Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Zeitschrift für Humor uud Kunst 7

Vorschlag Vater der Braut: „Zweihundert Mark

haben Sie monatlich — so viel braucht meine
Tochter für ihre Toilette!"

Bewerber: „Gut! Bezahle ich also die Toi-
lette — und Sie bestreiten das Aebrige!"

Der wächserne Landesherr

als wäre dieser wirklich der regierende
Lerr selbft und hätte Ewald Poetter-
mann freundlich in eine Anterhaltung
gezogen.

„Als wenn du wahrhaftig schon auf
der Lofjagd bist, sieht das aus," meinte
Lerr Iaenicke. „Wenn ich euch so photo-
graphieren würde, — ich kann dir sagen,
jeder Mensch würde glauben-"

„Donnerwetter! Das ist ja eine
Idee!" Der Konsul war entzückt. „Also,

Albert, das mußt du machen! Ein
famoser Iux wird das! Daß ich heut'
auch gerade im Iagdkostüm hergekommen
bin!"

„Ich habe aber keine Dekoration
dafür da, — solche Sachen macht doch
ein modernes photographisches Atelier
nicht mehr."

„Aber Albert, sei doch nicht so
schwerfällig! Im Garten natürlich. bei
den Fliederbüschen. Das kann dann
irgendwo bei einem Forsthause gewesen
sein, beim Iagdfrühstück."

Lerr Iaenicke sah aus dem Fenster
in den Garten. „Das Licht ist gut; vor
den Fliedersträuchern ginge es schon.

Aber höre mal: meine Firma gebe ich
dazu nicht her. Ich zieh' dir das Bild auf Ansichtskarten
ab oder kleb' es dir auf einen Karton ohne Aufdruck."

„Aber selbstverständlich! Dte Photographie ift doch
überhaupt nicht von dir, die ist doch auf der Iagd gemacht
worden. Damals, als ich in der Refidenz war und dank
meiner ausgezeichneten Beziehungen eine Einladung zur
Lofjagd bekommen > hatte, — da irgendwo draußen, in

-- „Pst, suggerieren Sie ihm doch, daß er das
große Los gewonnen hat. Vielleicht bezahlt
er dann seine rückfiändigen Vereinsbeiträge."

der Torfheide oder wie das Nevier heißt. La hal Aber
jetzt fix!"

Damit packte der Konsul den Landesherrn um den
Bauch und schleppte ihn in den Garten; der Schwieger-
sohn folgte mit dem Apparat. Es erwies sich, daß die
rechte Land des Fürsten dazu eingerichtet war, eine Zigarre
zu halten, und deshalb bekam er eine. Der Konsul rauchte
fie sür ihn an. „Pfui Teufel," sagte er, „in dem
Ding muß ein Laar sein. Na, er kann sie trotzdem
rauchen." Das war eigentlich etwas respektlos. Dann
brannte sich Lerr Poettermann selbst eine ansehn-
liche Tabakrolle an, blies muntere Rauchwolken in
die Luft, lächelte seinem vergnügten Landesherrn
ungezwungen, aber immerhin sehr loyal ins Gesicht,
und Albert Iaenicke knipste. So, das war gemacht.

„Daß du aber keinem Menschen was erzählst,
Albert!" mahnte der Konsul.

„Soll mir einfallen! Am Ende hab' ich mich gar
einer Majestätsbeleidigung schuldig gemacht. Loffent»
lich hat uns niemand dabei gesehn. Ich packe ihn
jetzt einfach wieder in die Kifte ein; ich werde mir
mal überlegen, was ich mit ihm anfangen kann."

Dieser Mühe des Aeberlegens wurde Lerr Iae-
nicke aber enthoben, denn am nächsten Tage bekam
er einen Brief, der eigentlich an Tobias Zelterlein
nach dessen letztem Gasthofquartier gerichtet, von
dort aber an Lerrn Iaenicke weiter geschickt worden
war. Er kam von der Direktion eines bekannten
Schaustellungsunternehmens in einer sehr großen
Lauptstadt und enthielt die Anfrage, wann man denn
endlich die Lieferung des bestellten Wachsbildnisses
des Landesherrn in Iagduniform erwarten könnte.
„So, also sür andere hat der Onkel auch gearbeitet,"
sagte sich Albert Iaenicke und schrieb zurück, die Figur,
die ganz außerordentlich gut gelungen wäre, befände
fich jetzt in seinem Befitz und welcher Preis wohl
 
Annotationen