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Zeitschrift für Humor und Kunst 1V3

Die Tierfreundin Lerr: „So! Da habe ich das Käferchen,

welches Ihnen ins Auge geflogen war!"
Fräulein: „Gott sei Dank... lebt es?"

Algebra

also x Minuten lief, dann lief Nero x-s-4 Minuten, und
so ergaben sich die beiden Gleichungen:

600 x ^ ^ und
(x-i-4) 450 —

Aus diesen aber war ohne große Schwierigkeit heraus-
zukriegen, daß x gleich 12, nämlich Minuten, und 7 gleich
7200, nämlich Meter war.

Kaum aber waren einige von uns glücklich so weit, da
meldete fich ein Vorwihiger, den schon die Ferienstimmung
beherrschte. „Lerr Professor, — die Aufgabe stimmt nicht
ganz I"

Prosessor Grünrock schreckte auf, — beinahe war er ein
bißch'en eingeschlafen: „Sie ftimmt nicht, warum denn nicht?"

Der Vorwitzige grinste. „Der Nero muß doch die Kalbs
keule tragen, — da läust er doch noch langsamer."

Ietzt meldete sich ein zweiter Vorwitziger mit einem
andern Einspruch: „And der Sultan muß doch nach der
Spur vom Nero riechen, — das hindert ihn doch auch."

Professor Grünrock rieb fich die müde Stirn. Za, die
beiden hatten wohl recht. Das waren Einwände, die zweifel-
los zu berückstchtigen waren, wenn man sich dem gemeinen
Leben anpassen wollte. Er dekretierte: „Wir nehmen an,
daß das Tragen einer Kalbskeule die Geschwindigkeit eines
Äundes um den zehnten, das Schnuppern nach einer Spur
um den achten Teil vermindert."

Professor Grünrock trug in seinem Notizbuch den beiden
Vorwitzigen eine gute Note ein. Dann gab er sich wieder der

Ruhe hin, wir aber bauten nunmehr diese Gleichungen auf:

(600 — 600) x —

(x > 4) 450 — 600 — ^

10

Natürlich ließen wir uns alle Zeit mit dem Ausrechnen.
Erst nach einer Viertelftunde stand das Resultat fest: Sultan
holte den diebischen Nero in 11 Minuten und 33 Sekunden
ein und genau nach 6066 Metern und 67 Zenlimetern Weges
bekam er ihn zu packen. Professor Grünrock wurde mit
dem Ergebnis aus einem sanften Schlummer aufgeschrien.
„Gut!" sagte er, „sehr gut! Ia, was machen wir denn nun?"

Es war so heiß, es war die letzte Stunde vor den großen
Ferien, Professor Grünrock mit seinen fiebzig Iahren war
müde, — er dachte nicht mehr über eine andere Aufgabe
nach, er sagte: „Wir wollen annehmen, daß der Metzger
den Nero nicht an einem, sondern an zwei Beinen verletzt.
So, und nun rechnet die Aufgabe noch einmal."

Auf zwei Beinen läust ein Lund um die Lälfte lang-
samer als auf vier Beinen, — nichts kann selbstverständlicher
in der Algebra sein. Wieder nach einer Viertelfiunde wurde
Profeffor Grünrock aufgeweckt: „Lerr Professor, der Sultan
holt den Nero nach 3 Minuten 22 Sekunden in 1768 Metern
und 42 Zentimetern ein."

„Gut!" sagte Professor Grünrock, „sehr gut! Ia, was
machen wir denn nun? Ihr könnt die Aufgabe noch ein-
mal rechnen. Wir wollen annehmen, daß der Metzger den
Nero nicht an zwei Beinen verletzt hat, sondern an-."
 
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