Meggendorfer-Blätter, Müncl en
Nr.
14S!
So lang der Ärieg noch brannte
UnL Mensch auf Mensch gejagt,
Hat man tm HinterlanLe
Gar fleißig wahrgesagt.
Mit Zahlen gab's und Daten
Nanch nette Spielerei.
Draus sollte man erraten,
Wann wohl Ler Ärieg vorbei.
Zu spät
Aus Dingen, Lie man kannte,
Bewles man klipp un- klar»
Daß Lie so angewanLte
lNethoüe richtig war.
Nun kam Ler ciiss stsr
— Auch ohne Pcophetie.
Doch -ie Exempelrater,
Den sagten sie uns nie.
: 4. 1V1S.
Will wie-er einer prahlen
rNit Äunst, Lie so zerstiebt,
UnL;eigt mir neue Zahlen,
Draus sich Ler Tag ergibt.
Dem Hintennachhellseher
WirL sicher kein App'aus.
Ich rück' ihm wüten- näher
UnL schmeiß' ihn grünLlich raus!
«tfl.
da schlSgt die Nhr ein Mertel
auf sechs. Am sechs Ahr ist
Feierabend. Was würden Sie
tun?"
Im Malerhause
Diener: „Muß das 'n Kunstenthusiast seinl Weil
ich 'n nicht ins Atelier hinein laffen darf, ist er hin-
gekniet und bewündert die Bilder durchs Schlüsselloch I"
Dreißig Pfennig in fünf Minuten
„Dafür ziehe ich mir den Rock auch aus und spucke
in die Lände" sagte ich — nicht, sondern dachte es nur.
„Aehnlich so ist es am Schluß der Arbeitszeit. Denken Sie
sich," Lerr Klaubunde demonstrierte es sehr anschaulich, „hier
liegen einige Ziegelsteine, die ich auf einen Bau tragen will, um
fie zu vermauern. Zch nehme dte Steine und fieige die Leiter
hinan. Kaum bin ich bis zur zweitoberfien Sprosse gekommen.
„Ich würde die Steine schleu-
nigst nach oben bringen und in
die Lände spucken, wobei ich
mich räusperte und einen Priew
nehme," sagte ich, fiolz auf meine
Gelehrigkeit.
Klaubunde schüttelte miß'
billigend den Kopf. „Man
merkt, daß Sie monatlich be-
'zahlt werden. Rach ihrem Bor-
fchlag würde ich mich jeden Tag
vor Feierabend um 1.20 Mark
schädigen. Das sind im Monat
36 Mark. Ich werfe deshalb,
wenn die Ahr dreiviertel sechs
schlägt, die Steine von der
Schulter, springe die Leiter
hinab, spucke in die Lände, ziehe
meinen Rock an und —"
„Nehme einen Priem," voll-
endete ich freudestrahlend.
„Falsch," entgegnete Lerr
Maurer Klaubunde. „DanN
würde ich fünf Minuten über
die Zeit arbeiten, weil mir n»r
fünfzehn Minuten zur Ver-
fügung stehen. Abgesehen, daß
ich dadurch um 30 Pfennig
geschädigt würde, verstieße ich
auch gegen den obersten Grund-
satz der Maurer. Ein Maurer
liegt lieber im Massengrabe, als
daß er die Arbeitszeit über-
schreitet."
Dankerfüllt über diese wert-
vollen Aufschlüsse wollte ich
mich nunmehr von Lerr»
Klaubunde verabschieden, uw
seine in des Worts verwe-
genster Bedeutung kostbare
Zeit nicht noch länger zu
stehlen, als er noch zum Schluß
folgende Erklärung abgab:
„Aebrigens lassen wir uns auch die Frühstücks- und
Mit'agspausen voll bezahlen, denn die Nahrungsmittel-
zufuhr ist zum Arbeiten nötig, fie kann infolgedeffen mit
Fug und Recht als ein Teil der Arbeit angesprochen werden."
„Lerrliche Zeiten," dachte ich, «wo man fürs Effe«
mit 3.60 Mark im Stundenlohn bezahlt wirdl O wäre
ich doch Maurer gewordenl" Adolf ewdemann
Nr.
14S!
So lang der Ärieg noch brannte
UnL Mensch auf Mensch gejagt,
Hat man tm HinterlanLe
Gar fleißig wahrgesagt.
Mit Zahlen gab's und Daten
Nanch nette Spielerei.
Draus sollte man erraten,
Wann wohl Ler Ärieg vorbei.
Zu spät
Aus Dingen, Lie man kannte,
Bewles man klipp un- klar»
Daß Lie so angewanLte
lNethoüe richtig war.
Nun kam Ler ciiss stsr
— Auch ohne Pcophetie.
Doch -ie Exempelrater,
Den sagten sie uns nie.
: 4. 1V1S.
Will wie-er einer prahlen
rNit Äunst, Lie so zerstiebt,
UnL;eigt mir neue Zahlen,
Draus sich Ler Tag ergibt.
Dem Hintennachhellseher
WirL sicher kein App'aus.
Ich rück' ihm wüten- näher
UnL schmeiß' ihn grünLlich raus!
«tfl.
da schlSgt die Nhr ein Mertel
auf sechs. Am sechs Ahr ist
Feierabend. Was würden Sie
tun?"
Im Malerhause
Diener: „Muß das 'n Kunstenthusiast seinl Weil
ich 'n nicht ins Atelier hinein laffen darf, ist er hin-
gekniet und bewündert die Bilder durchs Schlüsselloch I"
Dreißig Pfennig in fünf Minuten
„Dafür ziehe ich mir den Rock auch aus und spucke
in die Lände" sagte ich — nicht, sondern dachte es nur.
„Aehnlich so ist es am Schluß der Arbeitszeit. Denken Sie
sich," Lerr Klaubunde demonstrierte es sehr anschaulich, „hier
liegen einige Ziegelsteine, die ich auf einen Bau tragen will, um
fie zu vermauern. Zch nehme dte Steine und fieige die Leiter
hinan. Kaum bin ich bis zur zweitoberfien Sprosse gekommen.
„Ich würde die Steine schleu-
nigst nach oben bringen und in
die Lände spucken, wobei ich
mich räusperte und einen Priew
nehme," sagte ich, fiolz auf meine
Gelehrigkeit.
Klaubunde schüttelte miß'
billigend den Kopf. „Man
merkt, daß Sie monatlich be-
'zahlt werden. Rach ihrem Bor-
fchlag würde ich mich jeden Tag
vor Feierabend um 1.20 Mark
schädigen. Das sind im Monat
36 Mark. Ich werfe deshalb,
wenn die Ahr dreiviertel sechs
schlägt, die Steine von der
Schulter, springe die Leiter
hinab, spucke in die Lände, ziehe
meinen Rock an und —"
„Nehme einen Priem," voll-
endete ich freudestrahlend.
„Falsch," entgegnete Lerr
Maurer Klaubunde. „DanN
würde ich fünf Minuten über
die Zeit arbeiten, weil mir n»r
fünfzehn Minuten zur Ver-
fügung stehen. Abgesehen, daß
ich dadurch um 30 Pfennig
geschädigt würde, verstieße ich
auch gegen den obersten Grund-
satz der Maurer. Ein Maurer
liegt lieber im Massengrabe, als
daß er die Arbeitszeit über-
schreitet."
Dankerfüllt über diese wert-
vollen Aufschlüsse wollte ich
mich nunmehr von Lerr»
Klaubunde verabschieden, uw
seine in des Worts verwe-
genster Bedeutung kostbare
Zeit nicht noch länger zu
stehlen, als er noch zum Schluß
folgende Erklärung abgab:
„Aebrigens lassen wir uns auch die Frühstücks- und
Mit'agspausen voll bezahlen, denn die Nahrungsmittel-
zufuhr ist zum Arbeiten nötig, fie kann infolgedeffen mit
Fug und Recht als ein Teil der Arbeit angesprochen werden."
„Lerrliche Zeiten," dachte ich, «wo man fürs Effe«
mit 3.60 Mark im Stundenlohn bezahlt wirdl O wäre
ich doch Maurer gewordenl" Adolf ewdemann