Ar. 1508
Zeitschrift für Humor und Kunst
l2l
Das mechanische Klavter
Wagner nicht antun. Ich blieb also und las: „Wie ein
Blitz kletterte Almansor über die Mauer des Larems, als
fich ihm plötzlich mit dem Rufe: Lalt, wer da? ein Eunuchen-
sübel in den Weg warf."
Leichenfahl taumelte Almansor zurück und stotterte dem
Eunuchen ins Antlitz:
„Du Aermfie kannst wohl nie ermeffen,
Wie zweifellos mein Lerze liebtl"
So unbestreitbar dies vom naturwissenschaftlichen Stand-
punkt ist, ich halte es für eine Noheit, einem Eunuchen es
ins Antlitz zu stottern. „Was kann denn dieser Mohr
dafür, daß er so weiß nicht ist wie ihr?" heißt es im Struw-
welpeterbuch. Niemand ist gern Eunuch. Wozu also noch
der Spott?
Natürlich durchquerte alsbald unser Liebespaar auf
schäumendem Kamel die Wüste, — der nächste Weg von
Nordafrika nach Spanien. And ebenso natürlich fiel es
unterwegs ein Löwe an. Oder vielmehr eine Lyäne. Oder
war es gar ein Panther?
Dumme Frage: es war der Lohengrin.
„Mein Vater Parzival trägt seine Krone,
Sein Ritter ich - bin Lo-hen-grin genanntl"
Schließlich ging aber doch alles gut aus, die Dolores
bekam ihren Almansor, Don Pedro starb den Filmtod, auf
der Leinwand erschien das Wort „Ende" und dann noch
das Fabrikzeichen der Nordischen Filmkompagnie, der tän-
zelnde Eisbär. „Der Schwani Der Schwani" begrüßte
ihn das Klavier.
Jch atmete noch einmal die süßen Düfte, und der Lohen-
grin war zum zweitenmal aus. Ich hatte gehofft, daß
nun zu Ehren des Lustspiels „Knoppchen geht baden" eine
flotte Polka an die Reihe käme. Aber über jedem Kino-
eingang fieht in unfichtbaren Buchstaben „Lssosts ogm
spsrsnrs voi ck'entrstsl" Prompt setzte mit Knoppchen
die Gralsmufik ein.
„Knoppchen reist, um dem Besuch seiner Schwieger-
mutter zu entgehen, an die See." Er umarmt in seineM Leim
Galtin, Töchter, deren Freundinnen, daS Dienstmädchen,
verabschiedet sich von den Damen mit dem tröstlichm Ver-
sprechen:
„Gott grüß' Euch, liebe Männer von Brabant,"
fährt im Auto zur Bahn, verfichert dem Schalterbeamten:
„Du Aermste kannst wohl nie ermessen,
Wie zweifellos mein Lerze liebt,"
und sitzt alsbald im Eisenbahnabteil einer entzückenden Un-
bekannten gegenüber. Sie ist seine Schwiegermutter. Aber
wie sollte fie ihn erkennen, da er sich ihr unter dem Namen
„Der Schwan! Der Schwan!"
vorgestellt hat?
Lier war der Augenblick gekommen, wo ich's nicht
mehr aushielt. Die LebenSfceude erwachte wieder in mir,
ich drängte mich durch die Sitzreihe zum Ausgang. Leider
wurde diese Störung von den Anwesenden erheblich übel
genommen, und ein dicker Lerr schimpfte: „Wer glaub'n
denn Sie, wer Sie eigentlich san?"
Ooi änlnn^eii nuä vvoilöii 816 sieli oul cliese ^oilsoiii'ill bs^ioiien,
Zeitschrift für Humor und Kunst
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Das mechanische Klavter
Wagner nicht antun. Ich blieb also und las: „Wie ein
Blitz kletterte Almansor über die Mauer des Larems, als
fich ihm plötzlich mit dem Rufe: Lalt, wer da? ein Eunuchen-
sübel in den Weg warf."
Leichenfahl taumelte Almansor zurück und stotterte dem
Eunuchen ins Antlitz:
„Du Aermfie kannst wohl nie ermeffen,
Wie zweifellos mein Lerze liebtl"
So unbestreitbar dies vom naturwissenschaftlichen Stand-
punkt ist, ich halte es für eine Noheit, einem Eunuchen es
ins Antlitz zu stottern. „Was kann denn dieser Mohr
dafür, daß er so weiß nicht ist wie ihr?" heißt es im Struw-
welpeterbuch. Niemand ist gern Eunuch. Wozu also noch
der Spott?
Natürlich durchquerte alsbald unser Liebespaar auf
schäumendem Kamel die Wüste, — der nächste Weg von
Nordafrika nach Spanien. And ebenso natürlich fiel es
unterwegs ein Löwe an. Oder vielmehr eine Lyäne. Oder
war es gar ein Panther?
Dumme Frage: es war der Lohengrin.
„Mein Vater Parzival trägt seine Krone,
Sein Ritter ich - bin Lo-hen-grin genanntl"
Schließlich ging aber doch alles gut aus, die Dolores
bekam ihren Almansor, Don Pedro starb den Filmtod, auf
der Leinwand erschien das Wort „Ende" und dann noch
das Fabrikzeichen der Nordischen Filmkompagnie, der tän-
zelnde Eisbär. „Der Schwani Der Schwani" begrüßte
ihn das Klavier.
Jch atmete noch einmal die süßen Düfte, und der Lohen-
grin war zum zweitenmal aus. Ich hatte gehofft, daß
nun zu Ehren des Lustspiels „Knoppchen geht baden" eine
flotte Polka an die Reihe käme. Aber über jedem Kino-
eingang fieht in unfichtbaren Buchstaben „Lssosts ogm
spsrsnrs voi ck'entrstsl" Prompt setzte mit Knoppchen
die Gralsmufik ein.
„Knoppchen reist, um dem Besuch seiner Schwieger-
mutter zu entgehen, an die See." Er umarmt in seineM Leim
Galtin, Töchter, deren Freundinnen, daS Dienstmädchen,
verabschiedet sich von den Damen mit dem tröstlichm Ver-
sprechen:
„Gott grüß' Euch, liebe Männer von Brabant,"
fährt im Auto zur Bahn, verfichert dem Schalterbeamten:
„Du Aermste kannst wohl nie ermessen,
Wie zweifellos mein Lerze liebt,"
und sitzt alsbald im Eisenbahnabteil einer entzückenden Un-
bekannten gegenüber. Sie ist seine Schwiegermutter. Aber
wie sollte fie ihn erkennen, da er sich ihr unter dem Namen
„Der Schwan! Der Schwan!"
vorgestellt hat?
Lier war der Augenblick gekommen, wo ich's nicht
mehr aushielt. Die LebenSfceude erwachte wieder in mir,
ich drängte mich durch die Sitzreihe zum Ausgang. Leider
wurde diese Störung von den Anwesenden erheblich übel
genommen, und ein dicker Lerr schimpfte: „Wer glaub'n
denn Sie, wer Sie eigentlich san?"
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