ISl
Zeitschrist für Humor und Kunst
Raverl, was möchtest denn du einmal werden?"
A Sommerfrischler!"
Der Weinkauf
Stück." Gewandt entkorkte
er, nahm ohne viele Am-
stände ein Glas aus dem
Büfett und goß ein.
Eberhard wurde es
ganz wehmütig ums Lerz,
wenn er an sein retch-
halliges Lager in seiner
Landvilla dachte, auf dem
und auf der jetzt der preußi-
sche Kuckuck saß.
Wie Feuer rann der
prachtvolle Wein die Kehle
hinab. And sowas war für
7,37 zu haben. Fabelhaft.
„Galgenberg — fünf-
hundert Flaschen Galgen-
berg - Donnerwetter —"
Eberhard pfiff vor sich
hin und sah prüfend ab-
wechselnd auf den Wein
und den Reisenden.
Ein Gedanke ließ ihn
nicht los, während er
immer wieder finnend die
Flasche in derLand drehte,
„Donnerwetter."
^Lm, bören Sie 'mal,
der Wein ist nicht schlecht,
und der Preis ist an-
gemeffen. Ihre Firma
scheint in der Tat reell zu
sein, und ich bin geneigt,
Zhr Kunde zu werden. Ich
nehme an, Sie können mir
demnächst weitere Sorten
anbieten. Diese 500 nehm ich. Abrechnung jährlich.
Zst's recht?"
Der Reisende wand sich wie ein getretener Wurm.
„Ich bitte tausendmal um Verzeihung, gnädiger Lerr.
Meine Firma ist reell aber entsetzlich pedantisch. Fch
mißbillige, verwerfe das, kämpfe aber gegen Windmühlen
wie der heilige Quifisana. Es wird dem gnädigen Lerrn
ja einerlei sein, wenn ich um einen Scheck bei Ablieferung
der Ware bitte."
Eberhard Lork studierte angelegentlich den Text des
Flaschenschildes, trank noch ein Glas und lächelte wohl-
wollend und mit einem intensiven Behagen.
„Es ist gut, ich zahle bei Lieferung. Wann bekomme
ich den Wein?"
Der Reisende sah einige Sekunden aufs Fenster, gegen
das der Regen prasselte, als ob dort die Antwyrt zu
finden sei.
^Untertänigen Dank, gnädiger Lerr, liefern kann ich
bereits morgen. Der Wein ift zur Stelle. Ihr Diener,
gnädiger Lerr. Wünsche Ihnen einen angenehmen Abend."
Eberhard nickte herablaffend. —-
Am nächften Tage wurde der Wein gebracht. Lork
war in glänzender Laune. Noch nie seit seiner Verfiegelung
hatte er sich so wohl gefühlr. Dabei hatte er keine drei-
hundert Mark bar Geld im Lause, und eben ließ sich Lerr
Oswald Bitterpein, der unterwürfige Reisende, melden.
„Ah, Sie wollten die Fuhre Wein bezahlt haben."
„Minna." wandte er sich zum Dienstmädchen, „holen Sie
doch 'mal eine Flasche von dem neuen Wein herauf.-
Setzen Sie fich so lange, Lerr Bitterpein."
„Sehr gütig, gnädiger Lerr."
Minna kam und schenkte ein, dann ging fie.
Eberhard trank. ^Iawohl, Lerr Bitterpein, es ist
richtig. And wie viel koftet die Fuhre?"
„Dreitausendsechshundertfünfundachtzig Mark, wenn's
beliebt, gnädiger Lerr."
^Ach, nee," entgegnete Lork ungeduldig, mit einer Land-
bewegung und Miene, als ob er einen schlecht angebrachten
Scherz abwehre: »ich habe Sie nicht gefragt, was Sie
glauben, daß der Wein wert ist, sondern was die Fuhre
kostet."
Lerr Bitterpein verfärbte sich eiv wenig.
„Der gnädige Lerr belieben zu spaßen," sagte er und
fügte ein unaufrichtiges Ktchern hintenan.
Eberhard bekümmerte sich nicht um ihn. Er zog zwei
Zwanzigmarkscheine aus der Tasche, kritzelte etwas auf ein
Papier und reichte das letztere dem Reisenden.
Der las und wurde grau im Gesicht. Blöde stierte
er den freundlich lächelnden Eberhard an. Auf dem
Zettel ftand:
„Ich erhielt heute von Lerrn Eberhard Lork für einen
Weintransport von Lerrn Lorks Landvilla nach seinem
Stadthause die Summe von Mk. 40.—"
Mit einem Sprung war Eberhard bei dem enteilenden
Lerrn Bitterpein, der mit erbärmlicher Miene vor ihm ftand.
,.Ick hab? — —
Zeitschrist für Humor und Kunst
Raverl, was möchtest denn du einmal werden?"
A Sommerfrischler!"
Der Weinkauf
Stück." Gewandt entkorkte
er, nahm ohne viele Am-
stände ein Glas aus dem
Büfett und goß ein.
Eberhard wurde es
ganz wehmütig ums Lerz,
wenn er an sein retch-
halliges Lager in seiner
Landvilla dachte, auf dem
und auf der jetzt der preußi-
sche Kuckuck saß.
Wie Feuer rann der
prachtvolle Wein die Kehle
hinab. And sowas war für
7,37 zu haben. Fabelhaft.
„Galgenberg — fünf-
hundert Flaschen Galgen-
berg - Donnerwetter —"
Eberhard pfiff vor sich
hin und sah prüfend ab-
wechselnd auf den Wein
und den Reisenden.
Ein Gedanke ließ ihn
nicht los, während er
immer wieder finnend die
Flasche in derLand drehte,
„Donnerwetter."
^Lm, bören Sie 'mal,
der Wein ist nicht schlecht,
und der Preis ist an-
gemeffen. Ihre Firma
scheint in der Tat reell zu
sein, und ich bin geneigt,
Zhr Kunde zu werden. Ich
nehme an, Sie können mir
demnächst weitere Sorten
anbieten. Diese 500 nehm ich. Abrechnung jährlich.
Zst's recht?"
Der Reisende wand sich wie ein getretener Wurm.
„Ich bitte tausendmal um Verzeihung, gnädiger Lerr.
Meine Firma ist reell aber entsetzlich pedantisch. Fch
mißbillige, verwerfe das, kämpfe aber gegen Windmühlen
wie der heilige Quifisana. Es wird dem gnädigen Lerrn
ja einerlei sein, wenn ich um einen Scheck bei Ablieferung
der Ware bitte."
Eberhard Lork studierte angelegentlich den Text des
Flaschenschildes, trank noch ein Glas und lächelte wohl-
wollend und mit einem intensiven Behagen.
„Es ist gut, ich zahle bei Lieferung. Wann bekomme
ich den Wein?"
Der Reisende sah einige Sekunden aufs Fenster, gegen
das der Regen prasselte, als ob dort die Antwyrt zu
finden sei.
^Untertänigen Dank, gnädiger Lerr, liefern kann ich
bereits morgen. Der Wein ift zur Stelle. Ihr Diener,
gnädiger Lerr. Wünsche Ihnen einen angenehmen Abend."
Eberhard nickte herablaffend. —-
Am nächften Tage wurde der Wein gebracht. Lork
war in glänzender Laune. Noch nie seit seiner Verfiegelung
hatte er sich so wohl gefühlr. Dabei hatte er keine drei-
hundert Mark bar Geld im Lause, und eben ließ sich Lerr
Oswald Bitterpein, der unterwürfige Reisende, melden.
„Ah, Sie wollten die Fuhre Wein bezahlt haben."
„Minna." wandte er sich zum Dienstmädchen, „holen Sie
doch 'mal eine Flasche von dem neuen Wein herauf.-
Setzen Sie fich so lange, Lerr Bitterpein."
„Sehr gütig, gnädiger Lerr."
Minna kam und schenkte ein, dann ging fie.
Eberhard trank. ^Iawohl, Lerr Bitterpein, es ist
richtig. And wie viel koftet die Fuhre?"
„Dreitausendsechshundertfünfundachtzig Mark, wenn's
beliebt, gnädiger Lerr."
^Ach, nee," entgegnete Lork ungeduldig, mit einer Land-
bewegung und Miene, als ob er einen schlecht angebrachten
Scherz abwehre: »ich habe Sie nicht gefragt, was Sie
glauben, daß der Wein wert ist, sondern was die Fuhre
kostet."
Lerr Bitterpein verfärbte sich eiv wenig.
„Der gnädige Lerr belieben zu spaßen," sagte er und
fügte ein unaufrichtiges Ktchern hintenan.
Eberhard bekümmerte sich nicht um ihn. Er zog zwei
Zwanzigmarkscheine aus der Tasche, kritzelte etwas auf ein
Papier und reichte das letztere dem Reisenden.
Der las und wurde grau im Gesicht. Blöde stierte
er den freundlich lächelnden Eberhard an. Auf dem
Zettel ftand:
„Ich erhielt heute von Lerrn Eberhard Lork für einen
Weintransport von Lerrn Lorks Landvilla nach seinem
Stadthause die Summe von Mk. 40.—"
Mit einem Sprung war Eberhard bei dem enteilenden
Lerrn Bitterpein, der mit erbärmlicher Miene vor ihm ftand.
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