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Meggendorfer-Blätter, München

Kaltblütig

Chef <al« der Gchllfe elne Figur am
Schrctbtischezersch>agcn):„Zu duMM,

... fünfztg Iahre tst dtese Figur
nun schon in unserer Familiel"
— „Nu,... da werd se ja auch
schon amortisiert setn?"

Das Leckermäulchen

Fritzchen sieht auf der Straße
einen Gaul, der dichten Schaum
vor dem Maule hat.

„Sieh mal, Mutti," ruft er,
„das Pferd hat Schlagsahne
gegessenl"

Erster Gedanke

— „llm Limmels willm, Lelene

— unser Schiff ist mit einem
Eisberg zusammengeranntl" —

— „Siehst du —wie gut, daß ich
meine Pelzboa und den Winter-
hut mitgenommen habe!"

Der Staatsbankrott Vvn z. Franr

Beppo Farinelli, der Präsident von San Marino,
langweilte fich, wenn das in einer Republik nicht hoch-
verräterisch klingt, königlich. In Lemdärmeln und Podagra-
Pantoffeln lag er auf dem Kanapee, zipfelte am jakobini-
schen Spitzbart und gähnte staatsmüde. Ia, die Politik ver-
pfuscht einem Staateoberhaupt das ganze Lebenl Wie
schön war's gewesen, alS er noch unten am Markt seine
Kneipe trieb, die wohlrenommierte ostsriu äsl vitsllo ä' oro,
zum goldenen Kalb. Er träumte zurück in die weinselige
Zeit, an die herrlichen Probierstündchen im tiefsten Keller
drunten, an den süsfigen Dreiundachtziger, an das schöne
Verdienst, mit dem kem Prästdent konkurrieren konnte. And

jeht? Einen Mordstitel, ein miserables Einkommen, und
jeden Tag drei Akten zum Anterschreiben! Leut' waren's gar
bloß zweil Erst in drei Monaten, im April, gab's mal wieder
eine richtige StaatShandlung: Die Einweihung der neuen
Feuerspritze. Wenn's so weiter ging, schlief noch die ganze
Republik ein. Nein, das war nicht mehr zum AuShaltenI
Erst kürzlich hatte ihm der Barbier Anguente, w'e er ihm
den vom vielen Regieren steifen Rücken mit Baldrian-
Mixtur einschmierte, geraten: „Lerr Prästdent reiben sich
auf im Dienst des Vaterlandes, Lerr Präfident müssen
ausspannen" — ausspannen hatte er gesagtl Der Esel ver-
steht eben nichts von diplomatischen Formen — „Lerr Prä-
fident müssen an dte Riviera, wo alle Staatshäupter den
Winter verbringen." Ia, an die Riviera!

Jck kann ül nich laten —

2ck kann -i nich laten
Un wcet üoch gcwiß,
rNin Leev ahne Maten
So hapnungslos is.

UnL bist -u ok feern mi
As Himmel un Steern,

2ck hebb üoch so geern -i.

2ck kebb di so geern!

De Dagel mutt singen,

De Sünne mutt gieihn,

De Äiocke mutt klingen,

De Win- -e mutt weihn
Un ick mutt -ie leewen
Nu un jümmerto
Dat weet Gott in'n Häwen,
Dat is nu mal so

heinrich Helfers

— „Früher hab' ich geschimpft, wenn mir die Stadt-
fräulein beim Blumenpflücken das Gras niedergetreten
haben, heuer haben mir die Plünderer meine beiden Kühe
geschlachtet, und ich hab' nicht mal schimpfen dürsen ..."

Enttäuschung

Kaufmannslehrling: „Eben
habe ich 'ne Dreipfennigmarke
angeleckt. und dies ist eine zu fünf-
zig — schmeckt auch nicht besserl"

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