98 Meggendorfer-Blätter, München
Zwickmühle — „Einen Mordsappetit hab' ich. Die Aerzte sind verrückt: weite Spaziergänge soll ich machen, aber
Diätfehler soll ich vermeiden. An so einem Spaziergang aber hängt gleich ein halbes Dutzend Diätfehler."
Behalten
Der Lerr, der die Kurse zur Stärkung des Gedächt
nisses abhält, war in einem Koffeehause eingekehrt. An
seinen Tisch setzte sich ein junger Mann, der bald daraus
ein Notizbuch herauszog und viel darin blätterte.
Dies nahm der Gedächtnisstärker, der auch ein tüch
tiger Geschäftsmann ist, zur Veranlaffung, fich an den
jungen Mann heranzumachen. „O, 0/ sagte er, „in Ihrem
Alter sollte man keines Notizbuches bedürfen, da muß man
sich ganz und gar auf seinen Kopf verlassen können."
Der junge Mann lächelte ein bißchen müde. „Ich bin
nervenleidend im Kriege geworden," erzählte er, „und da
durch ist mein Gedächtnis auch etwas schwach geworden."
„Macht nichts," sagte der Lerr mit den Gedächtnis-
kursen, „das läßr sich wieder in Ordnung bringen." Er
überreichte dem jungen Mann seine Karte. „Sie müssen
meine Methode gebrauchen."
Der junge Mann zweifelte. „Ach, so einfach ist das
wohl doch nicht. Ich vergesse alles, was ich mir nicht auf-
schreibe, ich kann gar nichts mehr behalten."
„Llnsinnl" schrie der Gedächtniskünstler. „Wenn Sie
meinem Rat folgen, können Sie alles behalten, — aber
auch alles können Sie behalten!"
Lier mischte sich ein Lerr vom Nebentisch ein, der die
letzten Worte gehört hatte. „Geben Sie mir den Rat, ich
bezahle was Sie wollen! Ich will nämlich auch alles be-
halten, — drei Millionen hab' ich im Kriege verdient." -0».
Ersatz
— „Ihr Laus liegt so ein-
sam,und Sie haben nicht
mal einen Lund? Fürch-
ten Sie nicht, daß da
einmal bei Ihnen einge-
brochen wird?"
— „O gar nicht; wir ha-
ben eine alte Großmutter,
die die ganze Nacht
hustet."
Kindermund
Elschen: „Mama, kann
man denn noch zeichnen,
wenn man nicht mehr
lebt."
— „Nein, mein Kind!"
— „AbervnterdemBilde
hier fteht doch: Nach
dem Leben gezeichnet von
L. W.?"
Vor der Schaubude
Ausrufer: „Treten Sie näher, meine Lerrschaften — eine be
sonders günstige Gelegenheit! Leute hat 's nämlich für die
Wilden Blutwurst gegeben — da find fie ganz besonders wild!"
Zweckmäßige
Abhilfe
— „Ia, lieber Schmalzky,
Ihr Epos ist ja ganz gut
gemeint, aber die Verse
hinken schon sehr."
— „Lm, — vielleicht
könnte ich ein paar Stab-
reime darin anbringen."
Lleberflüssig
Die Frau Meier hat
die Erlaubnis bekommen,
nachdem sie sich von dem
im Zuchthause befind-
lichen Gatten hat scheiden
lassen, ihren Mädchen-
namen wieder annehmen
zu dürfenl"
-„Wieheißtsiedennmit
dem Mädchennamen?"
„Auch Meier!"
Copyright 1919 by I. Schreiber
Zwickmühle — „Einen Mordsappetit hab' ich. Die Aerzte sind verrückt: weite Spaziergänge soll ich machen, aber
Diätfehler soll ich vermeiden. An so einem Spaziergang aber hängt gleich ein halbes Dutzend Diätfehler."
Behalten
Der Lerr, der die Kurse zur Stärkung des Gedächt
nisses abhält, war in einem Koffeehause eingekehrt. An
seinen Tisch setzte sich ein junger Mann, der bald daraus
ein Notizbuch herauszog und viel darin blätterte.
Dies nahm der Gedächtnisstärker, der auch ein tüch
tiger Geschäftsmann ist, zur Veranlaffung, fich an den
jungen Mann heranzumachen. „O, 0/ sagte er, „in Ihrem
Alter sollte man keines Notizbuches bedürfen, da muß man
sich ganz und gar auf seinen Kopf verlassen können."
Der junge Mann lächelte ein bißchen müde. „Ich bin
nervenleidend im Kriege geworden," erzählte er, „und da
durch ist mein Gedächtnis auch etwas schwach geworden."
„Macht nichts," sagte der Lerr mit den Gedächtnis-
kursen, „das läßr sich wieder in Ordnung bringen." Er
überreichte dem jungen Mann seine Karte. „Sie müssen
meine Methode gebrauchen."
Der junge Mann zweifelte. „Ach, so einfach ist das
wohl doch nicht. Ich vergesse alles, was ich mir nicht auf-
schreibe, ich kann gar nichts mehr behalten."
„Llnsinnl" schrie der Gedächtniskünstler. „Wenn Sie
meinem Rat folgen, können Sie alles behalten, — aber
auch alles können Sie behalten!"
Lier mischte sich ein Lerr vom Nebentisch ein, der die
letzten Worte gehört hatte. „Geben Sie mir den Rat, ich
bezahle was Sie wollen! Ich will nämlich auch alles be-
halten, — drei Millionen hab' ich im Kriege verdient." -0».
Ersatz
— „Ihr Laus liegt so ein-
sam,und Sie haben nicht
mal einen Lund? Fürch-
ten Sie nicht, daß da
einmal bei Ihnen einge-
brochen wird?"
— „O gar nicht; wir ha-
ben eine alte Großmutter,
die die ganze Nacht
hustet."
Kindermund
Elschen: „Mama, kann
man denn noch zeichnen,
wenn man nicht mehr
lebt."
— „Nein, mein Kind!"
— „AbervnterdemBilde
hier fteht doch: Nach
dem Leben gezeichnet von
L. W.?"
Vor der Schaubude
Ausrufer: „Treten Sie näher, meine Lerrschaften — eine be
sonders günstige Gelegenheit! Leute hat 's nämlich für die
Wilden Blutwurst gegeben — da find fie ganz besonders wild!"
Zweckmäßige
Abhilfe
— „Ia, lieber Schmalzky,
Ihr Epos ist ja ganz gut
gemeint, aber die Verse
hinken schon sehr."
— „Lm, — vielleicht
könnte ich ein paar Stab-
reime darin anbringen."
Lleberflüssig
Die Frau Meier hat
die Erlaubnis bekommen,
nachdem sie sich von dem
im Zuchthause befind-
lichen Gatten hat scheiden
lassen, ihren Mädchen-
namen wieder annehmen
zu dürfenl"
-„Wieheißtsiedennmit
dem Mädchennamen?"
„Auch Meier!"
Copyright 1919 by I. Schreiber