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Zeitschrift für Humor und Kunst
i4I
Bierweisheit
„Dös sag' Enk, a Wirlschaft is jetzt, das ma 's nimma aushalten
Dö oanzig Wirtschaft, wo ma 's no aushalt, is d' Bierwirlschaft."
Der Nedakteur
Lerr Zeilig setzte sich bequemer, zog einen Bleistift aus
Tasche und schrieb:
An den löblichen Verlag R. Preffer L Co.
Neichenstadt.
Sehr geehrter Lerr!
3u meinem tiefsten Bedauern muh ich die mir über-
-ragene Leikung des „Lungerdorfer Blatt", das zwischen
vielen anderen, Jhnen gehörenden Blättern einen nicht
"nbedeutenden Platz einnimmt, niederlegen, da die heutigen
Borgänge mein Verbleiben in Lungerdorf zur absoluten
Unmöglichkeit machen. Ich erlaube mir, Zhnen den Sach-
"erlauf zu schildern.
Gestern fehlten mir einige Zeilen für den Nachrichten-
reil. Alle Themen waren schon so oft berührt, daß ich es
>"r bsffer hielt, dem Publikum etwas NeueS zu geben.
so schrieb ich:
Schleich händler. Zn unserem Städtchen
lassen sich in der lctzten Zeit sehr viele Frcmde
sehen. Da es in früheren Zeiten nicht der Fall war,
so läßt sich vermuten, daß die Leutchen hier Lebcns-
mitlel ein- und aushamstein. Die Polizei und der
Arbeiterrat sind den Schleichhändlern scharf auf den
Spuren.
Wie Sie sehen, sehr geehrter Lerr, ist es eine ganz
harmlose Notiz wie Tausende von anderen, die ich in den
letzten dreißig Iahrcn schrieb und die ich übrigens, wie
auch manches andere, sozusagen, au« der Luft gr ff, in der
Meinung, daß es jctzt wohl keinen Ort im Neiche gibt, wo
nicht ein wenig gcschleichhandelt wird. Aber die Folgen
dieser kleinen Noliz waren ganz überraschend. Leute ganz
früh, gleich nach dcm Erscheinen des Blattes, kam zu mir
der Gemeindevorsteher. Er versicherte sich, daß uns keiner
überlauschen kann und sagte:
Eh . . . Sagen Sie, eh ... Wer hat Ihnen diesen
mcrkwürdigen Bericht eh . . ., über die eh . . Schleich-
händler gebracht?"
„Ia!" sagte ich, „Lerr Amtsvorsteher, das ist sozusagen
Redaktionsgeheimnis."
„— Aber Sie sind doch veranlwortlich I" donnerte er
plötzlich los. Ich gab es zu.
Zeitschrift für Humor und Kunst
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Bierweisheit
„Dös sag' Enk, a Wirlschaft is jetzt, das ma 's nimma aushalten
Dö oanzig Wirtschaft, wo ma 's no aushalt, is d' Bierwirlschaft."
Der Nedakteur
Lerr Zeilig setzte sich bequemer, zog einen Bleistift aus
Tasche und schrieb:
An den löblichen Verlag R. Preffer L Co.
Neichenstadt.
Sehr geehrter Lerr!
3u meinem tiefsten Bedauern muh ich die mir über-
-ragene Leikung des „Lungerdorfer Blatt", das zwischen
vielen anderen, Jhnen gehörenden Blättern einen nicht
"nbedeutenden Platz einnimmt, niederlegen, da die heutigen
Borgänge mein Verbleiben in Lungerdorf zur absoluten
Unmöglichkeit machen. Ich erlaube mir, Zhnen den Sach-
"erlauf zu schildern.
Gestern fehlten mir einige Zeilen für den Nachrichten-
reil. Alle Themen waren schon so oft berührt, daß ich es
>"r bsffer hielt, dem Publikum etwas NeueS zu geben.
so schrieb ich:
Schleich händler. Zn unserem Städtchen
lassen sich in der lctzten Zeit sehr viele Frcmde
sehen. Da es in früheren Zeiten nicht der Fall war,
so läßt sich vermuten, daß die Leutchen hier Lebcns-
mitlel ein- und aushamstein. Die Polizei und der
Arbeiterrat sind den Schleichhändlern scharf auf den
Spuren.
Wie Sie sehen, sehr geehrter Lerr, ist es eine ganz
harmlose Notiz wie Tausende von anderen, die ich in den
letzten dreißig Iahrcn schrieb und die ich übrigens, wie
auch manches andere, sozusagen, au« der Luft gr ff, in der
Meinung, daß es jctzt wohl keinen Ort im Neiche gibt, wo
nicht ein wenig gcschleichhandelt wird. Aber die Folgen
dieser kleinen Noliz waren ganz überraschend. Leute ganz
früh, gleich nach dcm Erscheinen des Blattes, kam zu mir
der Gemeindevorsteher. Er versicherte sich, daß uns keiner
überlauschen kann und sagte:
Eh . . . Sagen Sie, eh ... Wer hat Ihnen diesen
mcrkwürdigen Bericht eh . . ., über die eh . . Schleich-
händler gebracht?"
„Ia!" sagte ich, „Lerr Amtsvorsteher, das ist sozusagen
Redaktionsgeheimnis."
„— Aber Sie sind doch veranlwortlich I" donnerte er
plötzlich los. Ich gab es zu.