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Meggendorfer-BläLter, München

Meine erste Iagd Von C. A. sennig

Nachftehendes ist keine Iagdgeschichte, man
kann es also ruhig lesen. Es wird darin weder eine
Katze erschossen noch eine Kuh, weder ein Treiber
„angekratzt" noch sonst irgendwie gelogen. Ich will
lediglich berichten, wie ich mir einmal ein Iagdrevier
pachtete, weil ich den Ehrgeiz hatte, ein Iäger zu
werden.

Früher hatte ich einmal den Ehrgeiz gehabt,
ein Fischer zu sein. Denn ich konnte mir nichts
schöneres denken, als an den üfern eines Baches im
Schatten einer Weide zu fitzen, seine Pfeike zu
rauchen und lustig zappelnde Fische aus dem Wasser
zu ziehen. Stündlich vielleicht einen, denn höher
gingen meine Erwartungen nicht. Aber ich saß tage-
lang. Tage- und wochenlang, ohne daß ich hinsichtlich
meiner Köder den Geschmack der Fische traf. Das
ärgerte mich, und nach Amfluß von drei Iahren
verlor ich die Geduld. And also faßte ich den Entschluß,
es mit der Jagd zu versuchen.

Ich kaufte mir zu diesem Zweck eine Iagdzeitung
und durchblätterte deren Inseratenteil in der Loffnung,
ein passendes Angebot zu finden. ünd ich brauchte
auch nicht lange zu suchen. Ganz in meiner Nähe,
nur etwa zwei Bahnstunden entfernt, war eine kleine
gute Iagd mit altem Wildbestand an Lerrenjäger
zu vergeben und sofort zu benützen. Das paßte ja
vortrefflich, und da auch der Preis ein mäßiger war,
so setzte ich mich augenblicklich mit dem Besitzer, der
in Linterpommern wohnte, in Verbindung. Ich
proponierte ihm, den Pachtschilling auf fünf Iahre
im voraus zu entrichten und beschwor ihn, mir aus
Gründen privater Natur den Vorrang zu lassen.
Der Befitzer war ein honetter Mann und ließ sich
beschwören. Und nun war ich Iäger. Das Loch-
gefühl, das ich darüber empfand, war nur mit dem
zu vergleichen, das mir einst die ersten Losen bereiteten.
So wie dies Kleidungsstück mir damals die öffentliche
Anerkennung meines Geschlechts bedeutete, so fühlte
ich mich jetzt als Mensch von gehobenem Wert und
letzter, herrenmäßiger Politur.

Zu einem Iäger gehört aber mehr als ein Kontrakt
und ein Nevier. Die Lauptsache, wenn man so sagen
darf, ist eine solide, waidmännische Ausrüstung. Es
war daher meine nächste Sorge, mich nach einer solchen
umzusehen, und das war nicht eben schwer. Es gibt
ja heutzutage Spezialgeschäfte, die im Landumdrehen
in der Lage sind, einen Menschen für jeden beliebigen
Zweck auszustaffieren. Ein solches suchte ich auf, und
in einer Stunde verließ ich es als kompletter Nimrod
wieder. Nichts fehlte da, von der Spielhahnfeder auf
dem grasgrünen Lut bis herunter auf die gamaschen-
bedeckten Nagelschuhe. Ein wahres Wunderwerk in
ihrer Art war die Iagdtasche. Nicht nur in Bezug
auf ihre technische Ausführung, sondern ebenso sehr
auf ihren von sportlicher Praxis zeugenden Inhalt.
Denn fie war gefüllt mit einer Anmenge von Büchsen,
Schachteln, Tuben, Flaschen und Behältern, in denen
Sachen zum essen und zum trinken, zum pflastern
und zum schmieren, zum heiß machen und zum kühlen,
eine Werkstatt im kleinen, eine Küche im Freien,
eine tragbare Iagdhütte, ein zusammenlegbares Segel-
boot, ein Kilo Insektenpulver und eine Flasche mit
Kümmel waren. Denn ein guter Kümmel ist für

Lk' c!u einem ai-men /^snue
Kommst mit einem I^38en8tüber,
ssmg' cück: Ist' ick suck ein OIeictie8

^inem keickeu gegeuüber?

.1.

Liebe auf den ersten Blick

— „Dein Verlobter, der Postassistent, hat ja ganz krumme Beine!"

— „Ia, ich hab' ihn halt zuerst nur am Schalter gesehen."

Der eingegangene Kiebitz
 
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