6 Meggendorfer-Blätter, München
Seltenheit
— „Lerr Nachbar, wo schauen denn die Leut' alle hin?"
— „Ja, wissen S', da geht einer vorbei, der noch nicht
Minister war."
J»> Keänzle
schakett fir d' Straß ond obedrei no große Trenkgelder, denn
's Kommerzierats habet feine Dineh ond Supehle gebe, ond
da könn die Berta ihr Konscht erscht so recht entfalte. Ond
fir ihr Zukonst sei dann au g'sorgt.
Z' erschte hat die Berta gar net drauf horche wolle.
Sie laß ihr Lerrschaft net im Stich, hat se g'sagt, wenn
se ihre au blos die Lälft von dem G'halt gäbet. Aber d'
Frau Kommerzierat hat so lang in se nei g'schwätzt ond ihr
solche Lerrlichkeite in Aussicht g'stellt — sogar mit der Zeit
no e Aufbesserong — daß die Berta endlich „Zn Gottes Name"
q'sagt hat, wenn au mit schwerem Lerze, denn se war, wie
g'sagt, e brav's Mädle. Beim Leimkomme hat se in ihrer
Auftegong zum allererschte Mal des Esse abrotzle lasse ond
nachher isch se zu ihrer Frau komme ond hat ihr kiindiqt
zum Zieler. Mer häb ihr fufztg
Mark abotte, hot se g'sagt. ond
so was dü>f fich en arm's Mävle
net entgehe lasse ond mer muß
au an sei Zukonst denke. Sie
geh ja gwiß net gern, aber es
sei ihr Pflicht ond so weiter, hat
ft gsagt.
Ganz aus 'm Läusle isch die
Frau Obermedizinal g'wese ond
hat partu wisse wolle, wer se
denn so schmählich hintergange
ond ihr Berta b'stoche hab'.
Z'erschte hat die Berta net mit
rauswolle, aber z'letzschte hat se
's doch eig'stande. Da ischt aber
ihr Frau erscht recht bes worde.
Auch noch gar Patiente von
ihrem Mann — den Kommer-
zierat hat er erscht vor eme Jahr
von der Infulenza kuriert g'habt
— so en Ondank, so en schwar-
zer, ond sie, die Frau Ober-
medizinalrat, woll doch ihren
Mann auch z'ftiede stelle — ond
z'letzschte hat se bitterlich z'weine
ang'fange. So hat se der Lerr
Obekmedizinalrat g'funde, wie-
n-er heimkommen ischt. Er hat
juschtamend e paar dodkranke
Patiente g'habt um die er fich
arg g'sorgt hat: da ischt ihm
der Verdruß iberzwerch komme.
„Gebe mer ihre in Gottes Nam
au fufz'g Mark im Monat, na
bleibt se ond mer hat sei Ruh"
hat er g'meint. Aber sei Frau
hat ihm vorgschtellt, daß des
ohmeglich sei. 's Obermedizinal
rats habet drei halberwachsene
Sehn g'habt: die habet arg viel
koschtet, ond mer hat scho e bißele
spare müsse im Laushalt. Fufz'g
Mark im Monat ischt e firchtig
hoher G'halt gwese dazumal.
Ietzt, im Krieg, isch ja, Gott
sei'S geklagt, alles ganz oheim-
lich g'stiege im Preis — ond die
Gehälter au.
Mer hat no e mal mit der
Berta g redt, aber die ist onter Träne derbei bliebe: fie
hab' e alte, kranke Mutter derheim, für die ste sorge miß
ond am Zieler geh se. Es sei ihr so wie so alles entleidt
auf der Welt ond ihr G'fichtsweh meld sich au wieder.
Z'letzschte hat' se wieder g'heult ond der Obermedizinal-
rat hätt schier fascht gar mittan, so isch ehm die Sach auf
d' Nerfe gange, ond nach dene Sößle ond Ragühle ischS
ihm au ahnd gwese.
Arg verschtemmt isch er wieder en sei Klinik ond en
sei Sprechschlond gange, obschon die Berla sich wieder
z'sammeg'rappelt hat und besser kocht, alS je. Aber grad
das hat ihn verzirnt. Was hat sei Freund, der Kom-
merzierat, brauche seine, dem Obermedizinalrat, Sößle ond
Ragühle, Andermeh ond Lordewer z'esse? Wenn er dran
denkt bat, daß er von Lichtmeß ab wieder auf Siedfleisch,
Seltenheit
— „Lerr Nachbar, wo schauen denn die Leut' alle hin?"
— „Ja, wissen S', da geht einer vorbei, der noch nicht
Minister war."
J»> Keänzle
schakett fir d' Straß ond obedrei no große Trenkgelder, denn
's Kommerzierats habet feine Dineh ond Supehle gebe, ond
da könn die Berta ihr Konscht erscht so recht entfalte. Ond
fir ihr Zukonst sei dann au g'sorgt.
Z' erschte hat die Berta gar net drauf horche wolle.
Sie laß ihr Lerrschaft net im Stich, hat se g'sagt, wenn
se ihre au blos die Lälft von dem G'halt gäbet. Aber d'
Frau Kommerzierat hat so lang in se nei g'schwätzt ond ihr
solche Lerrlichkeite in Aussicht g'stellt — sogar mit der Zeit
no e Aufbesserong — daß die Berta endlich „Zn Gottes Name"
q'sagt hat, wenn au mit schwerem Lerze, denn se war, wie
g'sagt, e brav's Mädle. Beim Leimkomme hat se in ihrer
Auftegong zum allererschte Mal des Esse abrotzle lasse ond
nachher isch se zu ihrer Frau komme ond hat ihr kiindiqt
zum Zieler. Mer häb ihr fufztg
Mark abotte, hot se g'sagt. ond
so was dü>f fich en arm's Mävle
net entgehe lasse ond mer muß
au an sei Zukonst denke. Sie
geh ja gwiß net gern, aber es
sei ihr Pflicht ond so weiter, hat
ft gsagt.
Ganz aus 'm Läusle isch die
Frau Obermedizinal g'wese ond
hat partu wisse wolle, wer se
denn so schmählich hintergange
ond ihr Berta b'stoche hab'.
Z'erschte hat die Berta net mit
rauswolle, aber z'letzschte hat se
's doch eig'stande. Da ischt aber
ihr Frau erscht recht bes worde.
Auch noch gar Patiente von
ihrem Mann — den Kommer-
zierat hat er erscht vor eme Jahr
von der Infulenza kuriert g'habt
— so en Ondank, so en schwar-
zer, ond sie, die Frau Ober-
medizinalrat, woll doch ihren
Mann auch z'ftiede stelle — ond
z'letzschte hat se bitterlich z'weine
ang'fange. So hat se der Lerr
Obekmedizinalrat g'funde, wie-
n-er heimkommen ischt. Er hat
juschtamend e paar dodkranke
Patiente g'habt um die er fich
arg g'sorgt hat: da ischt ihm
der Verdruß iberzwerch komme.
„Gebe mer ihre in Gottes Nam
au fufz'g Mark im Monat, na
bleibt se ond mer hat sei Ruh"
hat er g'meint. Aber sei Frau
hat ihm vorgschtellt, daß des
ohmeglich sei. 's Obermedizinal
rats habet drei halberwachsene
Sehn g'habt: die habet arg viel
koschtet, ond mer hat scho e bißele
spare müsse im Laushalt. Fufz'g
Mark im Monat ischt e firchtig
hoher G'halt gwese dazumal.
Ietzt, im Krieg, isch ja, Gott
sei'S geklagt, alles ganz oheim-
lich g'stiege im Preis — ond die
Gehälter au.
Mer hat no e mal mit der
Berta g redt, aber die ist onter Träne derbei bliebe: fie
hab' e alte, kranke Mutter derheim, für die ste sorge miß
ond am Zieler geh se. Es sei ihr so wie so alles entleidt
auf der Welt ond ihr G'fichtsweh meld sich au wieder.
Z'letzschte hat' se wieder g'heult ond der Obermedizinal-
rat hätt schier fascht gar mittan, so isch ehm die Sach auf
d' Nerfe gange, ond nach dene Sößle ond Ragühle ischS
ihm au ahnd gwese.
Arg verschtemmt isch er wieder en sei Klinik ond en
sei Sprechschlond gange, obschon die Berla sich wieder
z'sammeg'rappelt hat und besser kocht, alS je. Aber grad
das hat ihn verzirnt. Was hat sei Freund, der Kom-
merzierat, brauche seine, dem Obermedizinalrat, Sößle ond
Ragühle, Andermeh ond Lordewer z'esse? Wenn er dran
denkt bat, daß er von Lichtmeß ab wieder auf Siedfleisch,