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Meggendorfer-BlLtter» Münche«
Nr. l50S
Ohns Eisenbahn
Die beiden stillen Mcinner spielten nämlich Schach.
Dte Erbschaft
Zwei Tage vor Einstellung des Bahnverkehrs starb
der alte Müllerfink. Der junge Müllerfink, nämlich der
Neffe, überlegte, ob er zum Begräbnis fahren sollte. „Fahre
ich, dann fitze ich nachher da, denn dann geht kein Zug.
Fahre ich aber nicht, dann kriege ich nicht so schnell zu
wissen, was in Onkels Testament steht, und ich bin doch
vermutlich der Laupterbe. Also, was mache ich?"
Seine Frau wußte Rat. „Fahre nur ruhig, du wtrst
schon zurückkommen köunen. Fünf Stunden Bahnfahrt sind
es, die kann man auch mit dem Auto machen. Du wirst
schon ein Auto auftreiben. Ob das tausend vder zweitausend
Mark kostet, ist doch egal, — das geht auf die Erbschaft."
Müllerfink fuhr also ab. Seine Frau zählte die Tage,
und als es ihr so weit zu sein schien, sah fie alle zehn
Minuten aus dem Fenster, ob ihr Mann »icht mit dem Auto
vorgefahren käme. Schließlich kam aber nur ein Radfahrer,
nämlich ein Postbote, und der brachte ein Telegramm.
Müllerfink benachrichtigte seine Frau: Komme zu Fuß
zurück.
Der schwierige Fall.
Profeffor Fundgrübler, der berühmte Diagnostiker, ist
zu einem schwierigen Fall als Konsiliarius gerufen worden.
Der Inhaber des schwierigen Falles ist ein ungeheuer
wohlhabender Großgrundbesitzer, und deshalb hat Professor
Fundgrübler dem Rufe Folge geleistet. Sonst hätte er sich
sehr überlegt, denn die Reise ist schrecklich umständlich; sie
dauert einen Tag, und zweimal muß Fundgrübler umsteigen,
drei verschiedene Züge muß er benützen. Das ist zwei
Tage vor der angekündigten Sperre des Bahnverkehrs.
Profeffor Fundgrübler kommt ans Ziel, untersucht den
schwierigen Fall und erklärt: „Die Krists wird morgen
eintreten. Aber ich denke, es wird gut ablaufen." Dan»
will er sich mit den behändelnden Aerzten zu einer kleinen
Besprechung zurückziehn. Der Patient hält ihn fest. „Sie
bleiben doch morgen noch hier, Äerr Professor?"
Fundgrübler überlegt. Wenn er statt morgen erst
übermorgen fährt, dann wäre das der letzte Tag vor der
Verkehrssperre, und er müßte die letzten Züge benützen, die
noch verkehren. Aber der erste oder der zweite Zug könnte
Verspätung haben, und dann wiirde er den dritten nicht
mehr erreichen und jämmerlich unterwegs stecken bleiben.
Das geht also nicht.
Deshalb nickt Professor Fundgrübler dem Patienten
freundlich zu. „Die Lerren Kollegen werden das schon
machen. Ich brauche wirklich nicht dabei zu sein, — ich
kann mich nicht bis zu den letzten Zügen aufhalten."
Briefkasten-Notiz
Naivling: „Sie irren, die Zeile ,Sie lagen auf der Bären-
haut^ kommt in einem alten Liede vor."
Fortschritt
— „Mie geht's denn deinem Mann mit dem Austernessen?"
— „Ganz gut. Ietzt läßt er die Dienerschaft schon zuschanen."
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