Zeitschrift für Humor und Kuust
71
Die Erfindung des Professors Neuntopf
BonÄrtur Wagner
Jch traf ihn seit langer Zeit einmal wieder
im CafS, den kleinen, glattrasterten Profeffor
und Serologen Neuntopf.
Man sah ihm dem berlihmten Mann,
den ausgezeichneten Wissenschaftler nicht an,
er stach wohltuend ab gegen all diese bedeutend
auffrifierte Anbedeutenheit der Amgebung.
Schweigend, wie es seine Art, trank er seinen
Kaffee. Erst, als die Mufik das Dreimäderl-
haus spielte, sagte er: „Das kann ich nicht
mit anhören. Laffen Sie uns gehenl"
„Wo waren Sie eigentlich so lange?
Latte Sie der Orkus verschlungen?" sragte
ich ihn draußen.
„Vergrabenl"
„Etwa ein Fakirexperiment?"
„Jn meiner Wiffenschaftl"
„Ach sol Mit welchem Problem hatten
Sie fich denn eingegraben?"
„Mit einer OsÄnkecUo msgna 8ter!IiLsns,
oder der sLsenIis guints, dem großen Lebens-
elixier der Alchimisten."
„Laben Sie dcn Stein der Weisen in
der Westentasche?" scherzte ich, „oder wie ist
das zu verstehen?"
„Ich muß wohl etwas weiter ausholen.
Ich lue es gern, weil ich mir einmal alles
von der Seele sprechen muß. Sie wiffen nicht,
in welcher Lexenschaukel ich von Loffnung zu
Enttäuschung geflogen bin, um schließlich kurz
vor der Verzweiflung, durch einen lächerlichen
Zufall der Lösung ganz nahe zu kommen, aber
leider eben nur ganz nahel Erreicht habe ich
ste nicht. And ich glaube, es ist hoffnungsloS.
Ia, es ist so, und doch raubt es mir sei>
Monaten die Ruhe und den Schlaf. — Na,
lassen wir das.
Zudem weiß ich, daß meine Geschichte bei
Ihnen gut aufgehobcn ist und daß Sie vielleicht
eine Novelle daraus machen können — aber
bitte ohne Namensnennungl"
Ich war neugierig geworden und drängte
ihn zu erzählen. Er nahm den Lut ab und
strich stch über die Stirn.
„Sie wisssn," fuhr er fort, „daß die
menschliche Maschine in ihrer Arbeitsleistung
begrenzt ist, daß fie in gewissen Pausen nach
einem gewissen Maß von Arbeit in einen Zu-
stand verfällt, den wir als Ermüdung be-
zeichnen. Auf diese Ermüdung solgt eine
Regeneration, eine Erholung, und befähigt
den Menschen zu erneuter Leistung, die mit
der Zeit allerdings nach und nach abnimmt,
bis dann nach ciner gewissen Reihe von Iahren
der Organismus die Fähigkeit zu diesem Pro-
zeß, den wir Leben nennen, verliert und —
nun eben fiirbt.
Sie haben vielleicht auch gehört, daß die
Ermüdung verursacht wird durch Bildung von
sogenannten Ermüdungsgiften, oder Siekönnen
stch das wcnigstens vorstellen.
Teure Zracht
Nach Hause zieht öes Wiking Schiff,
Dorbei am schwarzen Drachenriff,
Zieht heim nach weiter Iahrt.
Trägt ein Juwel zum ersten Mal,
So gleißenö, wie öer Sonne Strahl,
Don ganz besonörer Art.
Auf hohem Zels, ein öüster Schloß
Wirö stcahlenö hell, bringt erst öer Troß
Dies Kleinoö wunöerbar.
Der Wiking selbst — so streng wie Stahl,
Wirö fröhlich, wenn zum ersten Nal
Gr küßt Isolöens Haar. z.«
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Die Erfindung des Professors Neuntopf
BonÄrtur Wagner
Jch traf ihn seit langer Zeit einmal wieder
im CafS, den kleinen, glattrasterten Profeffor
und Serologen Neuntopf.
Man sah ihm dem berlihmten Mann,
den ausgezeichneten Wissenschaftler nicht an,
er stach wohltuend ab gegen all diese bedeutend
auffrifierte Anbedeutenheit der Amgebung.
Schweigend, wie es seine Art, trank er seinen
Kaffee. Erst, als die Mufik das Dreimäderl-
haus spielte, sagte er: „Das kann ich nicht
mit anhören. Laffen Sie uns gehenl"
„Wo waren Sie eigentlich so lange?
Latte Sie der Orkus verschlungen?" sragte
ich ihn draußen.
„Vergrabenl"
„Etwa ein Fakirexperiment?"
„Jn meiner Wiffenschaftl"
„Ach sol Mit welchem Problem hatten
Sie fich denn eingegraben?"
„Mit einer OsÄnkecUo msgna 8ter!IiLsns,
oder der sLsenIis guints, dem großen Lebens-
elixier der Alchimisten."
„Laben Sie dcn Stein der Weisen in
der Westentasche?" scherzte ich, „oder wie ist
das zu verstehen?"
„Ich muß wohl etwas weiter ausholen.
Ich lue es gern, weil ich mir einmal alles
von der Seele sprechen muß. Sie wiffen nicht,
in welcher Lexenschaukel ich von Loffnung zu
Enttäuschung geflogen bin, um schließlich kurz
vor der Verzweiflung, durch einen lächerlichen
Zufall der Lösung ganz nahe zu kommen, aber
leider eben nur ganz nahel Erreicht habe ich
ste nicht. And ich glaube, es ist hoffnungsloS.
Ia, es ist so, und doch raubt es mir sei>
Monaten die Ruhe und den Schlaf. — Na,
lassen wir das.
Zudem weiß ich, daß meine Geschichte bei
Ihnen gut aufgehobcn ist und daß Sie vielleicht
eine Novelle daraus machen können — aber
bitte ohne Namensnennungl"
Ich war neugierig geworden und drängte
ihn zu erzählen. Er nahm den Lut ab und
strich stch über die Stirn.
„Sie wisssn," fuhr er fort, „daß die
menschliche Maschine in ihrer Arbeitsleistung
begrenzt ist, daß fie in gewissen Pausen nach
einem gewissen Maß von Arbeit in einen Zu-
stand verfällt, den wir als Ermüdung be-
zeichnen. Auf diese Ermüdung solgt eine
Regeneration, eine Erholung, und befähigt
den Menschen zu erneuter Leistung, die mit
der Zeit allerdings nach und nach abnimmt,
bis dann nach ciner gewissen Reihe von Iahren
der Organismus die Fähigkeit zu diesem Pro-
zeß, den wir Leben nennen, verliert und —
nun eben fiirbt.
Sie haben vielleicht auch gehört, daß die
Ermüdung verursacht wird durch Bildung von
sogenannten Ermüdungsgiften, oder Siekönnen
stch das wcnigstens vorstellen.
Teure Zracht
Nach Hause zieht öes Wiking Schiff,
Dorbei am schwarzen Drachenriff,
Zieht heim nach weiter Iahrt.
Trägt ein Juwel zum ersten Mal,
So gleißenö, wie öer Sonne Strahl,
Don ganz besonörer Art.
Auf hohem Zels, ein öüster Schloß
Wirö stcahlenö hell, bringt erst öer Troß
Dies Kleinoö wunöerbar.
Der Wiking selbst — so streng wie Stahl,
Wirö fröhlich, wenn zum ersten Nal
Gr küßt Isolöens Haar. z.«