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206

Meggendorfer-Blätter, München

Nr. 1474

— „Kurtche, haste mich lieb?" — „Malche, ich waß mer
uf der ganze Welt ka Artiksl, der mer wär so lieb."

Alte Trophäen

Zn der französischen Kammer haben einige Deputierte
dem Ministerpräsidenten den Wunsch zum Ausdruck gebracht,
daß die von Deutschland 1870/71 und von Deutschland und
Oefterreich 1814 und 1815 erbeuteten Trophäen Frankreich
restlos zurückgestellt werden sollen.

Das dürfte noch nicht genügen. Den Franzosen ist
schon früher mancherlei abgenommen worden, was sie jetzt,
bei so günstiger Gelegenheit, wieder verlangen könnten.
Nur an eins sei erinnert. Als Friedrich der Große den
General Soubise bei Roßbach schlug, büßten die Franzosen
bei ihrem eiligen Rückzug eine Menge von ihnen sehr ge-
schätzter Dinge ein, nämlich seidene Anterröcke und sonstige
elegante Damengarderobe, Perücken, Pomadentöpfe und
Fhnliches. Das alles haben die Preußen damals nieder-
trächtiger Weise behalten, trotzdem sie es gar nicht einmal
gebrauchen konnten. PUo

Künftige Selbftversorgung

Draußen im Park, an einem einsamen Nebenwege, traf
ich Spillberger bei einer merkwürdigen Beschäftigung. Er
hatte einen kleinen Spaten bei sich und einen Sack, und in
diesen süllte er, schnaufend von der ungewohnten Arbeit —
denn Spillberger ist Photograph — mit guter, fetter Erde,
was eigentlich eine Eigentumsverlehung war, denn der Park
gehört der Stadt. Meine Neugierde ließ mich fragen, was
das bedeuten sollte.

Spillberger wischte den Schweiß von der Stirn. „Geftern
hab' ich eine Apfelsine zu kaufen gekriegt. Eine Mark hat
sie gekostet. Lat man so was erlebt, — eine ziemlich elende,
kleine Apfelsine eine Mark! Aber wie haben meine Kinder
fich gefreut!"

Das war noch keine genügende Erklärung, der Zusammen-
hang war noch nicht klar. Aber Spillberger schien sich zu
wundern, daß ich noch nicht Bescheid wußte. „Ia, meinen
Sie denn, daß ich noch einmal so ein Sündengeld bezahlen
werde? Von der Mark will ich doch was haben! Die
Apfelsine hat doch auch Kerne gehabt. Und ich hab' mein
Atelier mit viel Sonne. Na also, — ich zieh' mir jetzt
selbst Apfelfinen." -o>-

u/enn msn SUL licclcu Ll'll! bek'eileli kännte, —
U/ie äs äie Lnbu/ei'e ^ucgc sriliu/inclen,

llie ^ucgc, ciie sm ^LblimmLten uns jet^t cii'cibt!

4g, u/elLb e!n blebek'fluk u/Sk'' clg rcu finclen,
fiein bnncl cle? ll/elt u/äl'' ctunn l'eiLb un Lcnt,
llenn I^eclen gibt's bei uns u/ie ^intflutl'egen.

il/elcli nie ek'Iebtel', ungebeui'er' 3egen, —

OOenn mun uuL lieclen Lcnt beceiten künnte!

ljOenn iieclen uns ^ufcicclcu msciben künnten, —
bütte uicmsl^ u/nbl ein bsncl gegeüen,

In ciem, u/ie clsnn im gsnien cleutsciben kieicb,

3n unll 2ufl>ieüenbeit cles Lür'gel'3 beüen.

Oss llnLein u/üncle milci uncl engelgleicb,
llenn fieclen sinü uns ful'nbtbsk' uiel üeLcbieclen.
wen u/ül'e u/ie clin lleutsnben sn /ufcicclcu,
wnnn fieüen uns ^ufr'icclcu msciben knnntenl

OOenn msn mit kieclen äcbulclen tilgen künnte,

^in knsppek' I^Iuust u/ül'e ksum uel'ggngen,

Klncl nlle 3cbulüen u/ül'en u/in cinnn InL.
il/il' ük'sucbten im gei'ingsten nicbt 2u dsngen
^07 Kciegsnntscbücligung, clin nncb sn gnnb,
llenn ^icclcu gibt's bei uns in fiiesenmsLse.

Kein bsncl üel' welt u/üi'' sn u/ie u/in üei Ks38e,
U/enn mnn mit I^eclen Zcbulclen tilgen künntc.

U/cnn msn mit ficclen llcclnung Lcbsften künntc,
Osnn büitc Zgsk'tgkus sicb susgcflegclt,
llsnn ülübtcn ?iube gleicb uncl ^icbel'bcit,
llnnn u/üce slles u/unclel'5cbün gcu'egelt,
llenn lieclen gibt's u/ie gn clcm ?1eer'e 2suü.

4s, lleut5cbl3ncl u/ün' üg5 u/sbl'e I^Iustci'Isucl,
il/enn msn mit ?icclcn lll'clnung scbsffcn künntc.

I4ncl u/cnn clen licclen Isicn fulgcn u/ücclcn,

14, u/ic gcu/sltig uiel u/üncl' clsnn g.c5ctieben!
klnencllicb u/üc' clcl' scbüncn ll/ci'kc 2sbl,
l4ic u/il' mit csLcbcr' Kl'gft uullbl'scbi clsnn sübcn,
!4ncl uucu/üi't5 ging' c5 encllicli ctucb cinmsl,
llcnn licclcn sincl bci UN5 ksum nucli ru ^üblcn.
flcii js, cs u/ücclc u/il'KIicli 5icb cmgfeblcn,

ll/cuu suf ciic k^cclcn Istcn fulgcn u/ük'uen.

— 011.

BettLermonolog

— „Da jammern nu die Leute egal, dat det Kleenjeld so
rare is, aber 'n Markschein hat mir noch keener jeschenkt."

Der kleine Deuker

Länschen macht Schulaufgaben und buchftabiert die
Wörter, die er zu schreiben hat, laut vor fich hin. Plötzlich
macht er eine nachdenkliche Pause, dann kommt er zu mir
gelaufen.

„Was hast du denn?" frage ich.

„Da sieh mal her," antwortet er, „ist das nicht merk-
würdig. Da habe ich drei Wörter, die wir find: Mama,
Papa und Kind. !lnd jedes hat vier Buchstaben."
 
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