"
Mit diesem kurzen und harten Arteil führte sich mein
Freund Adam bei mir ein, als er mich einige Tage nach
Pfingsten besuchte. Ich war verreist gewesen, hatte ihn
längere Zeit nicht gesehn und war jetzt überrascht, als er
in völlig neuer Ausstattung bei mir eintrat, — in einem
sehr soliden Gehrockanzug, schönen Lackstiefeln, mit wild-
ledernen Landschuhen, einem Spazierstock mit silberner
Krücke und noch verschiedenen anderen eleganten Dingen,
die er sich früher schon
immer auf das innigste
gewünscht, aber höchstens
einzeln, nie alle gleichzeitig
zusammen besessen hatte.
Außerdem holte er sofort
ein silbernes Zigaretten-
etui hervor. Er mußte
also einen erfreulichen Am-
schwung in seinen Ver-
hältniffen erfahren haben,
denn als ich ihn das letzte
Mal gesehn, war er wic-
der einmal, wie er gesagt
hatte, fast sämtlichen irdi-
schen Besitzes entblößt ge-
wesen. And das hatte
man ihm auch, wenn schon
nicht im vollen Amfange,
so doch immerhin ganz
bedenklich ansehn können.
„Verehrtester, Sie können mir's glauben,
die alten Spartaner müffen schon ganz be-
trächtliche Esel gewesen sein," ergänzte Adam
sein Arteil. „Ich möchte nicht Spartaner
gewesen sein." Lierbei spielte er kokett mit
seinem filbernen Zigarettenetui, einem Gegen-
stande, der sreilich den Spartanern fremd ge-
wesen ist und auch gar nicht zu ihnen gepaßt
hätte. „Früher habe ich anders über die
Kerle gedacht. Ihre sprichwörtlich gewordene
Lebensführung ist mir oft ein das Rückgrat
stärkender Trost gewesen, wenn ich selbst zu
Zeiten auf das äußerste bescheiden und an-
spruchslos leben mußte, also spartanisch. Dann
hat mich das Vorbild der Lakedämonier auf-
gerichtet, erhoben, getröstet. Wenn ich in ir-
gend einem öden Mietszimmer saß, wieder
einmal von der rauhen Land eines sühllosen
Gerichtsdieners bis auf das Anentbehrlichste
ausgevfändet, — übrigens ist es natürlich ein un-
geheurer Blödsinn,wenn die Gerichte den Begriff
des Anentbehrlichen und also nicht pfändbaren
ein für allemal festlegen, denn das müßte doch
jeweils nach den Lebensgewohnheiten und den
der Löhe seines Kulturstandes entspringenden
Ansprüchen des zu pfändenden Individuums
beurteilt werden, denn wenn z. B. der Gewürz-
warenkommis Aloys Dinglhuber gepsändet
wird und etwa 150 Mark im Monat behalten
darf, oder wie viel es ist, dann mag das voll-
kommen in Ordnung sein, während die gleiche
Aebung mir gegenüber eine wahnsinnige An-
gerechtigkeit bedeutet, da ich doch auf einer
ganz anderen Kulturstufe stehe wie der Gewürzwarenkommis
Aloys Dinglhuber. Aber das ist ja eben meine ewig wieder-
holte Anklage: die Gerichte dienen gar nicht dem Recht,
sondern dem Llnrecht, was klipp und klar schon daraus
hervorgeht, daß ich in Geldangelegenheiten noch niemals
einen Prozeß gewonnen habe; immer bin ich zur Zahlung
verurteilt worden. O Verehrtester, glauben Sie mir: die
Gerichte sind Brutstätten der widerlichsten Schikane, und
wenn es, was zum Schaden der Menschheit leider nicht
der Fall ist, nach meinem Willen ginge, dann müßte —"
Ich erlaubte mir, Adam zu unterbrechen. Wenn er
auf die Gerichte zu sprechen
kommt, hört er vor einer
Stunde nicht auf. Ich höre
zwar — wie wohl auch viele
andere Leute — äußerst gern
auf die Gerichte schimpfen,
aber diesmal war ich wegen
der Spartaner neugierig,
und deshalb sagte ich: „Ent-
schuldigen Sie,lieberAdam,
aber Sie hatten etwas ganz
anderes angefangen, — Sie
wollten mich doch über die
Spartaner aufklären."
„Ach so, — verzeihen Sie,
aber mein für die wahre Ge-
rechtigkeit brennender Geist
hat mich fortgerissen. Ia
also, — die Spartanerl
Ich bitte Sie, Verehrtester,
konnten vernünftige Leute
Höchste Zeit — „Bauer, warum wascht dir denn d' Füß?
— „Weil mir d' Schuah z' kloa wer'n I"
— „Nun sollst du also wenigstens als Schreiber ein-
gezogen werden, Vetter?"
— „Ia. So ein Blödsinn l Frag' mal Silberstein,
ob meine Landschrift wohl dreißig Psennige wert ist."
Der große Geldsack Von Peter Robinson
„Die Spartaner müssen total verrückt gewesen sein!"
Mit diesem kurzen und harten Arteil führte sich mein
Freund Adam bei mir ein, als er mich einige Tage nach
Pfingsten besuchte. Ich war verreist gewesen, hatte ihn
längere Zeit nicht gesehn und war jetzt überrascht, als er
in völlig neuer Ausstattung bei mir eintrat, — in einem
sehr soliden Gehrockanzug, schönen Lackstiefeln, mit wild-
ledernen Landschuhen, einem Spazierstock mit silberner
Krücke und noch verschiedenen anderen eleganten Dingen,
die er sich früher schon
immer auf das innigste
gewünscht, aber höchstens
einzeln, nie alle gleichzeitig
zusammen besessen hatte.
Außerdem holte er sofort
ein silbernes Zigaretten-
etui hervor. Er mußte
also einen erfreulichen Am-
schwung in seinen Ver-
hältniffen erfahren haben,
denn als ich ihn das letzte
Mal gesehn, war er wic-
der einmal, wie er gesagt
hatte, fast sämtlichen irdi-
schen Besitzes entblößt ge-
wesen. And das hatte
man ihm auch, wenn schon
nicht im vollen Amfange,
so doch immerhin ganz
bedenklich ansehn können.
„Verehrtester, Sie können mir's glauben,
die alten Spartaner müffen schon ganz be-
trächtliche Esel gewesen sein," ergänzte Adam
sein Arteil. „Ich möchte nicht Spartaner
gewesen sein." Lierbei spielte er kokett mit
seinem filbernen Zigarettenetui, einem Gegen-
stande, der sreilich den Spartanern fremd ge-
wesen ist und auch gar nicht zu ihnen gepaßt
hätte. „Früher habe ich anders über die
Kerle gedacht. Ihre sprichwörtlich gewordene
Lebensführung ist mir oft ein das Rückgrat
stärkender Trost gewesen, wenn ich selbst zu
Zeiten auf das äußerste bescheiden und an-
spruchslos leben mußte, also spartanisch. Dann
hat mich das Vorbild der Lakedämonier auf-
gerichtet, erhoben, getröstet. Wenn ich in ir-
gend einem öden Mietszimmer saß, wieder
einmal von der rauhen Land eines sühllosen
Gerichtsdieners bis auf das Anentbehrlichste
ausgevfändet, — übrigens ist es natürlich ein un-
geheurer Blödsinn,wenn die Gerichte den Begriff
des Anentbehrlichen und also nicht pfändbaren
ein für allemal festlegen, denn das müßte doch
jeweils nach den Lebensgewohnheiten und den
der Löhe seines Kulturstandes entspringenden
Ansprüchen des zu pfändenden Individuums
beurteilt werden, denn wenn z. B. der Gewürz-
warenkommis Aloys Dinglhuber gepsändet
wird und etwa 150 Mark im Monat behalten
darf, oder wie viel es ist, dann mag das voll-
kommen in Ordnung sein, während die gleiche
Aebung mir gegenüber eine wahnsinnige An-
gerechtigkeit bedeutet, da ich doch auf einer
ganz anderen Kulturstufe stehe wie der Gewürzwarenkommis
Aloys Dinglhuber. Aber das ist ja eben meine ewig wieder-
holte Anklage: die Gerichte dienen gar nicht dem Recht,
sondern dem Llnrecht, was klipp und klar schon daraus
hervorgeht, daß ich in Geldangelegenheiten noch niemals
einen Prozeß gewonnen habe; immer bin ich zur Zahlung
verurteilt worden. O Verehrtester, glauben Sie mir: die
Gerichte sind Brutstätten der widerlichsten Schikane, und
wenn es, was zum Schaden der Menschheit leider nicht
der Fall ist, nach meinem Willen ginge, dann müßte —"
Ich erlaubte mir, Adam zu unterbrechen. Wenn er
auf die Gerichte zu sprechen
kommt, hört er vor einer
Stunde nicht auf. Ich höre
zwar — wie wohl auch viele
andere Leute — äußerst gern
auf die Gerichte schimpfen,
aber diesmal war ich wegen
der Spartaner neugierig,
und deshalb sagte ich: „Ent-
schuldigen Sie,lieberAdam,
aber Sie hatten etwas ganz
anderes angefangen, — Sie
wollten mich doch über die
Spartaner aufklären."
„Ach so, — verzeihen Sie,
aber mein für die wahre Ge-
rechtigkeit brennender Geist
hat mich fortgerissen. Ia
also, — die Spartanerl
Ich bitte Sie, Verehrtester,
konnten vernünftige Leute
Höchste Zeit — „Bauer, warum wascht dir denn d' Füß?
— „Weil mir d' Schuah z' kloa wer'n I"