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Meggendorfer-BLätter, München
Nr. 1479
Boshaft ^ »Darf ich Sie um Feuer bittsn?"
— „Bitte, aber wie machen wir es denn? Kommen
Sie heraus oder soll ich hinunter kommen ."
Selbstbewußt
— „So — jetzt hab' ich endlich eiue Zeitung zur Verfü;ung,
und nun will ich der Welt mal gründlich meine öffentliche
Meinung sagenl"
Die alte Maus
Herr Gisbert
Lerr Gisbert wohnte in einer Slratze, die nach
einer nahegelegenen Schule sührte. And viele Kinder
kamen deshalb an seinem Äause vorbei. Gute und
böse, brave und ungezogene. Mädchen und Buben.
And eines Tagcs fiel es einem der Buben ein an
Äerrn Gisberts Fenfter zu spucken. Rein aus Aeber-
mut und ohne sich etwas dabei zu denken. Aebermut
aber, belonders eine neue Spezialität, steckt an, und
am andern Tage spuckten schon zwei Buben Lerrn
Gisberts Fenfter voll. Am drittcn Tage waren es
drei, und schlietzlich spuckten sis alle. Auch die
Mädchen.
Lerr Gisbert, der ein kleines Gallenleiden hatte,
war natürlich sehr ärgerlich darüber, und da der
Anfug nicht aufhören wollte, nahm cr einen Lasel-
stock und stellre sich hinter die Laustür, um den
Miffetätern aufzulauern. Er wollte ihnen das Fell
gerben, datz sie die Engel klavierspielen hörten, aber
es kam niemand. Kein einziges Kind kam den ge-
wohnten Weg. Das war doch ganz erstaunlich!
Auch am andern und am dritten Tage niemand.
Wie sortgehext waren die Kinder.
Sollten sie Wind von Lerrn Gisberts schnöder
Absicht erhalten haben? Das war doch kaum denkbar,
denn er hatte es doch nicht vorher in die Zeitung
setzsn laffen. Es konnte daher nur reiner Zusall sein.
And so wartete Lerr Gisbert wsiter. Einmal mutzten
sie ja wieder kommen. And einmal mußte er die
Bösewichter verprügeln, das war er der Gerechtig-
keit und seiner Galle schuldig, die bereits bedenklich
zu kochen begann. Aber fie kamen eben nicht. And
Eigensinn und Wut schäumten in Lerrn Gisbert
auf und stachelten ihn zu immer neuem Ausharren.
Zwanzig Tage wartete er so, immer vergeblich, da
endlich trat ihm die Galle ins Blut und er fiel
tot um
And das war sehr bedauerlich. Denn am ein-
undzwanzigsten kamen die Kinder wieder und be-
gannen ihr neckisches Spiel von vorn.
In der Zwischenzeit wacen nämlich Ferien
gewelen. Linz Änriz
— „Ach ja, Kinder, es war e'nmal eine herrliche Zeit. Da sing
man uns nämlich mit Epeck!"
Von der Ausftellung „Neues aus ALtem"
Nr. 13. Anterrock aus einem alten Negenschirm.
Nr. 26. Negenschirm aus einem alten Anterrock.
Naiv
Bauer (z»r Städtcrin): „Zmmer haben die gnäd'gs Frau Laitdschuh
an — Sie brauchen sich doch gewitz 's ganze Iahr de Länd' net
zu waschen?"
(§s war, Samstag abend, etwas spät geworden. Da schlief ich
denn in den Sonntagmorgen hinein. Auf einmrl höre ich die
Stimme mriner Frau. „Richard!" Ich gebe keine Antwort.
„Nichardll" (noch lauter). Ich sage wieder nichts. „Richardlll!"
„Was denn? Warum weckst du mich denn?"
„Ich will dich ja gar nicht wecken. Ich wollte bloß sehen,
ob du noch schlässt ..." Ri-R>
— „Mach kem so unglückliches Gcsicht,
Emil, sonst halten uns die Leute für so
bankerott — wie wir tatsächlich sind."
19! 9.
Meggendorfer-BLätter, München
Nr. 1479
Boshaft ^ »Darf ich Sie um Feuer bittsn?"
— „Bitte, aber wie machen wir es denn? Kommen
Sie heraus oder soll ich hinunter kommen ."
Selbstbewußt
— „So — jetzt hab' ich endlich eiue Zeitung zur Verfü;ung,
und nun will ich der Welt mal gründlich meine öffentliche
Meinung sagenl"
Die alte Maus
Herr Gisbert
Lerr Gisbert wohnte in einer Slratze, die nach
einer nahegelegenen Schule sührte. And viele Kinder
kamen deshalb an seinem Äause vorbei. Gute und
böse, brave und ungezogene. Mädchen und Buben.
And eines Tagcs fiel es einem der Buben ein an
Äerrn Gisberts Fenfter zu spucken. Rein aus Aeber-
mut und ohne sich etwas dabei zu denken. Aebermut
aber, belonders eine neue Spezialität, steckt an, und
am andern Tage spuckten schon zwei Buben Lerrn
Gisberts Fenfter voll. Am drittcn Tage waren es
drei, und schlietzlich spuckten sis alle. Auch die
Mädchen.
Lerr Gisbert, der ein kleines Gallenleiden hatte,
war natürlich sehr ärgerlich darüber, und da der
Anfug nicht aufhören wollte, nahm cr einen Lasel-
stock und stellre sich hinter die Laustür, um den
Miffetätern aufzulauern. Er wollte ihnen das Fell
gerben, datz sie die Engel klavierspielen hörten, aber
es kam niemand. Kein einziges Kind kam den ge-
wohnten Weg. Das war doch ganz erstaunlich!
Auch am andern und am dritten Tage niemand.
Wie sortgehext waren die Kinder.
Sollten sie Wind von Lerrn Gisberts schnöder
Absicht erhalten haben? Das war doch kaum denkbar,
denn er hatte es doch nicht vorher in die Zeitung
setzsn laffen. Es konnte daher nur reiner Zusall sein.
And so wartete Lerr Gisbert wsiter. Einmal mutzten
sie ja wieder kommen. And einmal mußte er die
Bösewichter verprügeln, das war er der Gerechtig-
keit und seiner Galle schuldig, die bereits bedenklich
zu kochen begann. Aber fie kamen eben nicht. And
Eigensinn und Wut schäumten in Lerrn Gisbert
auf und stachelten ihn zu immer neuem Ausharren.
Zwanzig Tage wartete er so, immer vergeblich, da
endlich trat ihm die Galle ins Blut und er fiel
tot um
And das war sehr bedauerlich. Denn am ein-
undzwanzigsten kamen die Kinder wieder und be-
gannen ihr neckisches Spiel von vorn.
In der Zwischenzeit wacen nämlich Ferien
gewelen. Linz Änriz
— „Ach ja, Kinder, es war e'nmal eine herrliche Zeit. Da sing
man uns nämlich mit Epeck!"
Von der Ausftellung „Neues aus ALtem"
Nr. 13. Anterrock aus einem alten Negenschirm.
Nr. 26. Negenschirm aus einem alten Anterrock.
Naiv
Bauer (z»r Städtcrin): „Zmmer haben die gnäd'gs Frau Laitdschuh
an — Sie brauchen sich doch gewitz 's ganze Iahr de Länd' net
zu waschen?"
(§s war, Samstag abend, etwas spät geworden. Da schlief ich
denn in den Sonntagmorgen hinein. Auf einmrl höre ich die
Stimme mriner Frau. „Richard!" Ich gebe keine Antwort.
„Nichardll" (noch lauter). Ich sage wieder nichts. „Richardlll!"
„Was denn? Warum weckst du mich denn?"
„Ich will dich ja gar nicht wecken. Ich wollte bloß sehen,
ob du noch schlässt ..." Ri-R>
— „Mach kem so unglückliches Gcsicht,
Emil, sonst halten uns die Leute für so
bankerott — wie wir tatsächlich sind."
19! 9.