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Vergessen — »Die Torte ist beinahe so gut wie im Frieden."

— ^Das können Sie leicht sagen, Fräulein, — wer
weiß denn noch, wie Torte damals geschmeckt hat!"

Der große Geldsack

ihn schreiben müffen. Tante Alrike telegraphiert mir also;
ich hole sie — am Donnerstag vor Pfingsten — vom Bahn-
hof ab, und da es erst fünf Ahr nachmittags ist und sie
Appetit auf Kaffee hat, muß ich sie zunächst in ein Kaffee-
haus führen, ehe sie sich in die ihr als Absteigequartier
dienende Pension begibt. Es ist übrigens eine Pension,
in der ich, der ich doch schon unendlich oft mein Dach ge-
wechselt habe, noch niemals gewohnt habe. Das ist mir
angenehm: die nur den vierten Teil ihrer Zinsen verbrauch-
ende Tante würde sich wundern, wenn ihr erzählt würde,
daß die Bezahlung von Mietschulden von mir in der Regel
nur mit Schwierigkeiten zu erlangen ist. Wenn der Mensch
eine brauchbare Tante hat, soll er sorgen, daß sie sich nicht
über ihn wundert. —

Wie wir nun in dem Kaffeehause sitzen, holt meine
Tante Alrike plötzlich eine Brieftasche hervor, — diese außer-
ordentlich elegante Brieftasche, die Sie hier in meinem
rechtmäßigen Besitze erschauen." — Adam wies die Brief-
tasche vor. „Schön, nicht war? Echt Nilkrokodil, — der
Beleihungswert ist mir zwar nicht bekannt, aber btllig muß
das Ding nicht gewesen sein. ,Lieber Neffe/ sagt meine
Tante Alrike dabei, ,du wirst dich jetzt schön um mich kümmern.
Wir werden zusammen ausgehn, in guten Wirtschaften effen,
Ausflüge machen und so weiter. Dabei aber wirst du immer
bezahlen, denn es gehört sich, daß der Lerr das tut. Lier
die Brieftasche enthält zweihundert Mark; bestreite unsere
Ausgaben, — den Nest darfft du behalten/

Das war brav von Tante Lllrike, nicht wahr, — be-
sonders die Schenkung des Restes. Sie werden es, Ver-
ehrtester, begreiflich und verzeihlich sinden, daß ich sofort
den Entschluß faßte, nicht gar zu teure Lokale mit der Tante
aufzusuchen und überhaupt die Ausgaben möglichst zu be-
schränken, um die mir verfallende Restsumme recht hoch zu
gestalten. Diesem Vorsah schienen die Götter günstig ge-
sinnt zu sein, — in einer Weise, die ich selbst gar nicht einmal
gewünscht hätte. Denn wie ich meine Tante Alrike nach
ihrer Pension bringe, — was begibt sich da? Die gute
Tante klagt auf einmal, daß fie leichte Schüttelfröste emp-
finde. ,Ich muß mich auf der Bahnfahrt erkältet haben/
sagt sie, ,das wäre ja eine schöne Geschichte, wenn ich jetzt
einen Katarrh bekäme. Aber daraus wird nichts; bei solchen
Sachen beuge ich energisch vor. Ich lege mich sofort ins
Bett, bleibe mindestens 36 Stunden darin und trinke Ka-
millentee. Du kannst dich morgen Abend nach mir er-
kundigen, lieber AdanL."

So, für 36 Stunden also fielen die Ausgaben meiner
Tante schon nicht auf mein Konto. Ich sage ausdrücklich
mein Konto, denn ich hatte zu dem Gelde in der Brief-
tasche bereits mein Vermögen hinzu getan, nämlich meinen
letzten Fünfmarkschein, und so waren die zweihundert Mark
von Tante Alrike durch Vermischung, wie die Iuristen
sagen, in meinen Besitz übergegangen. Ich bin nie geizig
mit meinem Besitz verfahren. Ich speiste vortrefflich zu

Abend, ich besuchte ein Kabarett, ich tras-doch die

Einzelheiten erlassen Sie mir wohl —, also kurz und gut:
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