Zeitschrift für Humor und Kunst 117
Das mechanische Klavier V°n Kari Ettunger
Ein alter Philosoph — Plato war es nicht — hat den
tiefstnnigen Ausspruch getan: Knoblauch schmeckt gut, auch
eine Taffe Schokolade schmeckt gut, wie gut muß erst eine
Tasse Schokolade mit Knoblauch schmecken!
!lnd so sage ich: Ein Kintopp tst schön, auch ein mccha-
nisches Klavier ist schön, wie schön muß erfi ein Kintopp
mit mechanischem Klavier sein!
Neulich wurde ich dieses Genusses teilhaftig. In einem
Vorstadtkino, in das ich mich in einem der Anfälle von
LebenSüberdruß gestürzt hatte, denen wir Lumoristen zu-
weilen ausgesetzt sind. Andere Menschen fiürzen fich bei
solchen Anfällen in die Isar, statt ins Kino, — das find
eben keine Lumoristen.
„Dte Liebe der Dolores Wackelstein" gab es da zu
sehen, spanisches Drama in fünf Akten. !lnd „Knoppchen
geht baden." Etnzigartiges Lustspiel, behauptete das Pro-
gramm, dessen einziger Daseinszweck es ist, zehn Pfennig
zu kosten.
!lnd dazu spielte das mechanische Klavier. Soviel ich
sehcn konnte, spielte es auswendig. Eine Phantaste aus
Lohengrin. Eigentlich spavtsche Musik ist das nicht, es kommt
weder Kastagnettengeklapper noch Blimblimblim drin vor.
aber vielleicht schwärmte Dolores für Wagner. Ich kann
es nicht mit Bestimmtheit sagen, denn ich hatte Glück und
kam erst mitten im dritten Akt.
Der war sehr aufregend. „Don Pedro fordert die
Arbeiter der Pulverfabrik zur Explosion auf." Ich war
empört. Mich könnte der berückendste Kinobösewicht zur
Explosion ausfordern, ich würde es nicht tun. Das Bild
zeigte einen Mann, desseu Frisur auf den schlechtesten
Charakter hindeutete. Er boxte vor einer erregten Volks-
menge die Lust, und das mechanische Klavier erläuterte
den Vorgang:
„Gott grüß' Euch, liebe Männer von Brabantl"
Merkwürdig, daß die Arbeiter bei dieser höflichen An-
rede so wütende Gefichter schnitten. Ich verstehe den Regisseur
nicht. Vielleicht htelt er Brabant für ein Schimvfwort?
Bevor ich mir darüber klar werden konnte, wurde Pedro
abgebleudet und die retzende Dolores betrat die Leinwand,
die die Welt bedeutet. „Anterdessen hütet die reizende
Dolores in der Gefangenschafüdie Gänse des Maurenkönigs."
In Wirklichkeit stand zu lesen „die Gänse des Maurer-
königs". Aber ich schloß aus der Dekoration, daß dies ein
Druckfebler sein mußte. Denn im Lmtergrund verkörperte
eine Palme Arabien. Weil es ein Ausstattungsstück war.
— „!lm unser elegantes Auto beneidet uns die ganze Stadtl"
— „!lnd mit Rechtl Darauf habe ich mir schon zehnmal soviel
pumpen laffen, als es überhaupt wert ist."
Das mechanische Klavier V°n Kari Ettunger
Ein alter Philosoph — Plato war es nicht — hat den
tiefstnnigen Ausspruch getan: Knoblauch schmeckt gut, auch
eine Taffe Schokolade schmeckt gut, wie gut muß erst eine
Tasse Schokolade mit Knoblauch schmecken!
!lnd so sage ich: Ein Kintopp tst schön, auch ein mccha-
nisches Klavier ist schön, wie schön muß erfi ein Kintopp
mit mechanischem Klavier sein!
Neulich wurde ich dieses Genusses teilhaftig. In einem
Vorstadtkino, in das ich mich in einem der Anfälle von
LebenSüberdruß gestürzt hatte, denen wir Lumoristen zu-
weilen ausgesetzt sind. Andere Menschen fiürzen fich bei
solchen Anfällen in die Isar, statt ins Kino, — das find
eben keine Lumoristen.
„Dte Liebe der Dolores Wackelstein" gab es da zu
sehen, spanisches Drama in fünf Akten. !lnd „Knoppchen
geht baden." Etnzigartiges Lustspiel, behauptete das Pro-
gramm, dessen einziger Daseinszweck es ist, zehn Pfennig
zu kosten.
!lnd dazu spielte das mechanische Klavier. Soviel ich
sehcn konnte, spielte es auswendig. Eine Phantaste aus
Lohengrin. Eigentlich spavtsche Musik ist das nicht, es kommt
weder Kastagnettengeklapper noch Blimblimblim drin vor.
aber vielleicht schwärmte Dolores für Wagner. Ich kann
es nicht mit Bestimmtheit sagen, denn ich hatte Glück und
kam erst mitten im dritten Akt.
Der war sehr aufregend. „Don Pedro fordert die
Arbeiter der Pulverfabrik zur Explosion auf." Ich war
empört. Mich könnte der berückendste Kinobösewicht zur
Explosion ausfordern, ich würde es nicht tun. Das Bild
zeigte einen Mann, desseu Frisur auf den schlechtesten
Charakter hindeutete. Er boxte vor einer erregten Volks-
menge die Lust, und das mechanische Klavier erläuterte
den Vorgang:
„Gott grüß' Euch, liebe Männer von Brabantl"
Merkwürdig, daß die Arbeiter bei dieser höflichen An-
rede so wütende Gefichter schnitten. Ich verstehe den Regisseur
nicht. Vielleicht htelt er Brabant für ein Schimvfwort?
Bevor ich mir darüber klar werden konnte, wurde Pedro
abgebleudet und die retzende Dolores betrat die Leinwand,
die die Welt bedeutet. „Anterdessen hütet die reizende
Dolores in der Gefangenschafüdie Gänse des Maurenkönigs."
In Wirklichkeit stand zu lesen „die Gänse des Maurer-
königs". Aber ich schloß aus der Dekoration, daß dies ein
Druckfebler sein mußte. Denn im Lmtergrund verkörperte
eine Palme Arabien. Weil es ein Ausstattungsstück war.
— „!lm unser elegantes Auto beneidet uns die ganze Stadtl"
— „!lnd mit Rechtl Darauf habe ich mir schon zehnmal soviel
pumpen laffen, als es überhaupt wert ist."