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Zeitschrifl für Hvmor und Kuust
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TIn König wtrd gesuchk
unserem Austauchen auf der amerikanischen Bildfläche einen
verkrachten deulschen Fürsten, ausgerechnet von Bücklings-
hausen, wo ein entfernter Vetter von mir Loffriseur ist,
für ihre Königspraxis bestellt. Der echte Fürst kann jeden
Tag daherkommen. Der Mann darf nalürlich den Boden
von Salvador nicht lebend betreten. Die Finanzen von
Salvador reichen für zwei Könige einfach nicht aus. Und
übrigens, wer zuerst kommt, mahlt zuerst, wenn er auch
schwarz mahlt. Den Bücklinghauser, den wollen wir schon
richrig hinaus bücklingen. Fritz. dich alS Polireiminister
beaustrage ich mit der Ueberwachung deS Lafens. Das ist
eine ganz besondere Vertrauenssache. Du sollst dafür zehn
3ahre lang die Branntweinsteuer-EinnahMen versaufen
dürfen. Kommt der Bückling rein, dann ist's mit deinem
Branntwein ausl"
Der Polizeiminister, vulgo der gelbe Frih, versprach
die schonungsloseste Ausrottung der Konkurrenz von Bück-
linghausen. Er selbst wachte Tag und Nacht drunten am
Lafen, aber der bestellte König kam nicht. Anter all den
landenden Reisenden war nie der ganz oder leilweise ver-
öffentlichte Fürst aus der Zeitschrift. Dem gelben Fritz
wurde die Sache allmählich zu bunt, drum trat er in dte
Matrosenkneipe zum „Grünen Affen" ein. Beim Salva-
dorer Korn, an dem er die Ergiebigkeit der Branntweinsteuer
erprobte, vergaß er leider seine staatserhaltenden Pflichten.
!lnd als spät nachts der gelbe Fritz ganz blau aus dem
»Grünen Affen" wankte, saß der echte Leinrich sckon im
Lerzen von Salvadorl Er war inkognito eingetroffen, um
fich mal zuerst im Lande umzusehen, und als Lerr Meier
aus Berlin im Grand Lotel abgestiegen.
Der Zufall wollte, daß an jenem Tag im Grand Lotel
Gesellschaftsabend der Lonoratioren von Salvador war,
den der König zusammen mit dem ganzen Ministerium
besuchte. Nur der Polizeiminister fehlte heute, der hielt
noch Wache im „Grünen Affcn". Der König spielte mit
seinem Kabtnett „Meine Tante, deine Tante", was für
Salvador den Beginn eines neuen Zeitalters der Künste,
wenigstens der Mogelkünste bedeutete. Ganz zufällig, mitten
im Epiel, sah Leinrich I auf und bemerkte zu seinem furcht-
baren Schrecken hinten in einer Ecke des GastzimmerS
Leinrich den andern aus der Zeitschrift. Er rief den Ober
heran: „Sagen Sie mal, wer ist der Lerr dort hinten?"
„Das ist Lerr Meicr aus Berlin, Majestät."
„Meier, der Name kommt mir hinreichcnd verdächtig
vor," brummte der Köntg, brach das Spiel ab und erklärte
den Epieltisch zum Kronrat. Man lispelte nur in der rasch
anberaumten Staatssihung. Der König beauftragte den
Kriegsminister, das stehende Leer von Salvador zusammen-
zuholen und damit den Lerrn Meier aus Berlin zu verhaften.
Lr selbst zog fich mit den übrigen Ministern in sein PalatS
zurück, um dort außerhalb des BereicheS der kommenden
KriegSoperationen das edle Friedenswerk der Mogelkünste
fortzusetzen.
Die Mobilisation des Leeres von Salvador stellte den
Kriegsminister auf eine harte Geduldsprobe. Die Armee
mußte zuerst aus den Kneipen und Kinos zusammen-
getrommelt werden. Gelreu ihren pazifistischen Traditionen
Lffektvoll Ltoomspsr'Snci
Loi ^.llkrsxsu ullä LsitsIIunxsll vollvll 8is »iob »uk äis»s 2sit»odr>sd >>er>siu.-,i.
Zeitschrifl für Hvmor und Kuust
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TIn König wtrd gesuchk
unserem Austauchen auf der amerikanischen Bildfläche einen
verkrachten deulschen Fürsten, ausgerechnet von Bücklings-
hausen, wo ein entfernter Vetter von mir Loffriseur ist,
für ihre Königspraxis bestellt. Der echte Fürst kann jeden
Tag daherkommen. Der Mann darf nalürlich den Boden
von Salvador nicht lebend betreten. Die Finanzen von
Salvador reichen für zwei Könige einfach nicht aus. Und
übrigens, wer zuerst kommt, mahlt zuerst, wenn er auch
schwarz mahlt. Den Bücklinghauser, den wollen wir schon
richrig hinaus bücklingen. Fritz. dich alS Polireiminister
beaustrage ich mit der Ueberwachung deS Lafens. Das ist
eine ganz besondere Vertrauenssache. Du sollst dafür zehn
3ahre lang die Branntweinsteuer-EinnahMen versaufen
dürfen. Kommt der Bückling rein, dann ist's mit deinem
Branntwein ausl"
Der Polizeiminister, vulgo der gelbe Frih, versprach
die schonungsloseste Ausrottung der Konkurrenz von Bück-
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landenden Reisenden war nie der ganz oder leilweise ver-
öffentlichte Fürst aus der Zeitschrift. Dem gelben Fritz
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Matrosenkneipe zum „Grünen Affen" ein. Beim Salva-
dorer Korn, an dem er die Ergiebigkeit der Branntweinsteuer
erprobte, vergaß er leider seine staatserhaltenden Pflichten.
!lnd als spät nachts der gelbe Fritz ganz blau aus dem
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fich mal zuerst im Lande umzusehen, und als Lerr Meier
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Der Zufall wollte, daß an jenem Tag im Grand Lotel
Gesellschaftsabend der Lonoratioren von Salvador war,
den der König zusammen mit dem ganzen Ministerium
besuchte. Nur der Polizeiminister fehlte heute, der hielt
noch Wache im „Grünen Affcn". Der König spielte mit
seinem Kabtnett „Meine Tante, deine Tante", was für
Salvador den Beginn eines neuen Zeitalters der Künste,
wenigstens der Mogelkünste bedeutete. Ganz zufällig, mitten
im Epiel, sah Leinrich I auf und bemerkte zu seinem furcht-
baren Schrecken hinten in einer Ecke des GastzimmerS
Leinrich den andern aus der Zeitschrift. Er rief den Ober
heran: „Sagen Sie mal, wer ist der Lerr dort hinten?"
„Das ist Lerr Meicr aus Berlin, Majestät."
„Meier, der Name kommt mir hinreichcnd verdächtig
vor," brummte der Köntg, brach das Spiel ab und erklärte
den Epieltisch zum Kronrat. Man lispelte nur in der rasch
anberaumten Staatssihung. Der König beauftragte den
Kriegsminister, das stehende Leer von Salvador zusammen-
zuholen und damit den Lerrn Meier aus Berlin zu verhaften.
Lr selbst zog fich mit den übrigen Ministern in sein PalatS
zurück, um dort außerhalb des BereicheS der kommenden
KriegSoperationen das edle Friedenswerk der Mogelkünste
fortzusetzen.
Die Mobilisation des Leeres von Salvador stellte den
Kriegsminister auf eine harte Geduldsprobe. Die Armee
mußte zuerst aus den Kneipen und Kinos zusammen-
getrommelt werden. Gelreu ihren pazifistischen Traditionen
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