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Zeitschrift für Humor und Kunst 5

Die Schildwache

— „Bitte, einen kleinen Angenblick, meine Lerrschaften."

— „Wohl eine Filmaufnahme?"

— „Nein, dort oben verloben fich gerade zwei."

Zm Kriinzlc

wahr, drum sag i dte Name net. Mer kann sie sich ja selber
derzu denke.

Also — so vor e Iahrener finfezwanzig oder dreisiig
ischt's gwese. Der Lerr Lofrat war Zahnarzt ond hot alle
Leut ond ihre Familiegschichte kennt in der Stadt. E Zahn-
arzt erfahrt viel. Wer de Leut älleweil so in de Mond
'reiguckt, der guckt ihne au ins Lerz nei — g'wiß wahr.

In seiner Praxis ischt auch e Obermedizinalrat g'wese,
Profefsor ond Doktor ond der Limmel weiß, was alles
noch. In der ganze Stadt war er berihmt, ja, jogar drüber
nauS, denn er hat irgend ebbes erfonde — was, das hat
die Frau Lofrat nemmer so recht g'wußt. Er ischt en arg
g'schickter Doktor g'wese ond ganz b'sonderscht g'schickt im
Lypnotistere. Des war dazumal noch ebbes neu's, ond ich
selber kann mich erinnere, daß er ei'm alten Groüonkel von
mir 's Schlafe wieder hinbracht hat. E braver Mann war
er, nur ei Schwäche hat er g'habt; er hat für sei Lebe gern
ebbes gut's g'effe, ond die Frau Obermedizinalrat hat's net
leicht g'habt ond sich viel selber in der Kuche plage müsse,
denn kei Mädle hat ihm richtig kocht. Z'letzschte aber habet
sie eins derwischt, des ischt Ehne e richtiges Kochschenie
gweje. Sie hat zwei Iahr als Küchemädle beim Prinze
Weimar dient ond mer weiß ja: so e Koch ischt kommod ond
läßt d' andere fir fich schaffe. Selber regt er nex an, sondern
kommandiert d' Köchin ond die Küchemädle no so rom. Die

Berta — so hat se g'heiße — hot ehm Sößle ond Ragühle
abguckt ond Lordewer ond Andermeh ond lauter so feine
Sächle, ond des alles hat se auswendig konnt — nach eme
Kochbuch hat se net koche möge oder net könne. Der Ober-
medizinalrat hat fich emmer von ei'm Esse zom andere
g'freut, sagt die Frau Lofrat, ond dabei war die Berta
brav ond sparsam. Wie im Limmel sind d' Obermedizinal-
rats mit ihre gwese — sagt doch schon der Luther, e braver
Dienschtbot sei e Goltessege — ond en richtigen Lebtag hänt
fie mit ihrer Berta g'habl. Ond grad des war's Maleer.
Mer muß sei Glick fir fich allei verhebe kenne.

Der Lerr Obermedizinalrat hat bald den eine, bald
den andere von seine Freund nach Laus bracht, damit daß
er versuche soll, wie gut daß sei Berta koche könn. Onter
seine Freund ischt au e Patient von ihm g'wese, e stein-
reicher Kommerzierat, dem hat des Effe von dere Berta
firchtig gut g'schmeckt, ond er hat sich so oft als meglich
bei's Obermedizinalrats einlade lasse ond der Berta jeds-
mal e Duffehr gebe, daß die no so g'staunt hat. Ond dann
hat d' Frau Kommerzierat die Berta amal ganz hehltnge
auf der Straß g'stellt ond himmelhoch bittet, se soll doch zu
ihne, zu 's Kommerzierats, in de Dienscht komme. Ihr, der
Frau Kommerzierat, läg ja alles dran, ihren Mann z'friede
z' stelle und bei gutem Lumor zu erbalte, ond drom biet
fie der Berta fufzig Mark em Monat ond zom Chrtschtkindle
en feine Mollstoff zu eme SonntagSkleid ond e Sammt-
 
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