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Zeitschrift für Humor und Kunst 55

— „Meine Gäns' werden alle Tag' fetter!"

— „!lnd die Menschen alle Tag' magerer!"

D!->n Ueberdrama

hätten damit angedeutet, daß
b'e Rose geküßt wird. Sie ver-
standen es eben nicht beffer,
lieber Leser. Ich dagegen, ja,
was wollte ich dadurch aus-
drücken? Ich, ich, Lescr beachte
diese Fülle von Feinheiten —

"'ch" lasse mich selbst durch die
^lume sprechenl Dann wird
unheimlicher Marterapparat
hereingeschleppt und „ich" darauf
^rlegt, wobei ich flehende Blicke
iu ihr hinüberwerfe: „Sie" solle
'nich doch nicht länger auf die
dvlter spannen! Als Antwort
"vllzieht „sie" an fich eine nicht
'ninder qualvolle Manipulation,:

"sie" setzt sich etwas, was aussieht
inie eine niedliche Stecknadel von
der Ferne ins Auge und deutet
dabei auf mich. „Ich verstehe:

"ich" bin ihr etn Dorn im Auge.

Mitten auf der Bühne wird
ein großes Fcuer angezündet,

«er" mit seinem Affen läuft na-
lürlich mitten hindurch. „Sie
iaßl das so auf, daß er für sie
durchs Feuer geht; drum breitet
sie ihre Arme ihm entgegen, mir
aber wirft „sie" einen Korb zu.

Da fällt mir etwas von den
Augen, Schuppen nämlich. Man
bringt mir zum Trost cinen
Etrohhalm, an den ich mich klam-
nrern soll. „Ich" weise ihn zu-
^iick. Eine Flinte, die man mir
in gutgemeinter Abficht reicht,
lnerfe ich ins Korn. „Ich" esse
nichts mehr, ich lasse mir nur
ein Tischtuch bringen, daran
beiße ich rum: Ich nage also
am Lungertuch. Mit Rückficht
auf die Knappheit der Tisch-
wäsche — das einzige Zugeständ-
nis an dis sonst erledigte Gegen-
Mart — sterbe „ich", bevor das
Äungertuch zu Ende genagt ist.

Dann wird ein Grab geschauselt, „ich" — ich bemerke noch-
mals ausdrücklich für den Leser, der noch in den schmählichen
Sklavenketten des sog. gesunden Menschenverstandes schmach-
let, daß ich tot bin — „ich" lege mich ins Grab und drehe
mich darin um, immer zu, bis endlich — ich sage das ledig-
üch zu meiner Erleichterung — der Vorhang fällt.

Ich bin den „Meggendorfer-Blättern" sehr dankbar,
baß fie wenigstens diese Inhaltsangabe meines Aeberdramas
aufgenommen haben. Ich argwöhne, daß sie es für einen
Spaß gehalten haben. Am jeden Zweifel zu beseitigen,
stelle ich hicrwit ausdrücklich fest, daß es ganz ernst mit
Mir steht. Lekuba

^äuerin (auf der Plaktsorm der Trombahn das betannte Täfelchcn
lesend, wvnach es verboten ist, mit dcm Wagenführcr zu sprechen): „Du,
^llter, waS hac denn wohl der ang'stellt?"

Der Wettstreit der Riesinnen Vo» Friy». Briesen

Die Riesin Dummheit und die Rtefin Faulheit, zu
derselben Sippe gehörig, gerieten eines Tages in Streit:
welcher von ihnen der Vorrang gebühre. And fie beschlossen,
es auf drei Kraftproben ankommen zu lassen.

Die erste Probe sollte erweisen, wer ven ihnen am
stärksten sei. Sie gingen also aufeinander los und suchten
sich zu packen. Aber die Dummheit wußte nicht richtig
anzufaffen, und die Faulheit wußte nicht ordentlich anzu-
packcn. So blieb der Kampf unentschieden, und keine von
Beiden konnte fich der Besserkeit rühmen.

Run schritten sie zur zweiten Probe: wer von ihnen
am schnellsten sei. Es wurde abgemacht, nach der Stadt
Wafferberg zu laufen; wer dort zuerst ankomme, der sollte
den Vorrang haben. Da liefen beide los: — die Faulheit
mit der Geschwindigkeit eines Regenwurms, die Dummheit
aber in der verkehrten Richtung. Als die Dummheit endlich
 
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