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36 Meggendorfer-Blätter, München

Iahre vergingen. Aus Eulalia
Schächtelein ward eine Schachtel und
zwar eine alte. Die. trotzdem sie nun
kreuz und quer durch Europa verfrachtet
worden war, immer noch nicht an die
richtige Adrefse gelangte.

Schließlich kehrte Eulalia heim,
immer noch hoffnungsvoll. Mit neun-
zig Iahren ist sie nun doch gestorben.
Als Alterspräsidenlin dcs „Klubs der
Iugend." Ief.

Feine Marken

Zahlkellner tbekn R«chnen>: „... außer-
dem hatten Sie eine Zigarre; zu siebzig
oder neunzig Pfennig?"

Gast: „Weiß nicht; jedenfalls war ste
so schlecht, daß ich sie nur bis zur Lälfte
geraucht habe!"

- „Der Bücgerkriag hot do sei guat's vor'm andern voraus. Wenn's — „Bis zur Lälst'... dann ist's eine zu

ei'm nimma g'fallt, na geht ma einfach hoam und legt si' ins Bett." einer Mark zwanzig Pfennig gewesen!"

Der Klub der Iugend

Antlitz. Da auf einmal brüllte cr ervptiv durch das Zimmer:
„Eulalia, ich liebe dich!" Da war's um Eulalia Schächtelein
geschehen. Endlich, endlich! Auf ihren einundvierzigjährlgen
Füßchen siog sie dem brüllenden Iüngling entgegen. Ihr
ungestümer Flug riß den Dichter weg von seiner papierenen
Eulalia. Ec fand anscheinend in der wirklichen keinen voll-
wertigen Ersatz, drum schrie er sie ärgerlich an: „Sie heißen
wohl unglücklicherweise auch Ealalia, ach da sind Sie wohl
die, mit der der selige Lesstng so traurige Erfahrungen ge-
macht hat!"

Trotz ihrer Verehrung der deutschen Dichtkunst, war
es fllr Eulalia ein schwerer Schlag, daß man sie ausgerech
net mit dem alten Lessing verdächtigte. Aber .Eulalia war
zäh, zäh für ihre Iugend. Sie überlebte auch ihre Bezieh-
ungen zu den Klassikern. Als das zweite Iahr um war,
war sie wieder fünfundzwanzig. Der menschenfreund-
liche Klubvorstand gönnte ihre hartnäckige Iugendlichkeit
gerne auch mal einem anderen Klub, drum riet er ihr,
das Glllck doch mal in einer anderen Stadt zu
versuchen, der Klub sei ja über ganz Europa
verbreitet. Eulalia war glücklich ob solcher
Verbreilung. Eine halbe Stunde später saß
ste im V-Zug. Nach Berlin! Berlin ist die
Stadt aller Anmöglichkelten. Na also, Eulalia!

Aber es gibt leider Unmöglichkeiten, die
auch in Berlin nicht möglich sind. Eine solche
war Eulalia. Nach einem vergeblichen Iahr
schüttelte sie wieder den Berliner Staub von
ihren nunmehr dreiundvierzigjährigen Füßchen.

Es packte sie der Reisetrieb. Sie reiste nach
Lamburg. nach Bremen, nach Dresden, nach
Leipzig, sie reiste. Sie kannte bald alle heirats
lustigen Nummern vom Rhein, von der Ostsee,
vom Schwarzwald, nur die Rummern wollten
sie nicht kennen. Sie ward die reinste reisende
Aktenmappe. Für Eulalias Ehe-Sehnsucht
ward Deutschland zu eng. Sie saß bald in
den Brüsseler, in den Londoner, in den Pariser
Klubsesseln, sie saß und blieb sitzen. Bis sie
weiterreiste.

Oer er8te v/sgen

siiocfi sirici cüe (ügssen ZiPIäfng un6 grsu,
ffuscfieln^ trägt eine üeitungrfreu
Von fjsus ru ffZus itire l_3tsrne.

Osr ffimmel ist fsrblos. Uncl in 6er fferne
ffstnt man sei6igen, blekroten Zefisin. —
fstirt in 6ie OZmmrung ein V/egsn tiinein.
klin 6ün6el von l-ictit ivirft er grell suf 6is
Ztrecke,

ffn Zcchistten entflietit un6 6uc3ct in 6ie klcste.
Zcchierf rei3t 6es Klingsln 6ie 5tiIIe entrcvei —
Oer f^orgentmum in 6er 5tg6t ist vorbei . . .

— „Ieht hab' ich ihn doch glücklich verpaßt
... Na, es macht schließlich nichts, wenn
ich ein Stündchen früher hinkomme. . ."
 
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