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Zeitschrift für Humor und Kunst
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Dte Ainerttanertn
gegeben. Sie scheinen etn ganz gute, solvente Firma zu
sein. Sie befitzen eine Fleischhackmaschinenfabrit. mit einem
voll eingezahlten Kapital von zwei Millionen Mark. DaS
Unternehmen ist schuldenfrei, Sie haben ein Guthaben von
800 000 Mark an der Deutschen Bank. Nach Jhrer letzten
Bilanz belaufen fich die Krediloren auf 432084 Mark,
denen an Debitoren 880125,79 Mark gegenüberstehen. Ihre
vfferte, wollte sagen Leiratsantrag sagt mir also zu. Ich
kann Ihre Offerte, meine Tochler zu heiraten, akzeptieren.
Diese Ehe wird ein sehr gutes Geschäft werden. Auch für
Sie. Ich habe in Chicago eine sehr große Wurstfabrik,
in der drei Millionen DollarS investiert sind. Wir können
also auS diesem businerr, will sagen aus dieser Ehe ein
sehr gute Fuston machen, zwischen Ihren Lackmaschinen
and meiner Wurstfabrik. VsII, abgemachtl Schlagen Sie
einl Sie werden der Kompagnon von meiner Tochter und
meiner Firma. Wir reisen morgen nach Amerika zurück
und im August nächsten IahreS, wenn wir wieder kommen,
dann findet die Fufion stattl"
Sie reisten am nächsten Tag, ich drückte meiner Braut
»um Abschied einen Kuß auf die Lippen, und sie sagte —
daS ltebe Dingl — zum Abschied: „Mach auch in diesem
3ahr eine gute Bilanz mit deinen Lackmaschinen!"
Das ganze Iahr hindurch korrespondierten wir. Ieden
Tag ging ein Brief von mir ab, in dem ich ihr meine
Liebe, meine Sehnsucht schilderte, meine Zukunftshoffnungen
ausmalte, in herrlichen poetischen Farben, so poetisch alS
Eben ein Fleischhackmaschinensabrikant malen kann. Sie
schrieb auch jeden Tag und vergaß nie außer vielen Küssen
mitzuteilen: Wir haben heute 6000, 7000, 8000 Schwetne
geschlachtet. Wie viel Lackmaschinen hast du expediert?
Ich fügte von nun an den Ausdrücken meiner Liebesgefühle
immer einen Auszug aus dem Ausgangsfaklurenbuch bei.
So kam der Iuli 1914. Ich hoffie, jeden Tag eineo
Brief zu bekommen, worin fie mir ihre Ankunft avifiert«
— ich hatte mir schon ganz ihren Liebesstil angeeignetl —
ihre Ankunft, unsere Lochzeit und die Fuflonl Ich war
der Glücklichste der Slerblichenl Da kam der Krieg. Die
Engländer verhängten die Blockade. Sie ließen keinen
amerikanischen Liebesbrief mit der Aufstellung des Wurst-
konsums mehr durchl O, ich Anglücklichster aller Sterblichen!
Endlich, nach viereinhalb Iahren Krieg Waffenstillstandl
Nun mußte die Blockade jeden Tag aufgehoben werden.
Gleich mit der ersten Post sollte ein Brief von mir abgehen,
ein Brief sagte ich, nein, ein Buch, ein Lauptbuch gewiffer-
maßen mit dem täglichen Versand der Lackmaschinen
während dieser viereinhalb Iahre. Meine süße Ethel be-
reitele ficher auch ein Lauptbuch vor. Allerdings beging
ich in meinem Lauplbuch einige Fälschungen. Der Lack-
maschinenversand hatte während des Krieges abgenommen,
weil es nichts mehr zu hacken gab. Die dafür gegen di«
Amerikaner gelieferlen Granaten konnte ich doch unmögltch
anführen. Aber mit Lilfe dieser Granaten halten fich dt«
Bilanzen umso günstiger gestaltet, was ja schließlich mein,
liebe Ethel freuen mußte.
Endlich kam der Tag, wo auch die Blockade aufgchoben
wurdel Ich sandte sofort eine Zehnzentnerkiste voll Ge-
fühlen und GeschäftSberichten ab. Nach langem, langem
Warten kam endlich von der süßen Ethel eine Anlwort.
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Zeitschrift für Humor und Kunst
105
Dte Ainerttanertn
gegeben. Sie scheinen etn ganz gute, solvente Firma zu
sein. Sie befitzen eine Fleischhackmaschinenfabrit. mit einem
voll eingezahlten Kapital von zwei Millionen Mark. DaS
Unternehmen ist schuldenfrei, Sie haben ein Guthaben von
800 000 Mark an der Deutschen Bank. Nach Jhrer letzten
Bilanz belaufen fich die Krediloren auf 432084 Mark,
denen an Debitoren 880125,79 Mark gegenüberstehen. Ihre
vfferte, wollte sagen Leiratsantrag sagt mir also zu. Ich
kann Ihre Offerte, meine Tochler zu heiraten, akzeptieren.
Diese Ehe wird ein sehr gutes Geschäft werden. Auch für
Sie. Ich habe in Chicago eine sehr große Wurstfabrik,
in der drei Millionen DollarS investiert sind. Wir können
also auS diesem businerr, will sagen aus dieser Ehe ein
sehr gute Fuston machen, zwischen Ihren Lackmaschinen
and meiner Wurstfabrik. VsII, abgemachtl Schlagen Sie
einl Sie werden der Kompagnon von meiner Tochter und
meiner Firma. Wir reisen morgen nach Amerika zurück
und im August nächsten IahreS, wenn wir wieder kommen,
dann findet die Fufion stattl"
Sie reisten am nächsten Tag, ich drückte meiner Braut
»um Abschied einen Kuß auf die Lippen, und sie sagte —
daS ltebe Dingl — zum Abschied: „Mach auch in diesem
3ahr eine gute Bilanz mit deinen Lackmaschinen!"
Das ganze Iahr hindurch korrespondierten wir. Ieden
Tag ging ein Brief von mir ab, in dem ich ihr meine
Liebe, meine Sehnsucht schilderte, meine Zukunftshoffnungen
ausmalte, in herrlichen poetischen Farben, so poetisch alS
Eben ein Fleischhackmaschinensabrikant malen kann. Sie
schrieb auch jeden Tag und vergaß nie außer vielen Küssen
mitzuteilen: Wir haben heute 6000, 7000, 8000 Schwetne
geschlachtet. Wie viel Lackmaschinen hast du expediert?
Ich fügte von nun an den Ausdrücken meiner Liebesgefühle
immer einen Auszug aus dem Ausgangsfaklurenbuch bei.
So kam der Iuli 1914. Ich hoffie, jeden Tag eineo
Brief zu bekommen, worin fie mir ihre Ankunft avifiert«
— ich hatte mir schon ganz ihren Liebesstil angeeignetl —
ihre Ankunft, unsere Lochzeit und die Fuflonl Ich war
der Glücklichste der Slerblichenl Da kam der Krieg. Die
Engländer verhängten die Blockade. Sie ließen keinen
amerikanischen Liebesbrief mit der Aufstellung des Wurst-
konsums mehr durchl O, ich Anglücklichster aller Sterblichen!
Endlich, nach viereinhalb Iahren Krieg Waffenstillstandl
Nun mußte die Blockade jeden Tag aufgehoben werden.
Gleich mit der ersten Post sollte ein Brief von mir abgehen,
ein Brief sagte ich, nein, ein Buch, ein Lauptbuch gewiffer-
maßen mit dem täglichen Versand der Lackmaschinen
während dieser viereinhalb Iahre. Meine süße Ethel be-
reitele ficher auch ein Lauptbuch vor. Allerdings beging
ich in meinem Lauplbuch einige Fälschungen. Der Lack-
maschinenversand hatte während des Krieges abgenommen,
weil es nichts mehr zu hacken gab. Die dafür gegen di«
Amerikaner gelieferlen Granaten konnte ich doch unmögltch
anführen. Aber mit Lilfe dieser Granaten halten fich dt«
Bilanzen umso günstiger gestaltet, was ja schließlich mein,
liebe Ethel freuen mußte.
Endlich kam der Tag, wo auch die Blockade aufgchoben
wurdel Ich sandte sofort eine Zehnzentnerkiste voll Ge-
fühlen und GeschäftSberichten ab. Nach langem, langem
Warten kam endlich von der süßen Ethel eine Anlwort.
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