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Meggendorfer-BlätLer, München

Eine kleine Lleberraschnng




— „Da schau her, Pepi, wie die Großmutter seft schläft
und so schön den Fuß heraussteckt, da können wir uns 'mal











einen guten Spaß machen!"



Vater (abends hetmkehrend): „Marant Zosef! Zwei

Schwiegermütter!"

Der wächserne kandeSherr

zu erwerben. Das hinderte natürlich nicht, daß er nun
auch noch die Erbschast bekam. So ift es ja immer: wer
was hat, kriegt noch mehr.

Albert Iaenicke erschien am Todesort sseines Onkels,
interessierte sich zunächst sür die vorhandenen Barbeftände

und sah sich dann das Wachsfigurenkabinett an. Als
Photograph hatte er natürlich einen sür die bildende Kunst
geschärften Blick; mit Freude sah er, daß an dieser Samm-
lung wirklich etwas war, und er also einen möglichst hohen
Preis dafür verlangen durfte. Denn selbstverständlich
wollte er das Kabinett veräußern. Was sollte er damit
sonft anfangen? Er konnte es doch nicht in der betrieb-
samen See-, Landels- und Garnisonstadt aufstellen. Dazu
war die Stadt nicht groß genug; nach vierzehn Tagen wäre
kaum mehr ein Mensch hineingegangen. Außerdem hätte
fich der Betrieb eines Wachsfigurenkabinetts wohl nicht
ganz mit seiner gesellschaftlichen Position vertragen. Er
gehörte immerhin schon zu den befferen Kreisen jener Stadt,

— vollends, seitdem er vor einem halben Iahre die älteste
Tochter des Lerrn Lolzkaufmanns und Konsuls Ewald
Poettermann geheiratet hatte. Lerr Poettermann war
holländischer Konsul; er war zwar nie in Lolland gewesen,
aber das war ja auch nicht nötig. Seitdem er diese Würde
errungen, trank er nur noch holländische Schnäpse. Das
heißt: dieses „nur noch" ist nicht etwa in einem alle andern
trinkbaren Stoffe ganz und gar ausschließenden Sinne zu
verstehn. Nein, der Lerr Konsul trank Bier, Wein, Kasfee,
Tee, ja manchmal sogar einen Schluck Wasser. Aber wenn
der Lerr Konsul mal einen Schnaps zu sich nahm, dann
eben durfte es nur ein holländischer sein. Nun, die haben
ja auch viel für sich. — —

Also das Wachsfigurenkabinett wurde veräußert. Aus
dem möglichst hohen Preise wurde dabei ein annehmbarer
Preis. Ein Anternehmer erwarb es, der nicht die geringste
Ahnung von der Wachsbildekunst hatte, sondern die vor-
treffliche Sammlung lediglich von einem nüchtern geschäst-
lichen Standpunkt aus betrachtete. Es war deshalb zu er-
warten, daß er weit beffere Geschäste damit machen würde
als einst der selige Tobias Zelterlein.

Albert Iaenicke reiste in die betriebsame See-, Landels-
und Garnisonstadt zurück. Acht Tage später überraschte
ihn eine Frachtgutsendung. Sie kam aus der gleichgültigen
Stadt, von dem Befitzer jenes Lotels, in dem Tobias
Zelterlein sein letztes Quartier als Erdengast genommen
hatte; es war übersehen worden, Lerrn Iaenicke ein zur
Linterlaffenschaft seines Onkels gehörendes Stück auszu-
händigen. Es war eine lange, slrche Kiste. Iaenicke ließ
sie in einen Nebenraum seines Ateliers schaffm, um fie
auszupacken, wenn er allein sein würde. Ietzt waren gerade
seine drei Gehilfen da, und in Erbschaftsangelegenheiten
brauchen doch fremde Leute nicht ihre Nasen hineinzustecken.
Freilich vermutete er auch nichts Besonderes in der Kiste.
Nun war aber Albert Iaenicke ein viel beschäftigter Mann,

- durch die Arbeit in seinem Atelier, durch allerlei Gesellig-
keit und vor allem zu dieser Zeit gerade durch Lundedressur,
denn er hatte sich einen jungen Iagdhund angeschafft und
wollte ihn selbst für die Taten, die er vollbringen sollte,
tüchtig und vollkommen ausbilden. Albert Iaenicke ging
nämlich oft auf die Iagd, als Gast seines Schwiegervaters,
Konsul Poettermann, der für die Erlegung allerlei Getieres
unserer heimischen Forsten eine große, manchmal auch von
Ecfolg gekrönte Liebhaberei hatte.

Nun ereignete es fich, daß Lerr Konsul Poettermann
sich ein neues Iagdgewand anfertigen ließ, und diese fröh-
lich grüne Iagdunisorm geriet dank der Begabung seines
Schneiders so vortrefflich, daß der Lerr Konsul den Vor-
satz faßte, seine in diesem Kostüm sehr stattliche Erscheinung
für fich, für seine Familie und für Freunde und Bekannte
im Lichtbild festhalten zu laffen. Das sollte selbstverständlich
sein Schwiegersohn besorgen, — an einem Sonntag vor-




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