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Meggendorfer-Blätter, München
— „Zu was hast jetzt du dir Lippenpomade kauft? Äast ja so a Maul wia g'schmiert!"
zu verdanken, das du anschei-
nend jeden Tag haben kannst?
Sage, von wem kommt all das
Gute?"
Da zuckte der kleine Knabe
die Achseln und sagte über-
legen: „Das könnte Zhnen ch
paffen! Nee, — ich werde
Zhnen doch nicht unseren
Schleichhändler nennen." -on.
Prosaisch
Braut: „So ein prosaischer
Mensch! Erst schneidet er
unlere Namen in die Rinde
ein .. und nachher nimmt er
einen von den Splittern und
benutzt 'n als Zahnstocherl"
Nicht verlegen
— „Ich hatte neulich für fünszig
Pfennige von Zhrcm Ratten-
vertilgungsmittel gekauft, aber
die Ratten haben sich seither
verdoppelt!"
— „Da gebrauchen Sie also
jetzt für 'ne Mark!"
Die Ouelle aüer Gaben
Mir kinna's uns leist^n! Non Peter Lubert Becker
Auf einer Bank im Park saß ein würdiger alter Lerr.
Falten an seinen Wangen und sein viel zu großer Kragen
zeigten, daß er in einer noch nicht so weit zurückliegenden
Zeit etwas fetter gewesen sein mußte.
Da kam ein kleiner Knabe, der in der
Nähe gespielt hatte, und setzte sich auch auf
die Bank. Er war vortrefflich angezogen
und hatte auch prächtige kleine Stiefel an
den Füßen. Es mußte also ein Kind eines
recht vermögenden Vaters sein.
Der kleine Knabe zog ein Päckchen aus
der Tasche und packte ein Schinkenbrot aus,
— weißes Brot, mit Butter beftrichen und
dick mit herrlichem Näucherschinken belegt. Der
würdige alte Lerr sah mit unruhigen Augen
auf diese schöne Zusammenstellung nahrhafter
Substanzen.
Der Kleine begann jein Schinkenbrot zu
beknabbern. Aber er tat es mit langen Zäh-
nen; er schien gar keinen rechten Appetit zu
haben. Llnd dann hörte er auf einmal mit
dem Knabbern auf und — ja wirklich, er warf
das Schinkenbrot achtlos in das Gras hinter
der Bank. Dann wollte er fortgehn.
„Lalt einmal, Kleiner!" rief da der wür-
dige Lerr und sprach dann in vorwurfsvollem
Tone : „Geht man so mit solchen guten Dingen
um, die heutzutage die allerwenigsten genießen
können? Ich bin ein alter Mann, der viel
in seinem Leben gearbeitet hat, und habe nicht
solch ein prächtiges Schinkenbrot. Du aber
hast eines. Nun solltest du auch dankbar
dafür sein So etwas fortzuwerfen ist eine Es ist ein
schwere Sünde. Denn wem, mein Kind, hast
du solche gute Gabe und all das andere Schöne weil er mich
Der Schlossermeister Sebastian Sterzl hatte im Linter-
hause einer entlegenen Straße seine Werkftatt. Der Betrieb
war klein, es arbeiteten darin nur er, ein Gehilfe und ein
Lehrling. Sterzl war ein fleißiger tüchtiger Landwerker
Iarnmer! — „Wiffen Sie, ich kann das Saecharin nicht
leiden — und Zucker mag ich auch nicht mehr,
durch seine Süßigkeit wieder an das Saccharin erinnert."
Meggendorfer-Blätter, München
— „Zu was hast jetzt du dir Lippenpomade kauft? Äast ja so a Maul wia g'schmiert!"
zu verdanken, das du anschei-
nend jeden Tag haben kannst?
Sage, von wem kommt all das
Gute?"
Da zuckte der kleine Knabe
die Achseln und sagte über-
legen: „Das könnte Zhnen ch
paffen! Nee, — ich werde
Zhnen doch nicht unseren
Schleichhändler nennen." -on.
Prosaisch
Braut: „So ein prosaischer
Mensch! Erst schneidet er
unlere Namen in die Rinde
ein .. und nachher nimmt er
einen von den Splittern und
benutzt 'n als Zahnstocherl"
Nicht verlegen
— „Ich hatte neulich für fünszig
Pfennige von Zhrcm Ratten-
vertilgungsmittel gekauft, aber
die Ratten haben sich seither
verdoppelt!"
— „Da gebrauchen Sie also
jetzt für 'ne Mark!"
Die Ouelle aüer Gaben
Mir kinna's uns leist^n! Non Peter Lubert Becker
Auf einer Bank im Park saß ein würdiger alter Lerr.
Falten an seinen Wangen und sein viel zu großer Kragen
zeigten, daß er in einer noch nicht so weit zurückliegenden
Zeit etwas fetter gewesen sein mußte.
Da kam ein kleiner Knabe, der in der
Nähe gespielt hatte, und setzte sich auch auf
die Bank. Er war vortrefflich angezogen
und hatte auch prächtige kleine Stiefel an
den Füßen. Es mußte also ein Kind eines
recht vermögenden Vaters sein.
Der kleine Knabe zog ein Päckchen aus
der Tasche und packte ein Schinkenbrot aus,
— weißes Brot, mit Butter beftrichen und
dick mit herrlichem Näucherschinken belegt. Der
würdige alte Lerr sah mit unruhigen Augen
auf diese schöne Zusammenstellung nahrhafter
Substanzen.
Der Kleine begann jein Schinkenbrot zu
beknabbern. Aber er tat es mit langen Zäh-
nen; er schien gar keinen rechten Appetit zu
haben. Llnd dann hörte er auf einmal mit
dem Knabbern auf und — ja wirklich, er warf
das Schinkenbrot achtlos in das Gras hinter
der Bank. Dann wollte er fortgehn.
„Lalt einmal, Kleiner!" rief da der wür-
dige Lerr und sprach dann in vorwurfsvollem
Tone : „Geht man so mit solchen guten Dingen
um, die heutzutage die allerwenigsten genießen
können? Ich bin ein alter Mann, der viel
in seinem Leben gearbeitet hat, und habe nicht
solch ein prächtiges Schinkenbrot. Du aber
hast eines. Nun solltest du auch dankbar
dafür sein So etwas fortzuwerfen ist eine Es ist ein
schwere Sünde. Denn wem, mein Kind, hast
du solche gute Gabe und all das andere Schöne weil er mich
Der Schlossermeister Sebastian Sterzl hatte im Linter-
hause einer entlegenen Straße seine Werkftatt. Der Betrieb
war klein, es arbeiteten darin nur er, ein Gehilfe und ein
Lehrling. Sterzl war ein fleißiger tüchtiger Landwerker
Iarnmer! — „Wiffen Sie, ich kann das Saecharin nicht
leiden — und Zucker mag ich auch nicht mehr,
durch seine Süßigkeit wieder an das Saccharin erinnert."