Nr. 1505
Zeitschrift für Humor «nd Kunst
77
Eine Manövergeschichte
So elwas kann auch nur mir pas-
steren, nur mirl Daß ich nämlich, aus-
gerechnet an meinem Lochzeitstage in
eine Schlacht geraten muß, Früher hat
einer ruhig heiraten können, deshalb
ifi noch lang kein Krieg losgebrochen.
Ein eigentlicher Krieg war es ja nicht,
nur ein Manöver. Aber es ist schon
schlimm genug, wenn man an seinem
Lochzeitstag ein Manöver mitmachen
muß. Früher war das einfach undenk-
bar. Da wurde streng darauf geschen,
daß dort kein Manöver abgehalten
wurde, wo gerade Lochzeit war. Draus-
sen auf Stoppelfeldern und abgegrasten
Wiesen. Dort hielt gewöhnlich nicmand
Lochzeit. Aber wer achtet heute noch
darauf? Da manövriert man milten
in der Stadt herum, ohne Rllckstcht
darauf, ob einer gerade heiraten will
oder nicht.
Zch war eben mit meiner Braut
auf dem Wege zum Standesamt, als
ich in die Kette der Sicherungspofien
geriet. Anser Wagen wurde angehaltcn.
Eine ganze Kompagnie guckle neugierig
zum Wagen herein. Jch gebe gerne zu,
daß cs von allgemeinem Interesse ist
Äieviel
lvieviel Lonnen Lekm iniiht msn wohl
haben,
lvicvicl taulenll tcute, ciie ikn grrden,
lvicvlel ^icgelltrcickei ciann äergleichen,
vie aur s» ciem cekme ?llegel lüeichen,
lvieviel koke Schlote miihlen isuchen,
lvieviel lllaltci ßolr wüill' msn veibisuchcn,
1l!I llie vielcn 2icgcl llsnn ru biennen,
(lvei veimöchte ikre?!skl ru nennen!)
lvieviel lvsgcn, l>e nu tisnspoilicre»,
lvieviel Möilel mükte man verlchmieien,
lvievicl Mauiei miikten Istig lein
öei clem grohen lveik, loivcit 's von Stein,
iieim gedsllce cvieviel 2immeileute,
lvievicl Msler, in ciic lisng' unck Lieite
piller sn/.upinleln unck su ltreichcn,
lvicviel Scheiben 6Isr cvokl ivllicken reichen
;iir ckie lenlter slte, gioh unck Iclein,
lvieviel Lilen cvürcke nötig lein,
voi cken kcnstein 8itlci snsubringcn,
ven» ckier tste vol vor slten vingen,
wieviel, — js, rum Schlulle, welchen polten
gelckc; cvllicke slter ckieles kolten:
nsmlich ein 2uchtk2ur su erbsuen, in ckem
lsmtliche Schiebei, lvucheiei unck sknlicher
öesinckel ckes keutigen veutlchlsnck?!sk lincken
Itönnten? -°n.
zu wiffen, wer in einer Schlacht eigent-
lich heiraten will. Daß man auf dem
Wege zum Standesamt der öffentlichen
Neugierde ausgesetzt ist, nimmt man
schließlich noch in Kauf; kein Lochzeits-
pärchen aber verlangt, ein strategischer
Mittelpunkk zu werden. Meine Braut
geriet in Wut und ließ sie an mir aus,
natürlich nicht an der Kompagnie: „Na,
die Ehe fängt ja gut an!" Ich erwi-
derte ihr gcreizt: „Das kömmt davon,
wenn das Lochzeitskleid acht Tage zu
spät fertig wirdl" Sie drauf: „Lätten
wir acht Tage früher geheiratet, dann
wäre stcher ein Weltkrieg ausgebrochenl
Mit dir habe ich anscheinend schon be-
sonderes Glllck!" Es war gut, daß der
Sergeant kam. Wer weiß, wie sonst
die DiSkusston über das eheliche Glück
für mich geendet hätte. Der Sergeant
hielt uns natürlich für Spione. Spione
erscheinen ja immer auf dem Schlacht-
feld im Lochzeitsfrack. Er verlangte
meine sämtlichen Schulzeugnisse. Ich
hatte sie nicht bei mir; denn ich hatte
nicht damit gerechnet, daß auf dem
Wege zum Standesamt sich jemand
nach meinerBefähigung im Lateinischen
erkundigen könnte. Llber ich verflcherte
Zeitschrift für Humor «nd Kunst
77
Eine Manövergeschichte
So elwas kann auch nur mir pas-
steren, nur mirl Daß ich nämlich, aus-
gerechnet an meinem Lochzeitstage in
eine Schlacht geraten muß, Früher hat
einer ruhig heiraten können, deshalb
ifi noch lang kein Krieg losgebrochen.
Ein eigentlicher Krieg war es ja nicht,
nur ein Manöver. Aber es ist schon
schlimm genug, wenn man an seinem
Lochzeitstag ein Manöver mitmachen
muß. Früher war das einfach undenk-
bar. Da wurde streng darauf geschen,
daß dort kein Manöver abgehalten
wurde, wo gerade Lochzeit war. Draus-
sen auf Stoppelfeldern und abgegrasten
Wiesen. Dort hielt gewöhnlich nicmand
Lochzeit. Aber wer achtet heute noch
darauf? Da manövriert man milten
in der Stadt herum, ohne Rllckstcht
darauf, ob einer gerade heiraten will
oder nicht.
Zch war eben mit meiner Braut
auf dem Wege zum Standesamt, als
ich in die Kette der Sicherungspofien
geriet. Anser Wagen wurde angehaltcn.
Eine ganze Kompagnie guckle neugierig
zum Wagen herein. Jch gebe gerne zu,
daß cs von allgemeinem Interesse ist
Äieviel
lvieviel Lonnen Lekm iniiht msn wohl
haben,
lvicvicl taulenll tcute, ciie ikn grrden,
lvicvlel ^icgelltrcickei ciann äergleichen,
vie aur s» ciem cekme ?llegel lüeichen,
lvieviel koke Schlote miihlen isuchen,
lvieviel lllaltci ßolr wüill' msn veibisuchcn,
1l!I llie vielcn 2icgcl llsnn ru biennen,
(lvei veimöchte ikre?!skl ru nennen!)
lvieviel lvsgcn, l>e nu tisnspoilicre»,
lvieviel Möilel mükte man verlchmieien,
lvievicl Mauiei miikten Istig lein
öei clem grohen lveik, loivcit 's von Stein,
iieim gedsllce cvieviel 2immeileute,
lvievicl Msler, in ciic lisng' unck Lieite
piller sn/.upinleln unck su ltreichcn,
lvicviel Scheiben 6Isr cvokl ivllicken reichen
;iir ckie lenlter slte, gioh unck Iclein,
lvieviel Lilen cvürcke nötig lein,
voi cken kcnstein 8itlci snsubringcn,
ven» ckier tste vol vor slten vingen,
wieviel, — js, rum Schlulle, welchen polten
gelckc; cvllicke slter ckieles kolten:
nsmlich ein 2uchtk2ur su erbsuen, in ckem
lsmtliche Schiebei, lvucheiei unck sknlicher
öesinckel ckes keutigen veutlchlsnck?!sk lincken
Itönnten? -°n.
zu wiffen, wer in einer Schlacht eigent-
lich heiraten will. Daß man auf dem
Wege zum Standesamt der öffentlichen
Neugierde ausgesetzt ist, nimmt man
schließlich noch in Kauf; kein Lochzeits-
pärchen aber verlangt, ein strategischer
Mittelpunkk zu werden. Meine Braut
geriet in Wut und ließ sie an mir aus,
natürlich nicht an der Kompagnie: „Na,
die Ehe fängt ja gut an!" Ich erwi-
derte ihr gcreizt: „Das kömmt davon,
wenn das Lochzeitskleid acht Tage zu
spät fertig wirdl" Sie drauf: „Lätten
wir acht Tage früher geheiratet, dann
wäre stcher ein Weltkrieg ausgebrochenl
Mit dir habe ich anscheinend schon be-
sonderes Glllck!" Es war gut, daß der
Sergeant kam. Wer weiß, wie sonst
die DiSkusston über das eheliche Glück
für mich geendet hätte. Der Sergeant
hielt uns natürlich für Spione. Spione
erscheinen ja immer auf dem Schlacht-
feld im Lochzeitsfrack. Er verlangte
meine sämtlichen Schulzeugnisse. Ich
hatte sie nicht bei mir; denn ich hatte
nicht damit gerechnet, daß auf dem
Wege zum Standesamt sich jemand
nach meinerBefähigung im Lateinischen
erkundigen könnte. Llber ich verflcherte