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Zeitschrift für Humor und Kunst

Der Weinkauf

VonAlsred Manns

Lerr Eberhard Lork
hatte ein wenig hefttg
spekuliert. DieseS Mal
daneben. Es war aller-
hand hin geworden:

Bankguthaben, Auto,

Land-Villa usw. Er
wohnte zwar nock in sei-
nem prächtigen Stadt-
hause, doch das einzige,
was darin nicht zur
Konkursmaffe gehörte,
war er selber.

Nun, es mochte hin-
gehen; er jobberte sich
auch sckon 'mal wieder
b rgauf, so dachte er.

Aber ehrlich schmerzen
tat es ihn, daß der
Weinhändler ihm den
Kredit versagte, denn
er war ihm wirklich un-
entbehrlich — nicdt der
Weinhändler, sondern
der Wein.

In ziemlich trüben
Gedanken saß er am
Tisch und horchte boch
aus, als das Mädchen
einen Lerrn meldete,
der Weinreiiender sei.

„Ich will dieses als
eine Schicksalswende
betrachten," so sprach
Eberhard zu sich, „wenn
es mir gelingt, diesen
Mann und seme ehren-
werte Firma vorläufig
zu übeitölpeln, so will
ich hoffen, daß mir der
Limmel auch für meine
ferneren Anternehm-
ungen Glück beschert."

Liermit setzte er sei-
ne große Lornbrille auf
und empfing den Reisen-
den sehr herablaffend.

Dieser war ein Mann
wie viele seiner Berufs-
genoffen. Ein klein we-
nig schäbiger um die
Losen als üblich und
ein klein wenig frecher
um den Mund.

„GnädigerLerr,woll-
te mir erlauben, Wein-
offerte zu präsentieren."

„Firma?"

„Gebrüder Schmidt, Koblenz, bitte. Eine junge aber
ff. Firma."

„Brauche eigentlich nichts. Aber zeigen Sie einmal
Ihr Verzeichnis."

„Verzeihung, gnädiger Lerr. Anser Lager ist völlig

Böses Omen

— „Daß uns gerade dieses Stück im Abon-
nement triffl — heute, wo man kaum aus-
gehen kann, ohne daß eingebrochen wird!"

geräumt. Nur elfer Galgenberg-Auslese ist noch ein Posten
da. Aber ganz exquisit, tipptoppe Blume, ungezuckert
und doch süß. Dabei fett wie Oel."

„Elser Galgenberg?" kam es balb verdutzt über Eberhards
Lippen, die ein sehnsüchtiges Lächeln umspielte.
 
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