Zeitschrift für Humor und Kunst cL-s—
23
Zu geuau
,Diese Aepfel kann ich Ihnen warm empfehlen.
.Ich mag aber keine Bratäpfel!"
Der Autogramm-Fabrikank
Schon am nächsten Morgen frug er brieflich bei den
berühmtesten Orchesterdirigenten an, ob sie nicht einen
Mann für die erste Violine oder für die Baßtrompete
brauchten. Den Komponisten offerierte er sich als Noten-
schreiber, den Damen von der Bühne als erstklafsiger
Schmtnkkünstler. Als grogzügige Natur machte er nicht
Lalt vor welchem Rang und Stand auch immer. Bei
Staatsmännern suchte er um einen freien Diplomatenposten
nach, bei hohen Lerrschasten um
eine Kammerdienerstelle. Bild-
hauern und Malern bot er sich als
klassisches Modell der Mannes-
treue und Biederkeit an, Lyrikern
schickte er selbfiverfertigte Gassen-
hauer zur Begutachtung, Drama-
tikern empfahl er sich als konge-
nialer Mitarbeiter. Auch mit den
Leuchten der Wissenschaft trat er
in Briefwechsel: den Literaturpro-
fessoren stellte er stch als vergesse-
ner Arenkel Goethes vor, Mathe-
matikern versprach er eine neue
Lösung des pythagoräischen Lehr-
satzes, Psychiatern entpuppte er stch
als interessanten Fall.
Es schneite Antivorten, ob be-
jahend oder abschlägig, das war
ja gleichgültig; es schneite, schneite
fast vhne Ende! Einige versilberte
er noch bei Iohn Ioel; damit legte
er den Grrrnd zum Belriebskapital
der Firma Lans Struppel. In
einer der feinsten Straßen eröffnete
er dann einen prächtigen Laden und im Schaufenster stellte
er die wertvollften Autogramme und Briefe aus. Die enge
Ladenhinterstube wurde seine Fabrik; hier kratzte den ganzen
Tag seine Feder, sprang wirbelnd über Seiten und Bogen,
zuverläsfig, unermüdltch und rasch wie der Mechanismus
einer Maschine, In den Gestellen an den Wänden türmten
sich die Stöße Papier — das reichhaltige Lager. Das Ge-
schäft ging gut. Ieder Backfisch kaufte stch das Autogramm
seines Lteblingsdichters oder seines Schwarms von der
Bühne; liebesnärrische Iünglinge
erstanden die Anterschrifl ihrer Ver-
götterten von der Oper. AlleS
strömte zu Lans Struppel; da war's
vor allem billig, die Preise waren
wirklich angemeffen; keine so un-
verschämte Aebervorteilung wie bei
dem Erzwucherer Iohn Ioel. Fünf
Mark eine Opernsängerin, zwei
Mark ein Komiker, das war gerade-
zu geschenkt. And dann die fabel-
hafte Auswahl! Was immer für
eine Anterschrift man wollte, Lans
Struppel hatte ste. Dabei machte
das Geschäft einen so vertrauen-
erweckenden, so gediegenen Etndruck, ^
weiß Gott, wie 's dagegen bei Iohn
Ioel zuging, das kannte man ja.
Lans Struppels Geschäft blühte
und ermunterte zur Vergrößerung.
Der Verkaufsraum mußte erweitert
werden: Der Laden erhielt drei
mächtige Schaufenster. An Strup-
pels Stelle bedienten jetzt mehrere
hübsche Verkäuferinnen. Er konnte
— „Meikwürdig, tch hab' solche
Angft vor den engen Lackstiefeln ge-
habt, und nun drücken fie gar nicht!"
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Zu geuau
,Diese Aepfel kann ich Ihnen warm empfehlen.
.Ich mag aber keine Bratäpfel!"
Der Autogramm-Fabrikank
Schon am nächsten Morgen frug er brieflich bei den
berühmtesten Orchesterdirigenten an, ob sie nicht einen
Mann für die erste Violine oder für die Baßtrompete
brauchten. Den Komponisten offerierte er sich als Noten-
schreiber, den Damen von der Bühne als erstklafsiger
Schmtnkkünstler. Als grogzügige Natur machte er nicht
Lalt vor welchem Rang und Stand auch immer. Bei
Staatsmännern suchte er um einen freien Diplomatenposten
nach, bei hohen Lerrschasten um
eine Kammerdienerstelle. Bild-
hauern und Malern bot er sich als
klassisches Modell der Mannes-
treue und Biederkeit an, Lyrikern
schickte er selbfiverfertigte Gassen-
hauer zur Begutachtung, Drama-
tikern empfahl er sich als konge-
nialer Mitarbeiter. Auch mit den
Leuchten der Wissenschaft trat er
in Briefwechsel: den Literaturpro-
fessoren stellte er stch als vergesse-
ner Arenkel Goethes vor, Mathe-
matikern versprach er eine neue
Lösung des pythagoräischen Lehr-
satzes, Psychiatern entpuppte er stch
als interessanten Fall.
Es schneite Antivorten, ob be-
jahend oder abschlägig, das war
ja gleichgültig; es schneite, schneite
fast vhne Ende! Einige versilberte
er noch bei Iohn Ioel; damit legte
er den Grrrnd zum Belriebskapital
der Firma Lans Struppel. In
einer der feinsten Straßen eröffnete
er dann einen prächtigen Laden und im Schaufenster stellte
er die wertvollften Autogramme und Briefe aus. Die enge
Ladenhinterstube wurde seine Fabrik; hier kratzte den ganzen
Tag seine Feder, sprang wirbelnd über Seiten und Bogen,
zuverläsfig, unermüdltch und rasch wie der Mechanismus
einer Maschine, In den Gestellen an den Wänden türmten
sich die Stöße Papier — das reichhaltige Lager. Das Ge-
schäft ging gut. Ieder Backfisch kaufte stch das Autogramm
seines Lteblingsdichters oder seines Schwarms von der
Bühne; liebesnärrische Iünglinge
erstanden die Anterschrifl ihrer Ver-
götterten von der Oper. AlleS
strömte zu Lans Struppel; da war's
vor allem billig, die Preise waren
wirklich angemeffen; keine so un-
verschämte Aebervorteilung wie bei
dem Erzwucherer Iohn Ioel. Fünf
Mark eine Opernsängerin, zwei
Mark ein Komiker, das war gerade-
zu geschenkt. And dann die fabel-
hafte Auswahl! Was immer für
eine Anterschrift man wollte, Lans
Struppel hatte ste. Dabei machte
das Geschäft einen so vertrauen-
erweckenden, so gediegenen Etndruck, ^
weiß Gott, wie 's dagegen bei Iohn
Ioel zuging, das kannte man ja.
Lans Struppels Geschäft blühte
und ermunterte zur Vergrößerung.
Der Verkaufsraum mußte erweitert
werden: Der Laden erhielt drei
mächtige Schaufenster. An Strup-
pels Stelle bedienten jetzt mehrere
hübsche Verkäuferinnen. Er konnte
— „Meikwürdig, tch hab' solche
Angft vor den engen Lackstiefeln ge-
habt, und nun drücken fie gar nicht!"