Zeitschrift für Humor und Kunst 165
3ertgemäß angewandte Kunlt „Le, König noch etns! Wann Sie stecken bleiben, erklären Sie einfach daß Sie
abdanken woUen. Dann haben Sie beim heutigen Publikum einen Bombenersolgl"
Der Kanartenvogel
äuv-el. Anv Maust miisse unbedingt ihre Ruhe haben.
^Nausi lag gerade auf meinem Kopfkissen. lDas Biest.)
Der erste Käufer wollte den Vogel geschenkt haben.
^>ätte ich es doch getan!
„Acb habe ein Töchterchen, das wünscht so soooo einen
^anarienvogel, und sie sind jetzt so teuer."
D>e nächsten drei hatten irqendwas auszusetzen. Der
iünfke benutzte den Besuch, beim Abschied meinen Aeber-
^ieher mitzunehmen.
„Wenn mein Mantel an der Garderobe gehangen
hsittel" sagte Tante.
Der achte wollte nur das Bauer.
„Es tst gutes Mesfing, mein Lerr."
Der Kanariervo'el blieb.
Am Abend rollte Tante Emma wieder die Auqen.
^ud sie wurde erst freundlicher. als ich ihr das Inserat
öeigen konnte.
„Es ist viel zu klein gesetzt, Fritz. Du sparst an falscher
Stelle."
Zmei Tage später — das Bauer stand jetzt auf meinem
^ücherschrank, und dorth-n konnte Mausi nickt gelangen,
denn sie w ,r auf dem linken Linterschinken lendenlahm —
inserierte ich wieder.
Larzer Noller billigst
Fritz Lermann,
Es meldete fich nur ein Käufrr. Es war ein bagerer
daltenmensch, der einem Mormonen nicht unähnlich sah.
Wenigstens stelle ich mir dte Mormonen so vor.
„Wieviel haben Sie auf Lager?"
„Einen."
„Etnen Larzer Roller nur? And dafür ein so großes
Jnserat? Zch kaufe nur Kisten zu hundert."
„Kistenwesse, mein Lerr?"
„Ist er denn wenigstens schön durch? Ich nehme an,
daß es fich um eine Kostprobe handelr."
Im Verlau e beS Gesprächs erfuhr ich, daß er stch
unter Larzer Rollern Larzer Käse vorgestellt hatte. Ich
konnte ihn nur aufklären. Er verzichtete, nicht ohne mir,
„hintenherum" aber „prima" amertkanisches Speiseschmalz
und peruanisches Oel anzubieten. Zu „offerieren" nannte
cr es. Ictzt verzichtete ich. !lnd metn Vogel war noch
immer da.
Mausi bekam schon Krämpfe und flelschte mich an. Sie
schätzte mich nicht mehr, seitdem ich sie in der iechsten Moche
vor den Bauch getreten hatle. Leimltch allerdings. Tanle
Emma glaubte, sie habe fich den Magen verdorben, weil
ich keine Milch auftreiben konnte. In der Nacht schlug ich
einen Laken in die Decke und bing dort das Bauer auf.
Mausi sollte den Vogel nicht bekommen.
Ich trug mich bereils mit dem Gedanken, nochmals zu
inserieren, zumal Tante Emma mir versicherke, daß ich dann
Rabatt bekäme, als sich noch ein Käufer meldete. Der
Mann gefiel mir vom ersten Augenblick. und ich schwor
mir, ihn nicht sortzulaffen, ohne daß er Vogel und Bauer
mltnahm.
„Sie haben einen Kanarienvogel?"
Seine fette Stimme verriet Lerzensgüte.
3ertgemäß angewandte Kunlt „Le, König noch etns! Wann Sie stecken bleiben, erklären Sie einfach daß Sie
abdanken woUen. Dann haben Sie beim heutigen Publikum einen Bombenersolgl"
Der Kanartenvogel
äuv-el. Anv Maust miisse unbedingt ihre Ruhe haben.
^Nausi lag gerade auf meinem Kopfkissen. lDas Biest.)
Der erste Käufer wollte den Vogel geschenkt haben.
^>ätte ich es doch getan!
„Acb habe ein Töchterchen, das wünscht so soooo einen
^anarienvogel, und sie sind jetzt so teuer."
D>e nächsten drei hatten irqendwas auszusetzen. Der
iünfke benutzte den Besuch, beim Abschied meinen Aeber-
^ieher mitzunehmen.
„Wenn mein Mantel an der Garderobe gehangen
hsittel" sagte Tante.
Der achte wollte nur das Bauer.
„Es tst gutes Mesfing, mein Lerr."
Der Kanariervo'el blieb.
Am Abend rollte Tante Emma wieder die Auqen.
^ud sie wurde erst freundlicher. als ich ihr das Inserat
öeigen konnte.
„Es ist viel zu klein gesetzt, Fritz. Du sparst an falscher
Stelle."
Zmei Tage später — das Bauer stand jetzt auf meinem
^ücherschrank, und dorth-n konnte Mausi nickt gelangen,
denn sie w ,r auf dem linken Linterschinken lendenlahm —
inserierte ich wieder.
Larzer Noller billigst
Fritz Lermann,
Es meldete fich nur ein Käufrr. Es war ein bagerer
daltenmensch, der einem Mormonen nicht unähnlich sah.
Wenigstens stelle ich mir dte Mormonen so vor.
„Wieviel haben Sie auf Lager?"
„Einen."
„Etnen Larzer Roller nur? And dafür ein so großes
Jnserat? Zch kaufe nur Kisten zu hundert."
„Kistenwesse, mein Lerr?"
„Ist er denn wenigstens schön durch? Ich nehme an,
daß es fich um eine Kostprobe handelr."
Im Verlau e beS Gesprächs erfuhr ich, daß er stch
unter Larzer Rollern Larzer Käse vorgestellt hatte. Ich
konnte ihn nur aufklären. Er verzichtete, nicht ohne mir,
„hintenherum" aber „prima" amertkanisches Speiseschmalz
und peruanisches Oel anzubieten. Zu „offerieren" nannte
cr es. Ictzt verzichtete ich. !lnd metn Vogel war noch
immer da.
Mausi bekam schon Krämpfe und flelschte mich an. Sie
schätzte mich nicht mehr, seitdem ich sie in der iechsten Moche
vor den Bauch getreten hatle. Leimltch allerdings. Tanle
Emma glaubte, sie habe fich den Magen verdorben, weil
ich keine Milch auftreiben konnte. In der Nacht schlug ich
einen Laken in die Decke und bing dort das Bauer auf.
Mausi sollte den Vogel nicht bekommen.
Ich trug mich bereils mit dem Gedanken, nochmals zu
inserieren, zumal Tante Emma mir versicherke, daß ich dann
Rabatt bekäme, als sich noch ein Käufer meldete. Der
Mann gefiel mir vom ersten Augenblick. und ich schwor
mir, ihn nicht sortzulaffen, ohne daß er Vogel und Bauer
mltnahm.
„Sie haben einen Kanarienvogel?"
Seine fette Stimme verriet Lerzensgüte.