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Zeitschrift für Humor und Kunst 135

Klas Aebax und setn Schse

des Alkovens geschloffen sein, ob aus dem
Grunde, um die gute Luft darinnen am Ent-
weichen zu hindern, oder um der eingeschlos-
senen Stubenluft den Eintritt zu verwehren,
ist schwer zu sagen.

Leute waren die Schiebetüren offrn, denn
Klas und Sina hatten das Gefühl, als ob diese
Nacht im Lause etwas passtrren müsse, wohl
aus der Erkenntnis heraus, daß es eine erheb-
liche Zahl unehrlicher Menschen auf dieser
Welt gibt.

Bei Sina stand der Glaube an die Mcnsch-
heit auk den schwächsten Füßen.

„Du, Vavder, ich glaub' allermeist, der
Fiedi Krummbein, das is einen ganzen leegen
Lund, weil ick meine, er hat dir das nick ver-
gessen, wie du ibn einmals für den gefangenen
Revbock bloß 2 Mark 35 gegeben hast. So'n
schlechten Kerl w>ll da nichts von wissen, daß
er für unrecht Gut nich mehr verlangen kann.

Sollst 'mal sehn, der is schiecht genug, der hält
sein Ebrenwort nich, den Ochsen diese Nacht
zu stehlen."

„Och ne, Mudder," antwortete Klas opti-
mistisch, „so'ne Gemeinheit trau'ich ihn nich
zu, denn erstens soll er zwanziq Mark verdienen,
und denn is er mir dankoar, weil ich ihn vor ein halbes
Iahr das Paket feinen Tabak geschenkt hab'."

„Ia, Vadder, darum g'rade, denn als du die einzige
Pfeife aus dem Paket angesteckt hatt'st, da fragte dir der
Förster von weiten, ob du deine diestährigen Socken rauckst."

Klas Aebax hatte das vergessen; in der Erinnerung
kam er sich sehr edelmükig vor. Nun wurde er unruhig.

„Meinft wirklich, Stna, daß er darum ein unehrlrcher
Betrüger iS und nich kömmt?"

Klas machte den Versuch, fich unter den drei gewaltigen
Federdecken, die die bäuerlrchen Ehepaare in d'eser Gegend
auch an den heißesten Sommertagen wie heute ortSüblich
zu bedecken rflegen, zur Gatlin herumzudrehen. Dieser
ausficktslose Versuch mußte
natürlich mißlingen und
konnte nur die normale, ge-
waltiae Schwitztätigkeit ins
Angeheuerliche steigern.

„Vadder, rangel nich so.

Du schwitzt ja die ganzen
Keimkarteffeln unter dem

Alkoven kaput.-^ Lter

brach Sina plöulich ab, denn
sie glaubte etwas zu hören.

-„Pscht."

Durch die Stille der
Nacht tönte das Schlagen
einer Tür; ein ungewöhn-
liches Kettenklirren, einiges
Getrampel von Mensch und
Vieh draußen folgte. Dann
abermals ein Türschlagen
und schließlich Stille.

Klas Aebax triumphier-
te. Sein Glaube an edles
Menschentnm s Sieg
davongetra n. .d?ntlich
aufgeräumt rvurde er. z ,



ElNNeSänklerUNg Bewerber <der ii» Nebenztmmer dte LrwLhlre kcifen
hört, zu einem andern Besuchcr): „Wiffen S', Mir ist dte Sache leid
geworden — wollen Sie mir nicht meinen Blumenstrauß abkaufen?"

„Siehft du, Mudder, was hab' ich gesagt? Fiedi is
doch einen ehrlichen Menschen."

„Ich mag ihn nu auch wieder leiden," antwortete Sina.
„!1nd morgen, denn müssen wir Torf stecken. Schlachter
Krischan Bullenschlag will uns ja wohl helfen. Vadder,
nich?-Li, hi."

„Iawohl, und in der leeren Torfhütte, wo der alte
Sabbelmann sich vor ein halbes Iahr in aufgehängt hat,
da steht unser Ochse, und Krischan Bullenschlag hilft bei's
Torfstechen-ha ha."

Der Rest der Nacht verlief in jener erquickenden Rube,
die nur ein ungetrübter Friede der Seele und des Gemüts
zu schaffen vermag.

Morgens in aller Frühe
erschien Klas Aebax beim
Büraermetster.

Mächtig gestikulierend
aber mit würdiger Fassung
meldete er den in der Nacht
vollsührten Diebftahl des be-
schlaqnabmken Ochsen an.

Lüder Brägenhart, der
aufdiesenBesuchvollkommen
vorbereitet war, nickte nur
und sagte:

„Tschä, ich weiß nich, ich
mein', der Ochse sah gestern
schon so aus. Urid ich seh dir an,
du haft da kein' Glauben für,
daß wir den Dieb krieqen."

„O, was hab' ich schon
gesucht, Lüder. O, dieser

Lalunke-

„Ia, dieser Lalunke.
Das sag' ich mit, KlaS Aebax.
Ich will bloß noch fragen, ob
Pümmel, Euer Lund, denn
nichts getan hat?"
 
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