Meggendorfer-Blätter, München
Phlegmatisch
— „Den ganzen Tag hocken Sie in Ihrem
Sorgenstuhl, das bekommt Ihnen nicht, Sie
müssen sich Bewegung machen!"
— „Wenn Sie meinen, Lerr Doktor, da werde
ich mir also ... aw Schaukelfiuhl anschaffen!"
Das Eichkätzchen
Mein Freund wohnte als Junge in der Vorstadt in einem
Laus mit großem Park, in dem sich auch ein Eichkätzchen
tummelte. Er kam auf den Gedanken, das Tierchen zu
zähmen. Er streute Nüffe vor die Laustür, das Eichkätzchen
holte sie; er ließ Nüffe an dünnem Faden
zum Fenster herab, erst bis auf den Bo-
den, dann immer höher am Weinstock
entlang, und das Eichkätzchen holte sie
immer und folgte, und fo kam's bald ins
Zimmer und fraß schließlich aus der
§>and. Da sperrte er es ins Zimmer
ein. Aber das Derchen änderte bald
seinen Charakter, brachte alles in ünord-
nung, war nimmer zutraulich, sondern
bösartig und biß ihn eines Togs sogar
in den Finger. Da machte er das Fen-
ster auf und jagte es davon-
Als mein Freund zum Iüngling
reifte, verliebte er sich in ein Mädchen,
das immer am Garten vorbei ins In
stitut ging. Erst reichte cr ihr Schokolade-
plätzchen durch den Gartenzaun, bald
mußte sie hereinkommen, um die Düte
in Empfang zu nehmen, bald stand er
unter der Laustür, natürlich mit der
Düte voller Güte — na und schließlich
folgte das naschhafte lustige Geschöpf-
chen in sein Zimmer und bekam ein Täs-
sele Tee und was Süßes dazu. Er ver-
lobte sich mit ihr, und als er leibhaftiger
Referendar war, heiratete er sie. Da
fühlte sich das große Eichkätzchen einge-
sperrt, änderte seinen Charakter, brachte
das ganze Laus in Anordnung, war
nimmer zukraulich sondern bösartig und biß ihn eines Tags
sogar in den Finger. Da machte er das Fenster auf und
— sah hinaus!
Drum wer nicht ein guter Menschenkenner ist, der schaffe
sich lieber ein Eichkätzchen an als eine Frau! O, I.
fieimliche könige
5ie jchieiten ciurch monähelle
LLrten jacht.
llerhüllen jich in kettlertracht
Unä trsgen äas sier-: voller
ölumen mit,
llüe pagen siolpern äie bterne
hipter ihrem bchritt.
sieimliche sironen weben um
ihr Sesicht
btrahlenä äas schönsie glorienlicht,
vroffeln unä keigen jchluchren
ärein lo weh.
llerträumte lllünlche sierben im
ölütenlchnee.
vrei Meilen nach llleihnacht irgenäwo
bchreiten heimliche öönige lo.
vu hasi sie vielleicht lchon olt gelehn,
llsie sie äurch Kssien unä 6srten geh»,
llersiaubt, rerwanäert, mit
rerrisienem siemä
lm blauen siittel lelig lremä. . .
Nortt Nuät Tüaris
Botanisches " „VaLer, was sind denn
dös für Bleamerl?"
— „Die Bleamerl? Kennst denn die nöt,
dummer Bua; wennst es nit weißt, dann
sagst halt, dös san Levkojen."
Copyright 1918 by I. F. Schreiber
M 6ott!
.Zettche, jjettche. lag emol.
holcht äann kän öchbiggel nää?
5o lchlambig kummscht äie
6asi äoher,
6s isi lchun nit mehr lchää!
vei' Ickche is lasich rugeknöbbt.
Ilei' ölus guckt ärunner vor,
üm Nermel jz e siabt geplatzt,
llerlchtruwwelt is äei' sioor.
vei' öock, äer rippelt iweratl
lln hot e langi 5chlepp.
vei' siämmcher rutsche
slle -iwää.
vei' siut sitzt krumm un
lchebb."
vie Iräulein sjettche seitrt
un greint,
lln dutzt äie QZne ab.
„sich 6ott, — wann ich mer jetzt
nor kää
öaräie verschlage hab'."
Lina 5ommer