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ZeiLschrift für Humor un,d Kunst 5L

„Brei unä äubbe aUe Dage,

Brr! Das wlrä mir schon zur BlageH
Zchbrichä Herr Lange, sich im Zchbaße
Hefäig schüääelnä, zu äer Base.

Der gleene Hausägrann

Anä äarauf erwieäerä äiese:

„Ob sich äas nichä änäern ließe?

Ob äie Frage nichä zu lösen
Miä Garäoffeln — unä miä 6leeßen?"

Doch äer Hausherr schbrichä mit Lachen:
„Nee, äa läßä sich garnischä machen;
Nämlich unser gleener Lcbäeffel
Haä jetzä — ännen neien Läffel!"

O. W8

Der große Stein

zu laffen, — durch Maurer- und Zimmermeifier Ziebewarg,
der die in sein Fach schlagenden Reparaturen und Arbeiten
an städtischen Gebäuden zu genehmigten Akkordpreisen zu
erledigen pflegte. Maurer- und Zimmermeister Ziebewarg
fuhr also - in 13 Minuten - nach der „Lehmgrube" hinaus,
sagte erst: „Donnerwetter!" dann fünf Minuten lang,
während er überlegte, gar nichts und darauf zu sich selbst:
„Na, mir kann's egal sein; ich laß mir Gerät und Arbeits-
zeit bezahlen." - And am nächsten Tage flng die Arbeit an.

Neugierige, die im „Generalanzeiger" der Stadt von
dem R'esenstein gelesen hatten, aber zu faul waren, nach
der „Lehmgrube" zu laufen, warteten am Nachmittag dieses
Tages am westlichen Tore der Stadt auf sein Erscheinen.
Sie hatten fich getäuscht. O nein, so schnell ging das nicht.
Zuerst mußte Maurer- und Zimmermeister Ziebewarg um
die Grube, in deren Tiefe der Stein lag, ein Gerüft auf-
führen laffen, ein gewaltig starkes Gerüst, an dem die vielen
Flaschenzüge angebracht werden mußten, die den Stein heben
sollten. Der Bau dieses Gerüftes dauerte genau — einen
arbeitsfreien Sonntag freilich dazu gerechnet — sieben
und einen halben Tag; den Reft des ackten Tages nahm
das Anbringen der Taue an dem Steinriesen in Anspruch.
Den ganzen neunten Tag wurde er ruckweise, Millimeter
um Millimeter aus der Grube gehoben, über den zu seiner

Beförderung bestimmten, extra starken Wagen geschwenkt
und dann langsam auf diesen niedergelaffen. Der zehnte
Tag war wieder ein Sonntag. Am elften und zwölften
Tag wurde der Wagen mit dem Stein bis an die Chaus-
see befördert, beinahe nur zentimeterweise; den ganzen Weg
mußten starke Bohlen gelegt werden, aber zweimal brach
der Wagen durch und sank tief in den weichen Boden ein.
Am dreizehnten Tage reiste der SLein nach der Stadt.
Weil es nun aber der dreizehnte Tag war, oder auch weil
der Kutscher des Wagens sich bei Lerrn Stöbbke, der froh
war, den Stein los zu sein, gratis besoffen hatte, — aus
einem dieser Gründe oder auch aus beiden zusammen stieß
der Wagen sechs Meter vor dem Westtor gegen einen
Prellstein. Eine Achse brach, die Plattform des Wagens
senkte fich, und der Riesenstein lagerte fich gemächlich auf
die Straße. So, da lag er, genau in der Mitte des Weges,
daß kein Wagen zum Tor hinaus und folgerichtig auch
keiner hinein konnte.

Maurer- und Zimmermeister Ziebewarg erschien beim
Lerrn Bürgermeister. Ziebewarg war hitziger Natur. Na
also, da wäre das Malheur da. Das hätte er sich gleich
gedacht. Solch ein Anfug, daß so ein elender Stein in der
Welt herumgeschleppt werden mußte! Wo das doch ein
Leidengeld koftete, mehr, als der ganze Steinklumpen
wert wäre.
 
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