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150

»- Meggendorfer-Blätter, München

D' Frau Gräfe

A G'schtchtte von sellere

Sophte von Adelung

Iedsmol bei eme neie
G'schichtle, des i verzähl,
muh i extra sage: „'s isch
aber ganz gwiß wohr" —
sonst glaubet mir's die
Leit ette. Ond mer ka
doch vom e selbscht gar
nex erfende. Des isch
Bapp. Aelles, was en
richtige Schick hot, isch
wohr — ond des häbet
doch meine G'schichtle —
oder ette? Ond Won-
derbars bassiert en dere
wonderbare Welt viel
meh, als ehr moinet. Scho
der greescht Dichter, der
Gethe, sächt, mer soll no
grad so rei' lange ens
Menschelebe 'nei, na ver-
dwisch mer g'wtß ebbes
G'scheidt's. Er häb's au
so g'macht.

So, jetzt wisset ehr's.

En eme Derfle bei ons
derhoimde hot em Arme-
haus e Woible g'lebt — mer hot's em verdwichene Sommer
vergrabe — des hot mer bloß ,„d' Frau Gräfe" g'heiße.
En Wirklichkeit isch ihr Nam Poile Ochsewadel g'wä —
Frau Ochsewadel. Aber mer hot no „d' Frau Gräfe" von
ehre g'sagt, ond worom — des will i glei verzähle.

Wie-n-i's kennt häb', isch's Woible scho alt g'wä. D'
Bändele en de Zepf waret dicker, als die fävelesdinne Zepfle
selber, ond Zäh hot's au koine meh g'hät. Aber mer hot
von ehre g'sagt, se sei emol e blitzsauber's Frauezemmer
g'wä. I glaub's, i glaub's: d' Aellerschenschte werdet grad

oft d' Aellerwieschteschte.
Aber dui Iährle — pi
Iegerlel Dui nehmet ei'm
so noch ed noch ällerhand
weg, ond ehb mer fich's
versieht, isch mer alt ond
wicscht ond ronzelig.
Wenn ei'm no net 's Lerz
gar so oft no bis z' Aller-
letzschte jong blieb ond
nach Freud ond Glick
dirsckte dät. . . Io. . .

Menzemeiers Poile
hot frih g'heiert. Zwelf
G'schwischtrich derhoimde,
die zwoi kloinschte no et
en der Schul, der Vadder
dod — do langt mer dap-
ferlezua, wenn was ordet-
lichs daherkommt. Ond
en ordetlicher Ma isch der
Goitlieb Ochsewadel, der
Briefbott, g'wä. E Brief-
bott isch scho von a so eb-
bes ordetlichs, so zu sage
a Neschbektsbersoh ond en
Verdrauesboschte. Denn
wer anderschter brengt
Drauerbrief, Rechnenge
und Schreibe vom G'richt
en de Bäurehäuser? Der Schandarm, d' Leichefrau, der
G'richtsvollzieher ond der Brtefbolt — des send die ge-
achtetschte Bersenlichkeite, wenn mer's au ette gern siecht
en sei'm eigene Laus. Beim Nochber — jo, sell isch ebbes
anderschts.

En sei'm Brivatlebe isch der Ochsewadel au rechtschaffe
ond brav g'wä so weit. Nor hot mer ehm nockg'sagt, er
bleib gern länger em Goldene Lebe sitze, wenn's en Nuie
gäb, als wia's juschtamend nebig g'wese wär. En ere
luschtige G'sellschaft war's ehm halt wohl. Zither hot er

Eine tonangebende Persönlichkeit

vder

I^lsulo solo

Der eheliche Streit und der unschuldige Dritte
 
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