Zeitschrift für Humor und Kunst
^ Eiaalsbankrctt
»Was, Verfassung, wenn's mir nicht paßt,
^iass' jch >nx andre/' brüllte der Präsident,
^afgelegt zum StaatSstreich. Aber sein Anar-
^smus zerging schon im nächsten Augenblick
" diplomatischer Milde: „Laß' mal 'n Wört-
mit dir reden, Antonio, hvr' mal, lieber
hakte Mtnister zu sich herar).
- - . mein Leibarzt, der Anguente . . .
Aimbello sttzzicrte ein respektloses Grinsen).
sio, mein Leibarzt hat mir eine Reise an die
iviera dringend empfohlen zur Lerstellung
'""iner durchs Regieren zerrütteten Gesund-
..." Bimbello arbeitete mit sämtlichen
^s'chtsmuskeln, um eine Eruption hintavzu-
»alten.
Beppos Iakobinerbart sträubte sich streng:
"/-öenn der Republik Leben und Gesundheit
htcs Präsidenten am Lerzen liegt . . ."
»Selbstverständlich," beteuerte Bimbello
"'it lebhaftem Armflattern.
»Dann muß sie die Mittel zu der ärztlich ver-
vrdneten Erholungsreise zur Verfügung stellen."
Dttnister Bimbello versuchte eine letzte
^vttung der Staatssinanzen: „Mein soeben
^tätigter Napport wird Lerrn Präfidenten
Sezeigt haben, daß die Mittel der Republik
stark angespannt sind ..."
»Aber erlaub' mal, Antonio, das ist ja
^es Quatschl Von der Schule, vom Pflaster,
a lönnen wir ruhig was wegzwacken. Das
vlvrkt bei uns kein Mensch." Dieser Tatsache
vnnte fich der Minister allerdings, schon auf
^ tund seiner Erfahrungen als Steucrbote, nicht
^vrschließen; sein Widerfiand ließ merklich nach:
»Aber ich trag' doch die Verantwortung ..."
»Verantwortung . . . Komm' mir, einem
alten ausgepichten Staatsmann, nicht mit so
vtbernen Redensarlenl Tonio, laß nur mich
!"achen. Mit dem großen Rat werd' ich schon
^Vtlg. And du kommst natürlich mit. Du
annst dir in Monte Larlo eine Frau Minister
aussuchen." —
Präsident Beppo berief den großen Nat
einer außerordentlichen Sitzung. Die wilde-
sten Gerüchte gingen in dem verblüfflen Lande
"Ni: Der Präsident will abdanken wegen
leines Podagras oder gar die Wehrmacht soll
^vrgrößert werden, gleich um drei Kanonen.
Den andächtig lauschenden Landesvätern erklärte der
Vräsident: „Die Republik San Marino hat leider bis jetzt
"'"e großzügige Auslandspolitik getrieben. Das muß anders
st'erdenl (Sravo). Das Ansehen und die Würde unseres
l-andes erfordern eine starke äußere Politik. Wir können
Bevormundung der Großmächte nicht länger dulden!
wollen nicht mehr das Baby von Europa seinl (Demon-
strativer Beifall). Meine Lerren, wir sind längst auS den
Pstndelnl (Sehr richtigl) Wir sind erwachsen und mann-
Als Männer wissen wir aber, was uns nottut. Wir
brauchen einen Bund unseresgleichen, um so fiark zu werden
^°ie die europäischen Großmäuler. Der erste Schritt zur
^eltmacht San Marino ist getan. Der edle Fürst von
^vneco (Zwischenruf: Wo ist denn das?) ist bereit, mit
ein Schutz- und Truhbündnis zu schließen. (Bravo!)
— „Nur schnellerl In dem Tempo, wie du das vorhast,
stehst du vielleicht mit 21 Iahren bis zum Bauch im Wasser —
und dann trau' ich dir Lümmel zu, daß du dich auf deine Voll
jährigkeitberufstundüberhauptnichtmehrweiter hineingehst."
Dieses Bündnis kann natürlich nur durch persönliche Ver-
handlungen zustande kommen. Drum bitte ich den hohen
Rat, dem Finanzminister und mir die Mittel zu dieser
Reise zu genehmigen." (Langanhaltender Beifall). Der
große Rat bewilligte 20000 Lire und für beide je einen neuen
Staatsrock und versprach dem Prästdenten bei günstigem
Abschluß Gehaltsaufbesserung. Zur schnelleren Förderung
des Bündnisses ließ der Präsident vom Finanzminister
gleich cinen Scheck auf 100000 Lire ausstellen.
Im vornehmsten Lotel Monte Carios stiegen sie ab
und mieteten ein fllrstliches Appartement mit Warmwasser-
leitung und Badesalon, nur der Repräsentation wegen.
Am nächsten Tag promenierten ste zum erstenmal unter
den Palmen des Kasinoparkes im neuen Staatsrock und
Krawatte in den Landesfarben, den Orden des heiligen
Marino aus der Brust und fielen sogleich allgemein auf.
^ Eiaalsbankrctt
»Was, Verfassung, wenn's mir nicht paßt,
^iass' jch >nx andre/' brüllte der Präsident,
^afgelegt zum StaatSstreich. Aber sein Anar-
^smus zerging schon im nächsten Augenblick
" diplomatischer Milde: „Laß' mal 'n Wört-
mit dir reden, Antonio, hvr' mal, lieber
hakte Mtnister zu sich herar).
- - . mein Leibarzt, der Anguente . . .
Aimbello sttzzicrte ein respektloses Grinsen).
sio, mein Leibarzt hat mir eine Reise an die
iviera dringend empfohlen zur Lerstellung
'""iner durchs Regieren zerrütteten Gesund-
..." Bimbello arbeitete mit sämtlichen
^s'chtsmuskeln, um eine Eruption hintavzu-
»alten.
Beppos Iakobinerbart sträubte sich streng:
"/-öenn der Republik Leben und Gesundheit
htcs Präsidenten am Lerzen liegt . . ."
»Selbstverständlich," beteuerte Bimbello
"'it lebhaftem Armflattern.
»Dann muß sie die Mittel zu der ärztlich ver-
vrdneten Erholungsreise zur Verfügung stellen."
Dttnister Bimbello versuchte eine letzte
^vttung der Staatssinanzen: „Mein soeben
^tätigter Napport wird Lerrn Präfidenten
Sezeigt haben, daß die Mittel der Republik
stark angespannt sind ..."
»Aber erlaub' mal, Antonio, das ist ja
^es Quatschl Von der Schule, vom Pflaster,
a lönnen wir ruhig was wegzwacken. Das
vlvrkt bei uns kein Mensch." Dieser Tatsache
vnnte fich der Minister allerdings, schon auf
^ tund seiner Erfahrungen als Steucrbote, nicht
^vrschließen; sein Widerfiand ließ merklich nach:
»Aber ich trag' doch die Verantwortung ..."
»Verantwortung . . . Komm' mir, einem
alten ausgepichten Staatsmann, nicht mit so
vtbernen Redensarlenl Tonio, laß nur mich
!"achen. Mit dem großen Rat werd' ich schon
^Vtlg. And du kommst natürlich mit. Du
annst dir in Monte Larlo eine Frau Minister
aussuchen." —
Präsident Beppo berief den großen Nat
einer außerordentlichen Sitzung. Die wilde-
sten Gerüchte gingen in dem verblüfflen Lande
"Ni: Der Präsident will abdanken wegen
leines Podagras oder gar die Wehrmacht soll
^vrgrößert werden, gleich um drei Kanonen.
Den andächtig lauschenden Landesvätern erklärte der
Vräsident: „Die Republik San Marino hat leider bis jetzt
"'"e großzügige Auslandspolitik getrieben. Das muß anders
st'erdenl (Sravo). Das Ansehen und die Würde unseres
l-andes erfordern eine starke äußere Politik. Wir können
Bevormundung der Großmächte nicht länger dulden!
wollen nicht mehr das Baby von Europa seinl (Demon-
strativer Beifall). Meine Lerren, wir sind längst auS den
Pstndelnl (Sehr richtigl) Wir sind erwachsen und mann-
Als Männer wissen wir aber, was uns nottut. Wir
brauchen einen Bund unseresgleichen, um so fiark zu werden
^°ie die europäischen Großmäuler. Der erste Schritt zur
^eltmacht San Marino ist getan. Der edle Fürst von
^vneco (Zwischenruf: Wo ist denn das?) ist bereit, mit
ein Schutz- und Truhbündnis zu schließen. (Bravo!)
— „Nur schnellerl In dem Tempo, wie du das vorhast,
stehst du vielleicht mit 21 Iahren bis zum Bauch im Wasser —
und dann trau' ich dir Lümmel zu, daß du dich auf deine Voll
jährigkeitberufstundüberhauptnichtmehrweiter hineingehst."
Dieses Bündnis kann natürlich nur durch persönliche Ver-
handlungen zustande kommen. Drum bitte ich den hohen
Rat, dem Finanzminister und mir die Mittel zu dieser
Reise zu genehmigen." (Langanhaltender Beifall). Der
große Rat bewilligte 20000 Lire und für beide je einen neuen
Staatsrock und versprach dem Prästdenten bei günstigem
Abschluß Gehaltsaufbesserung. Zur schnelleren Förderung
des Bündnisses ließ der Präsident vom Finanzminister
gleich cinen Scheck auf 100000 Lire ausstellen.
Im vornehmsten Lotel Monte Carios stiegen sie ab
und mieteten ein fllrstliches Appartement mit Warmwasser-
leitung und Badesalon, nur der Repräsentation wegen.
Am nächsten Tag promenierten ste zum erstenmal unter
den Palmen des Kasinoparkes im neuen Staatsrock und
Krawatte in den Landesfarben, den Orden des heiligen
Marino aus der Brust und fielen sogleich allgemein auf.