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ZeitschrifL für Humor und Kunst

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Das Sicherheitsschloß

wohl kaum schlimmer gewesen. Ein kalter Schauer
nach dem andern jagte Lerrn Maier über den
wohlgepflegten Leib.

Aber um Limmels willen. wie war denn so
ein Einbruch überhaupt möglich! Wo war denn
da die Polizei? Schliesen denn die Äerren schon
am hellen Tage? Solch einen Einbruch hat die
Polizei doch zu ahnen! Das ist ihre Pflicht, da
sür ift sie da! Bezahlte Lerr Maier vielleicht
deshalb die sündhast hohen Steuern, um in seiner
Wohnung keinen Augenblick mehr seines Lebens
sicher zu sein? Ia und — konnte man es ange-
fichts solcher Tatsachen wirklich wagen, seine Woh-
nung sür vier Wochen zu verlassen?

Zwar wäre es sehr unangenehm qewesen, noch
im leyten Augenblick dem Wirte vom „Blauen
Karpfen" absaaen zu müffen, zumal dieser. nach-
dem er Lerrn Maiers persönliche Bekanntschaft-
gemacht hatte, nur nach vieler Aeberredung be-
reit gewesen war, für vier Wocken die Verant-
wortung für Äerrn Maiers leibliches Wohl zu
übernehmen. Auch der Geda ke an die damit
in nebelhafte Fernen entschwindenden zarten,
blauen Forellen und goldgelben, knusprigen
Lähnchen war nicht dazu angetan, die ohnehin
nicht glänzende Laune zu erhöhen. Andererseits
durste man fich aber auch nicht einer Lleberrasch-
ung aussetzen, wre sie Dünnbiers zu Teil gewor-
den war.

Zur Bcsprechung dieser p'ötzlich so wichtig
gewordenen Fragen sand
bei Maiers Familienrat
statt. Nachoem Frau Maier
zur Beruhigung ihrer durch
die ganze Angelegenheit sehr
mitgenommenenNerven fünf
Taffkn Pfkfferminztee ge-
trunken hatte und Äerr
Maier, der die gleiche Wir-
kung vom Likör behauptete,
zehn Benediktiner, hatteman
bereits eingesehen, daß die
Anwendung der von der
Vorfitzenden anfangs mit
großer Zähigkeit verlangten
Gitters-'nster, Fußangeln,

Fallgruben mit Kanonen-
schlägen auf große Sckwie-
rigkeitenftoßenwürde. Man
einigte sich dann in der An°
sicht, der beste Schutz sei wohl
die möglichst unausfällige
äußereLerricktung derWoh-
nung, die auch in dem schärf-
ften Beobachter gar nicht den
Gedanken aufkommen laffen
durste, daß die Wohnung
vorübergehend ohne Bewoh-
ner sei. Darüber hinaus
woüte man aber auch noch,
um aus dem Dünnbier'scken
Einbruch einsLehre zu ziehen,
die Korridortür mit einem
Sicherheitsschloß versehen.

^.

Trost ^Es war doch srüher immer sehr schön, die lange Liste
der Ordensverleihungen durchzustudieren."

— „Allerdings; aber es ist doch jetzt wieder ein großer
Trost, wenn man weiß, daß man doch nicht darunter war."

Zum Glück fand sich in
nicht zu weiter Entsernung
eine Eisenhandlung, die
Sicherheitsschlösser führte.
Eine zwar nicht ganz sach-
verftändige, dafür aber sehr
hübsche Verkäuferin legte
Lerrn Maier auf seine
Bitte Schlöffer zur Aus-
wahl vor.

Für das erste sprach schon
sein Preis. Es kostete zehn
Mark, war so eingerichtet,
daß es in die Tür eingelaffen
werden mußte, und sollte nach
der Meinung der hübichen
Verkäuserin unverwüstlich
sein.

Das zweite Schloß war
billiger, auch gefiel es
Äerrn Maier beffer, weil es
zum Aufsckrauben auf die
Innenseite der Tür einge-
richtet war. Denn wenn
Lerr Maier auch nicht
geradezu geizig war — das
beweisen schon die zehn
Benediktiner — so sparke er
doch sehr gern ein paar Mark
durch eine Tätigkeit, die, da
sie nicht in Arbeit ausartete,
von ihm selbst vorgenommen
werben konnte.

— „Du nimmst deine Schulden aber sehr leicht, mein
Lieber."

— „Aber selbstverständlich, — ist ja jetzt nur Papiergeld."
 
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