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1465

ZeiLschrift für Humor und Kunst

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I're^Iurr, Oresäen, I)l'r88elcl0l'f, IHankknrt, IlanrduiA, Löl«, I^ipxix, ^laZäedulA. Hlalllldeim, ^löneden, ^ül-udel'A. LtrassdurZ 1. L., 8t.ut.tA3.rt, I'raA, ^Vieu, >Varsedau, Lasel, 2l1i-1cd.

elluuAsn auk 6Ls vedeuausxadv dei alleu Lued- uuä XuustdrluäluuAen. ^tzituuAL-d.xz-ecljtivueu uuä I^vstäiuLeru. ^uartalspreis (13 Nuiuiueru) iu Oeutsediauä AlL. 4.—,
Ö62UA A1K. 4.20- uuter Xr^urdauä vviu VerlLA 21d. 4.50. In äsu I^änäeru init XronsuvvLdruux L 6.40, äured ^öituuxsmards L 7.—-- uuter Xrsu^dauä L 7.L0.
1is auäeren d,änäer äss VVeltpoLtvereinL uuter Kreurdauä Lld. 5.30. — Lesvuäers 1u 8edutLpappv verpaedte ^us^ade: kvstberuL 2IK. 4.80, uuter Xreurdanä LLd. -.—;
-n d.9.uäeiu init XroueuvvädruuA unter Kreu^dauä L 9.60. Im ^Veltpvstvereiu uuter Xreurdauä Ak. 7.30. Llnrelnv Xumiuvr 40 kLx., iu XroueuvvädruuL 64 d.

^UsiLLxH Ill^LtHQLQIiräuLH: kurisii !ÄSS8b, ^LQ0Q0SQ-LxxH<1iÜ0Q.

Der große Stein

L>err Bürgermeifter Dr. jur. Kohlschanzer horchte auf.
„Eiri Leidengeld? Bitte, wie meinen Sie das?"

Na, das könnte sich doch jeder sagen, daß die Geschichte
nicht billig wäre, erklärte Ziebewarg. Er wollte gar nicht
einmal was dabei verdienen. Aber 400 Mark machte die
Geschichte bis jetzt schon, nach dem für die laufenden Arbeiten
vereinbarten Tarif. Für 600 Mark wollte er den Stein
an den bestimmten Platz bringen. Dabei setzte er noch
zu, weil er jetzt noch einmal ein Gerüst aussühren müßte.
Na ja, das läme eben auf seine Kappe; da wäre eben der
Schweinhund von Kutscher dran schuld. —

„600 Mark!" sagte der Äerr Bürgermeister. „Gänz-
lich ausgeschlossen! Davon kann gar keine Rede sein!"

„Na, dann kann der Stein von mir aus liegen bleiben,"
meinte Maurer- und Zimmenneister Ziebewarg und ging
ab. Der Lerr Bürgermeister blieb in einer Stimmung
zurück, als hätte er sich jein Amt erschwindelt und wäre
entlarvt worden. Das war eine veifluchte Geschichte! Daran
hatte kein Mensch gedacht, daß der Traneport dieses Luders
von Stein so kofispielig sein würde. Aber liegen durfte
er natürlich nicht bleiben. Das Westtor konnte doch nicht
versperrt bleiben, bis der Stein durch die Einflüsse der
Atmosphäre und der Witterung zermürbt und zerfallen
sein würde. Das würde zu lanae dauern; vielleicht würde
die ganze Stadt srüher zerfallen. — Am Abend dieses
Tages erschien im „Generalanzeiger" ein Artikel, der den
Transport des Riesenfieines und den bedauerlichen Anfall
schilderte. Der sehr schör.e Artikel schloß mit einem Lob

der alten Aegypter. die bei ihren grandiosen Bauten mit
jedenfalls sehr primitiven Geräten, ohne die rasfinierten
Äilfsmittel der heutigen Technik, noch viel schwerere Lafien
transportiert hätten.

Am nächfien Tage war Stadtverordnetenversammlung.
Bürgermeister Dr. jur. Kohlschanzer sah sich in der pein-
lichen Lage mitteilen zu müffen, daß die Aufstellung des
der Stadt geschenkten Steines 600 Mark Kosten verursachsn
würde. In einer glänzenden Rede rühmte er die außer-
ordentliche Schönheit des Steines, die eine solche Ausgabe
wohl rechtfertigte. Das half ihm aber nichts. Die Majorilät
Ver Stadtverordneten griff ihn in teilweise sehr heftigen
Reden an. Wie wolle der Magistrat diese Ausgabe recht-
fertigen? Bei der bekannten Finanzmisere der Stadt, bei
385 Prozent Gemeindesteuern! Ein derartiger Mangel
an Amsicht sei einfach unerhört, ja pflichtwidrig. Aber
sreilich, fort müßte der Stein! — And deshalb übernahm
das Stadtverordnetenkollegium vorlävfig dieKosten, kündigte
aber gleichzeitig an, daß es den Bürgermeister haftpflichlig
machen würde. Es fielen auch einige unsreundliche Worte
gegen Lerrn Guftav Stöbbke, den hochherzigen Schenker.
Stadtverordneter Pigorka, der sich gern gebildet ausdrückte,
sprach von einem „Danaidengeschenk." Er wollte Danaer-
geschenk sagen, aber Danaidengeschenk lag ihm näher. Er
war nämlich Böttchermeister. —

So, jetzt hatte der Lerr Oberbürgermeifter Dr. jur.
Kohlschanzer den großen Stein auf seiner Seele. Er ging
betrübt nach Äause, und wenn er sich als Iurist auch sagte,
daß die Stadt mit einer Schadenersahforderung, die über-
 
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