Nr. 150Z
Zeitschrift für Humor und Kunst
41
Gefrornes
Tropfen ist jetzt höchstens noch mit dem Geräusche zu ver-
dccken, das ein Kuß hervorbringt — rasch, Rösl, rasch,
wenn auch schmatzen stch nur unrein reimt auf klatschen —
Klatsch klatsch, klatsch klatsch, klatsch klatsch . . .1 So
verliebt ist ntcht einmal ein Grenzer, daß er das nicht
hören müßte — rasch, Rösl, rasch, ehe es zu spät istl
Klatsch klatsch, klatsch klatsch — den Schmatz, den Schmatz!
Ach, Nösl, armgefrornes Rösl, zu lang hast du ge-
zögert. Betroffen rückt der Zöllner weg von deiner blonden
Seite — starr durchbohrend schaut er auf den Boden: .Mein
Fräulein," sagt er frostiger als Gefrierflsisch werden könnte,
„mein Fräulein, ich begreife nicht —"
Klatsch klalsch, tickt's von unten.
Rösl, Rösl, wie du mich dauerst — jetzo muß gepfiffen
werden.
„Ia ja, Lerr Nachbar," tönt's aus einer Wagenecke,
„das ist ganz vernünftig, daß jetzt fünf Kilo Fleisch ganz
zvllfrei —"
„Zudringlicher Lanswurscht!" fährt das wahre Rösl
plötzlich den geschwollenen Grenzer an, „hätt' ich das g'wußt,
so hält' ich dir schon lang a Watschen geb'n, du Schmacht-
lappen, du gräuslicher — schaug, daß d' dich verziagst, du
windiger Depp du —I"
„Li—hii—hiii!" pfeift und hält der Zug a» der End-
stalion.
„Alles aussteig'nl"
Die erste, die ausstieg, nein die herausschnellte, war
die blonde Rösl. Der nächste der verdutzte Zollbeamle.
Den Kopf zu Boden gesenkt, wo auf dem Bahnsteig schöne
runde Tropfen ihm die Richtung des verlor'nen Glücks ge-
wiesen hälten. Aber Zollbramte müffen offenbar im Schiller
nicht beschlagen setn. Denn nicht den leisesten Versuch hat
er gemacht, errötend ihren Spuren nachzufolgen.
So daß ich ihm gemütlich auf die Schulter klopfen konnte:
„Sie erinnern sich von heute Morgen — jetzt wär's so weit
— Sie gestatten doch — ?"
!lnd dann hab' ich meine beiden Zeigefinger in den
Mund gestcckt und gepfiffen. Gepfiffen, bis die Wartehalle
widerhallte. Gepfiffen, bts die Leute sagten: „Wieder einer,
der jetzt überschnappt in der verdrehten Zeitl" Gepfiffen,
bis mir die Tränen auf den Bahnsteig kollerten.
Wo fie, wenn fie nicht verliebte Winde fortgeschleckt,
jetzt noch friedlich konkurrierend neben Rösls Spuren laufen
müssen.
Zeitgemäße Landkarte
— „Warum hast du auf deiner Landkarle die Orte farbig
angestrichen?"
— „Rot bedeutet Fleisch, gelb Eier, blau Milch und grün
Butter."
Garantie
— „Sind das auch echke amerikanische Tänze, die man bei
Ihnen lernt?"
— „Aber sicher, gnädiges Fräulein — jetzt ifi ja die Blok-
kade aufgehobenl"
Lfssktvoll uoc! Ltr'OkTispsr'Skicj
^.IlllcloOll Ulltl 1)Ovto!Iuil^Oll xvoüoil ^IO Zioll ilul lllOLO Xo i t.ZoI l l'i 11 i,G/.lotlOll.
Zeitschrift für Humor und Kunst
41
Gefrornes
Tropfen ist jetzt höchstens noch mit dem Geräusche zu ver-
dccken, das ein Kuß hervorbringt — rasch, Rösl, rasch,
wenn auch schmatzen stch nur unrein reimt auf klatschen —
Klatsch klatsch, klatsch klatsch, klatsch klatsch . . .1 So
verliebt ist ntcht einmal ein Grenzer, daß er das nicht
hören müßte — rasch, Rösl, rasch, ehe es zu spät istl
Klatsch klatsch, klatsch klatsch — den Schmatz, den Schmatz!
Ach, Nösl, armgefrornes Rösl, zu lang hast du ge-
zögert. Betroffen rückt der Zöllner weg von deiner blonden
Seite — starr durchbohrend schaut er auf den Boden: .Mein
Fräulein," sagt er frostiger als Gefrierflsisch werden könnte,
„mein Fräulein, ich begreife nicht —"
Klatsch klalsch, tickt's von unten.
Rösl, Rösl, wie du mich dauerst — jetzo muß gepfiffen
werden.
„Ia ja, Lerr Nachbar," tönt's aus einer Wagenecke,
„das ist ganz vernünftig, daß jetzt fünf Kilo Fleisch ganz
zvllfrei —"
„Zudringlicher Lanswurscht!" fährt das wahre Rösl
plötzlich den geschwollenen Grenzer an, „hätt' ich das g'wußt,
so hält' ich dir schon lang a Watschen geb'n, du Schmacht-
lappen, du gräuslicher — schaug, daß d' dich verziagst, du
windiger Depp du —I"
„Li—hii—hiii!" pfeift und hält der Zug a» der End-
stalion.
„Alles aussteig'nl"
Die erste, die ausstieg, nein die herausschnellte, war
die blonde Rösl. Der nächste der verdutzte Zollbeamle.
Den Kopf zu Boden gesenkt, wo auf dem Bahnsteig schöne
runde Tropfen ihm die Richtung des verlor'nen Glücks ge-
wiesen hälten. Aber Zollbramte müffen offenbar im Schiller
nicht beschlagen setn. Denn nicht den leisesten Versuch hat
er gemacht, errötend ihren Spuren nachzufolgen.
So daß ich ihm gemütlich auf die Schulter klopfen konnte:
„Sie erinnern sich von heute Morgen — jetzt wär's so weit
— Sie gestatten doch — ?"
!lnd dann hab' ich meine beiden Zeigefinger in den
Mund gestcckt und gepfiffen. Gepfiffen, bis die Wartehalle
widerhallte. Gepfiffen, bts die Leute sagten: „Wieder einer,
der jetzt überschnappt in der verdrehten Zeitl" Gepfiffen,
bis mir die Tränen auf den Bahnsteig kollerten.
Wo fie, wenn fie nicht verliebte Winde fortgeschleckt,
jetzt noch friedlich konkurrierend neben Rösls Spuren laufen
müssen.
Zeitgemäße Landkarte
— „Warum hast du auf deiner Landkarle die Orte farbig
angestrichen?"
— „Rot bedeutet Fleisch, gelb Eier, blau Milch und grün
Butter."
Garantie
— „Sind das auch echke amerikanische Tänze, die man bei
Ihnen lernt?"
— „Aber sicher, gnädiges Fräulein — jetzt ifi ja die Blok-
kade aufgehobenl"
Lfssktvoll uoc! Ltr'OkTispsr'Skicj
^.IlllcloOll Ulltl 1)Ovto!Iuil^Oll xvoüoil ^IO Zioll ilul lllOLO Xo i t.ZoI l l'i 11 i,G/.lotlOll.