Heitschrift für Humvr unv Kunst
151
Das anhängliche Roß
— „Den jungen Lerrn sehe ich nun schon zum^dritten Male in eurem Dorf, der hat
wohl gar eine Liebschafi hier?"
— „Dös net; aber der Gaul is aus unserm Ort, und da verschlagt's ihn alleweil daher."
Wie d' Frau Schulthetß Eberle ond ihr Sophiele hamschtere gange send
Schultheitzefrau em Spatz g'sagt: „Dui kennet Sui ja au et
en de Limmel mitnemme." Aber dui Grotzmutter hot
g'moint, des sei doch en andre Sach' ond no hot se denn
betde Fraue d' Adreß' gä von
eme Weib, des Bieneftänd häb:
grad' schräg om's Eck rom wohn
se. Do send se nomg'loffe: 's
isch e Litz g'wä, mer hot schier
bache an der Sonn', — so e
Litz, in der's de Eichdechsle
wuseleswohl isch, aber et de
Mensche. Wie's aber akomme
send, schier fascht gar halber
hin — o letz! o letz! Do hot
dui Frau ällen ihren Lonig
scho verstellt g'hät ond hot se
numme g'schickt, wieder zu 'ner
andere, ond dui wieder zu 'ner
andere. Lutzelel Lutzele! Z'letz-
schte hänt se vor Litz ond Dorscht
ond Longer nemme könne. Ond
net amol e Schaisle hänt se
nemme kenne: dui send mitsamt
älle Gäul b'schlagnahmt g'wä.
Des Lamschtere häb doch sei
Logüle*, hänt se denkt, ond es
sei e rechte Schinderei. 's käm
dengerscht nex rechts derbei
'raus, ond der Vater derheimd
häb Recht, daß er's partu et
leide wöll. Aber mit leere Däschle
hänt se doch.au et ins Bädle
z'ruckkomme welle. So send sie
halt no amol zu ere Frau nom-
*) Von kautAoÄt.
g'loffe; die sell hot juscht au nex meh' g'hät. Wie sui aber
siecht, daß die zwoi beide schier nemme schnaufe kenne, brengt
se en Bratbieremoscht, ond schneidet ehne iber de ganze
Laib weg e großmächtigs Stück ronter. „So," sächt se: „do
häbet Sui eineweg ebbes guts:
mei Brod, des isch besser, als
des schlechte Zeugs. des mer beim
Bäcke kriegt — gelte Se? 's isch
eige Mehl ond koine Käschte ond
koi Läcksel ond koi Laubstreu
dren." Dui beidehäntsich daused
mol bedankt: 's isch bereits uf
Eine gange ond se send elend
hongrig g'wä. Aber wie sui's
hänt zahle welle, hot's des Weib
partu et g'litte. „Noi, no," sächt
se: „Lasset Sui's no gaon. Mei
Christöphle isch em Weschte
druffe ond dor goaht's grausig
zua, schreibt er. 's ka sei, es
tut au ebber e chrischtlich's Werk
an ehm, wenn er's grad braucht
— mer ka's et wisse." Ond
hernach hot se ehne noen Adreß'
gä. „Der moischt Lonig isch
scho verschtellt," hot's g'sait:
„aber ka sei, Sie krieget no e
G'selchts oder e Wurscht: der
Ma isch Mctzger ond^hol vor-
geschtrig g'schlacht. Ka sei, Sui
krieget au en Butter: se häbet
als ein'. Sui müsset halt hau-
siere gao: so macher's jetzet älle
Stadtleut'."
So send se halt in Gottes-
nam' nom ond hänt doch schier
Meditation — „Gutes Tier bringft eine
Wurft. Wenn ich wüßte,
daß du fie nicht geschenkt bekommen, sondern ge-
stohlen hast, dann möcht' ich sie dir wohl abnehmen."
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Das anhängliche Roß
— „Den jungen Lerrn sehe ich nun schon zum^dritten Male in eurem Dorf, der hat
wohl gar eine Liebschafi hier?"
— „Dös net; aber der Gaul is aus unserm Ort, und da verschlagt's ihn alleweil daher."
Wie d' Frau Schulthetß Eberle ond ihr Sophiele hamschtere gange send
Schultheitzefrau em Spatz g'sagt: „Dui kennet Sui ja au et
en de Limmel mitnemme." Aber dui Grotzmutter hot
g'moint, des sei doch en andre Sach' ond no hot se denn
betde Fraue d' Adreß' gä von
eme Weib, des Bieneftänd häb:
grad' schräg om's Eck rom wohn
se. Do send se nomg'loffe: 's
isch e Litz g'wä, mer hot schier
bache an der Sonn', — so e
Litz, in der's de Eichdechsle
wuseleswohl isch, aber et de
Mensche. Wie's aber akomme
send, schier fascht gar halber
hin — o letz! o letz! Do hot
dui Frau ällen ihren Lonig
scho verstellt g'hät ond hot se
numme g'schickt, wieder zu 'ner
andere, ond dui wieder zu 'ner
andere. Lutzelel Lutzele! Z'letz-
schte hänt se vor Litz ond Dorscht
ond Longer nemme könne. Ond
net amol e Schaisle hänt se
nemme kenne: dui send mitsamt
älle Gäul b'schlagnahmt g'wä.
Des Lamschtere häb doch sei
Logüle*, hänt se denkt, ond es
sei e rechte Schinderei. 's käm
dengerscht nex rechts derbei
'raus, ond der Vater derheimd
häb Recht, daß er's partu et
leide wöll. Aber mit leere Däschle
hänt se doch.au et ins Bädle
z'ruckkomme welle. So send sie
halt no amol zu ere Frau nom-
*) Von kautAoÄt.
g'loffe; die sell hot juscht au nex meh' g'hät. Wie sui aber
siecht, daß die zwoi beide schier nemme schnaufe kenne, brengt
se en Bratbieremoscht, ond schneidet ehne iber de ganze
Laib weg e großmächtigs Stück ronter. „So," sächt se: „do
häbet Sui eineweg ebbes guts:
mei Brod, des isch besser, als
des schlechte Zeugs. des mer beim
Bäcke kriegt — gelte Se? 's isch
eige Mehl ond koine Käschte ond
koi Läcksel ond koi Laubstreu
dren." Dui beidehäntsich daused
mol bedankt: 's isch bereits uf
Eine gange ond se send elend
hongrig g'wä. Aber wie sui's
hänt zahle welle, hot's des Weib
partu et g'litte. „Noi, no," sächt
se: „Lasset Sui's no gaon. Mei
Christöphle isch em Weschte
druffe ond dor goaht's grausig
zua, schreibt er. 's ka sei, es
tut au ebber e chrischtlich's Werk
an ehm, wenn er's grad braucht
— mer ka's et wisse." Ond
hernach hot se ehne noen Adreß'
gä. „Der moischt Lonig isch
scho verschtellt," hot's g'sait:
„aber ka sei, Sie krieget no e
G'selchts oder e Wurscht: der
Ma isch Mctzger ond^hol vor-
geschtrig g'schlacht. Ka sei, Sui
krieget au en Butter: se häbet
als ein'. Sui müsset halt hau-
siere gao: so macher's jetzet älle
Stadtleut'."
So send se halt in Gottes-
nam' nom ond hänt doch schier
Meditation — „Gutes Tier bringft eine
Wurft. Wenn ich wüßte,
daß du fie nicht geschenkt bekommen, sondern ge-
stohlen hast, dann möcht' ich sie dir wohl abnehmen."