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162 Meggendorfer-Blätter, München

fibenrj

Lleberflüssige Eigenschaft

„Wie gefällt Ihnen der neue Lehr-
saal in der Taubstummenanstalt?"

— „Vorzüglich! Vor allen Dingen
brillante Akuftik!"

Genau bezeichnet

— „Ein Gewitter steht am Limmel."

— „Wo denn?"

— „Na dort. In der Langegaffe, Ecke
Schnorrstraße."

Im Buchladen

Verkäufer: „L>ier kann ich Ihnen die
Losen des Lerrn von Bredow als sehr
lesenswert empfehlen!"

Kunde: „Laben Sie auch das Gegen-
stück dazu: die Büchse der Pandora?"

Beim Schiedsmann

— „Sie sind bereit, als Buße für die
Ohrfeige, die Sie Ihrem Gegner im
Zoologischen Garten gegeben haben,
fünfzig Mark an die Armen zu zahlen?"

— „Ich mein', dreißig wären genug,
es war am billigen Sonntag!"

Nundjchreiben an die Mitglieder
des Kiubs „Flottes Leben"
Die verehrlichen Mitglieder des
Klubs werden dringend ersucht, ihre rück-
ständigen Beiträge zu entrichten, weil
uns sonst die Klubsessel wieder genom-
men werden.

u/enn 5iLsi s^lLlilieci Hjlll'gen
LLsisss^n gll^L regt,

Ist es, gls wül'' m ll/eiten
LlN ZNtlÜNLL 21^1 gelegt,
l_!nü 5eIÜ5t mit gk'suem Znüeitel
f'üsllt MUNLÜei' LlLÜ gLLLlIt
Oen üungen, ctei'en U/ünLLÜe
s/mrlekn üie u/eltL ll/elt.

lluLÜ u/enn gm ftbenüdlmmel
llle ek'sten Zterne Ltelin,
stlng ulleL l^ünLnIien Ileüei'
U/util In üle llüüe geün,
lünü selbst üle üugenüsl'usien,
Zle u/er'ÜLN Luusit unü leiL'
I_!nü füsilen Liuti gebur'gLn
In IIik'LM engen Kl'eiL.

— 0N.

Variante

Raum ist in dem kleinsten Lerzen
Für die größten Liebesschmerzen.

Mißverstanden

Amtsrichter: „Also mindestens
zwanziq Schläae aufs Gesäß hat
der Angeklagte Ihrem Iungen ver-
setzt und mit einem dicken Eichen-
knüppel, wie Sie sagen, ist das
60rxu8 äölioti noch vorhanden?"
Mutter (schluchzend): „Ia, vorhan.
den ift's noch, Lerr Amtsrichter,
.aber das sollten Sie fich ansehen,
ganz braun und blau."

Die Seelen von Eichtal

Von Peter Robinson

In Eichtal ftand eine Volkszählung
bevor. Freilich sollte fie nicht in Eich-
tal allein statrfinden, sondern überall
im ganzen Deutschen Reich, aber das
qeht uns nichts an, wir haben es in
dieser Geschichte ganz allein mit Eich-
tal zu tun. Das ift auch genug, denn
Eichtal ist ein sehr hübscher und freund-
licher Ort. Warum er gerade Eichtal
heißt, ist freilich nicht recht einzusehn,
denn die Stelle der Erdkruste, wo er sich
befindet, hat gar nichts von der sonst
Tal genannten Beschaffenheit. Llnd
Eichen find auch keine da. In grauen
Vorzeiten mögen ja welche dort gestan-
den haben, aber da war an den Ort
noch gar nicht zu denken; der steht erst
seit zweiundzwanzig Iahren. Linden
und Buchen find viele dort, und sie
tun, was als braven deutschen Bäume
ihres Amtes ift, nämlich zu rauschen
und kühlen Schatten zu spenden, aber
nur im Sommer, im Winter natürlich
nicht, da haben sie Ferien. Es ist ja
möglich, daß der erste Mann, der dort
zwischen Linden und Buchen sich eine
Villa baute und den Ort Eichtal grün-
dete und benannte, sehr wenig bota-
nische Kenntniffe hatte und die Linden
für Eichen ansah oder die Buchen. Das
kommt vor. Aber schließlich, — warum
soll der Ort denn nicht Erchtal heißen?
Die in einem Namen liegende Bedeu-
tung braucht ja nicht immer ersüllt zu

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