52 Meggendorfer-Blätter, München
Der Nollstuhl
(Ein verunglückter Flirt)
/
Sächsische Ballaöe
Blond war sei Drudchen, freindlich von Gemiete,
Samft wie ä Lamm un iewerall geschätzt:
Gr awer heemlich — ach du meine Gietel
Lr hat mit änner andern sich ergäht!
Es war in so änn' bessern Kaffeegärtchen,
Da bändelte er mit der Kleenen an,
Draktierte se mit Eis unü Nokkadärtchen
Un schbielle dichtig gleich den Läwemann.
Kee Wunder, datz dies Drudchen sehr verschnubbte!
So was bringt selwst ä Deibchenher; in Brand:
Se rannde osf de Bricke, ach, un hubbte
Gleich in üe Elwe, quiekte un verschwand. —
Wie er nu nachts sich wälst im Zäderbfiehle,
Da keicht's, da schlierft's heran mit Ungestihm,
Da bläst's ihn greilich an mit Graweskiehle.
Un läwensgroß steht Drudchens Geist vor ihm!
De Feistchen ballt se — ach, wie wird's noch enden?
Un reckt sich grimmig wie ä Kihrassier
Un schbricht — de Leier bewt mer in üen Händem
„Zu', Emil!" spricht se, „war das hibsch von -ir?" —
G Jüngling, wenn de liewst, so liewe rechtlich.
Bleiw' eener drei un handle iewerlegt!
Is das etwa gemiedlich, wenn -er nächtlich
Ä nasser Geist embärt ums Bedde scheecht?
R 0.
Der lebendige Chronometer
Natürlich beißi es nicht der, sondern das Chronometer, aber
Äerr Nuschke sagte der Chronometer, und ohne Lerrn Nuschke
wäre diese Geschichte gar nicht passiert.
Ich wohnte damals in einem Vorort und mußte, Sonntags
ausgenommen, jeden Morgen mit der Bahn nach der Stadt sahren.
Bis zum Bahnhof hatte ich aber auch noch eine halbe Stunde
Wegs zu Fuß. Das wird manchem recht umständlich und un-
bequem erscheinen, und manchmal, bei gar zu schlechtem Wetter,
war es auch wirklich so, aber im allgemeinen tut solche regelmäßige
kleine Wanderung sehr gut, Besonders in der Frühe; da ist sie
der vortrefflichste Anfang für den Tag, wenn man recht behaglich
spaziert und, wie man das jeden Morgen tun sollte, sich ordentlich
auf sich selbft besinnen und auch sonst allerlei nützliche Gedanken
haben kann. Aber wie gesagt: behaglich muß man spazieren,
nicht laufen und sich abhetzen und dabei Angst haben, daß man
vielleicht den Zug versäumt. Deshalb hatte ich mir angewöhnt,
Nichtigstellung
Richter: „Sie sind bereits einmal vor Gericht ge-
standcn! Es war wegen der Milch, nicht wahrr"
Bauer: „Nein, wegen Waffer, Lerr Amtsrichter."
Das Eirverftändnis
Tante Iulchen teilte dem Magistrat der Stadt
Zippelzerbst mit, daß sie ihn zu ihrem Universalerben
eingesetzt habe unter der Bedingung. daß er dafür
dcreinst ihr Grab instandhalte.
Sie erhielt solgenden Bescheid:
„Anterfertigter Magistrat nimmt das zugcdachle
Legat an und erklärt sich zur Instandhaltung Ihrcö
Grabes mit dem größten Bergnügen bereit" . . . .
?>eiter
Der Nollstuhl
(Ein verunglückter Flirt)
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Sächsische Ballaöe
Blond war sei Drudchen, freindlich von Gemiete,
Samft wie ä Lamm un iewerall geschätzt:
Gr awer heemlich — ach du meine Gietel
Lr hat mit änner andern sich ergäht!
Es war in so änn' bessern Kaffeegärtchen,
Da bändelte er mit der Kleenen an,
Draktierte se mit Eis unü Nokkadärtchen
Un schbielle dichtig gleich den Läwemann.
Kee Wunder, datz dies Drudchen sehr verschnubbte!
So was bringt selwst ä Deibchenher; in Brand:
Se rannde osf de Bricke, ach, un hubbte
Gleich in üe Elwe, quiekte un verschwand. —
Wie er nu nachts sich wälst im Zäderbfiehle,
Da keicht's, da schlierft's heran mit Ungestihm,
Da bläst's ihn greilich an mit Graweskiehle.
Un läwensgroß steht Drudchens Geist vor ihm!
De Feistchen ballt se — ach, wie wird's noch enden?
Un reckt sich grimmig wie ä Kihrassier
Un schbricht — de Leier bewt mer in üen Händem
„Zu', Emil!" spricht se, „war das hibsch von -ir?" —
G Jüngling, wenn de liewst, so liewe rechtlich.
Bleiw' eener drei un handle iewerlegt!
Is das etwa gemiedlich, wenn -er nächtlich
Ä nasser Geist embärt ums Bedde scheecht?
R 0.
Der lebendige Chronometer
Natürlich beißi es nicht der, sondern das Chronometer, aber
Äerr Nuschke sagte der Chronometer, und ohne Lerrn Nuschke
wäre diese Geschichte gar nicht passiert.
Ich wohnte damals in einem Vorort und mußte, Sonntags
ausgenommen, jeden Morgen mit der Bahn nach der Stadt sahren.
Bis zum Bahnhof hatte ich aber auch noch eine halbe Stunde
Wegs zu Fuß. Das wird manchem recht umständlich und un-
bequem erscheinen, und manchmal, bei gar zu schlechtem Wetter,
war es auch wirklich so, aber im allgemeinen tut solche regelmäßige
kleine Wanderung sehr gut, Besonders in der Frühe; da ist sie
der vortrefflichste Anfang für den Tag, wenn man recht behaglich
spaziert und, wie man das jeden Morgen tun sollte, sich ordentlich
auf sich selbft besinnen und auch sonst allerlei nützliche Gedanken
haben kann. Aber wie gesagt: behaglich muß man spazieren,
nicht laufen und sich abhetzen und dabei Angst haben, daß man
vielleicht den Zug versäumt. Deshalb hatte ich mir angewöhnt,
Nichtigstellung
Richter: „Sie sind bereits einmal vor Gericht ge-
standcn! Es war wegen der Milch, nicht wahrr"
Bauer: „Nein, wegen Waffer, Lerr Amtsrichter."
Das Eirverftändnis
Tante Iulchen teilte dem Magistrat der Stadt
Zippelzerbst mit, daß sie ihn zu ihrem Universalerben
eingesetzt habe unter der Bedingung. daß er dafür
dcreinst ihr Grab instandhalte.
Sie erhielt solgenden Bescheid:
„Anterfertigter Magistrat nimmt das zugcdachle
Legat an und erklärt sich zur Instandhaltung Ihrcö
Grabes mit dem größten Bergnügen bereit" . . . .
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