Zeitschrift für Humor und Kunst l67
Der Kanarienvogel
„Was wiegt er denn?"
Ich starrte ihn an. Meine Verzweiflung
überstieg alle Grenzen.
„Zch kann ja die Klichenwage?"
„Wiegt er wie ein Krammetsvogel?"
„Das weiß ich nicht. Er ist ganz leichl,
graziös. Laben Sie denn noch keinen Kanarien-
vvgel gesehn?"
Er verneinte.
„Na, etwa etn Viertel Pfund, mein Lerr,
wenn Ste auf das Gewicht so großes Gewicht
legen."
„O!"
Seine L'ppen bildeten ein Loch und flöteten
in schmerzlichem Verzichten.
„Ich lasse Ihnen den Vogel sogar ins
Laus bringen."
Er erhob fich, zog sich die Weste gerade,
die über seinem Bauche Falten warf, und
versprach mir, auf meine Offerte schrifllich
Nachricht zu geben.
„W.rklich?"
„Ich muß erst meine Frau fragen."
Ich versuchte das Letzte.
„Wenn Sie ein Tuch übers Bauer hängen,
flngt er auch nichr."
„Danke."
Er ging.
Leute habe ich seine Antwort bekommen.
„Ich bedauere auf Ihr sreundliches An-
kiebot nicht etngehen zu könne-i. Fünfzia Mark für ein
Viertel Pfund Lebendgewicht sind Wucheipretse. Ich
werde mir nach einigen Wochen erlauben, nochmals nach-
zufragen, vielleicht ist er dann setter.
Lochachtungtvoll und ergebenst
Ietzt wird „meinen" Vogel doch wohl die Kahe freffen.
Verblümte Warnung
„Wie steht der Loff-
Mann; ob man thm hun-
dert Mark leihen kann?"
— „O, warum denn nicht..
das k nnen Sie sich doch
erlauben."
Zweifelhafte Raffe
§>undebesitzer: „Was
halten Sie von diesem
iungen Lunde^"
Kenner: „Wiffen S', den
sollten S' verkaufen, eh'
er wertlos wird . . . jetzt
sst's noch 'n Dackell"
Anverbesserlich
Epihbubengattin:
»Leute ist mem Mann
aus 'm Gesängnis ent-
^affen worden und noch
'Mmer nicht hier! Da hat
er m<r jedenfalls was mit-
bringen wo»en. der Gute,
und ,st dabei gleich wieber
erwischt wordenl"
Warum heult denn dei' Brüderl?"
Weil der Buzi sein Schnuller hat."
Dann gib ihn halt dei'm ?rüderll"
Ia, dann heult der Buzil"
Gratulieren V»n Frty Miuier
Ich weiß noch genau, daß es an einem Sonntag war.
Denn wlr hatlen alle eine so gute Laune und reckten inner-
lich die Acme: La, frei, auf der Lerrgottswelt keine Pfl cht,
die auch nur einen Stecknadelknopf groß geweien wäre,
von der Spitze ganz zu schwetgen. Dazu Mutters guter
Sonntagsk.ffee, Malters guter Sonntagskuchen, Mutters
gute Sonntagslaune, Mutters gute —
„Kinder", trat Tante
Lildegard plöhlich vor den
Wandkalender, „Kmder ich
habe das Gefühl, als ob
— als ob —Wenn
Tante Lildegard das Ge-
. fühl hat, verschlägt es ihr
zunächst die Sprache. Da-
rauf verscbränkt fie die
Ftnger auf dem Rücken.
Dann biegt sie die Ellen-
bogen unten durch, daß es
knackt. Das ist der Mo-
ment, wo Tante Lildeaards
Gefühl auk uns übergeht.
Mo es uns — wir können
uns nicht anders helfen —
auch die Lände in den
Rücken reint, die Finger
ineinanderschränkt, die
Ellenbogen unten durch-
biegt, daß fle knack n. wo
wir elegi'ch sehen müssen,
wie die Gemütlich'ett aus
der Sonntagskaffeekanne
fleucht. mit einem Satze
über die ersten Runzeln
unserer Stirnen turnt —
wbupp, jetzt sitzt fie drüben
auf dem Bücherbrett, läßt
die Füße hängen — was
Schwer zu lösen
Der Kanarienvogel
„Was wiegt er denn?"
Ich starrte ihn an. Meine Verzweiflung
überstieg alle Grenzen.
„Zch kann ja die Klichenwage?"
„Wiegt er wie ein Krammetsvogel?"
„Das weiß ich nicht. Er ist ganz leichl,
graziös. Laben Sie denn noch keinen Kanarien-
vvgel gesehn?"
Er verneinte.
„Na, etwa etn Viertel Pfund, mein Lerr,
wenn Ste auf das Gewicht so großes Gewicht
legen."
„O!"
Seine L'ppen bildeten ein Loch und flöteten
in schmerzlichem Verzichten.
„Ich lasse Ihnen den Vogel sogar ins
Laus bringen."
Er erhob fich, zog sich die Weste gerade,
die über seinem Bauche Falten warf, und
versprach mir, auf meine Offerte schrifllich
Nachricht zu geben.
„W.rklich?"
„Ich muß erst meine Frau fragen."
Ich versuchte das Letzte.
„Wenn Sie ein Tuch übers Bauer hängen,
flngt er auch nichr."
„Danke."
Er ging.
Leute habe ich seine Antwort bekommen.
„Ich bedauere auf Ihr sreundliches An-
kiebot nicht etngehen zu könne-i. Fünfzia Mark für ein
Viertel Pfund Lebendgewicht sind Wucheipretse. Ich
werde mir nach einigen Wochen erlauben, nochmals nach-
zufragen, vielleicht ist er dann setter.
Lochachtungtvoll und ergebenst
Ietzt wird „meinen" Vogel doch wohl die Kahe freffen.
Verblümte Warnung
„Wie steht der Loff-
Mann; ob man thm hun-
dert Mark leihen kann?"
— „O, warum denn nicht..
das k nnen Sie sich doch
erlauben."
Zweifelhafte Raffe
§>undebesitzer: „Was
halten Sie von diesem
iungen Lunde^"
Kenner: „Wiffen S', den
sollten S' verkaufen, eh'
er wertlos wird . . . jetzt
sst's noch 'n Dackell"
Anverbesserlich
Epihbubengattin:
»Leute ist mem Mann
aus 'm Gesängnis ent-
^affen worden und noch
'Mmer nicht hier! Da hat
er m<r jedenfalls was mit-
bringen wo»en. der Gute,
und ,st dabei gleich wieber
erwischt wordenl"
Warum heult denn dei' Brüderl?"
Weil der Buzi sein Schnuller hat."
Dann gib ihn halt dei'm ?rüderll"
Ia, dann heult der Buzil"
Gratulieren V»n Frty Miuier
Ich weiß noch genau, daß es an einem Sonntag war.
Denn wlr hatlen alle eine so gute Laune und reckten inner-
lich die Acme: La, frei, auf der Lerrgottswelt keine Pfl cht,
die auch nur einen Stecknadelknopf groß geweien wäre,
von der Spitze ganz zu schwetgen. Dazu Mutters guter
Sonntagsk.ffee, Malters guter Sonntagskuchen, Mutters
gute Sonntagslaune, Mutters gute —
„Kinder", trat Tante
Lildegard plöhlich vor den
Wandkalender, „Kmder ich
habe das Gefühl, als ob
— als ob —Wenn
Tante Lildegard das Ge-
. fühl hat, verschlägt es ihr
zunächst die Sprache. Da-
rauf verscbränkt fie die
Ftnger auf dem Rücken.
Dann biegt sie die Ellen-
bogen unten durch, daß es
knackt. Das ist der Mo-
ment, wo Tante Lildeaards
Gefühl auk uns übergeht.
Mo es uns — wir können
uns nicht anders helfen —
auch die Lände in den
Rücken reint, die Finger
ineinanderschränkt, die
Ellenbogen unten durch-
biegt, daß fle knack n. wo
wir elegi'ch sehen müssen,
wie die Gemütlich'ett aus
der Sonntagskaffeekanne
fleucht. mit einem Satze
über die ersten Runzeln
unserer Stirnen turnt —
wbupp, jetzt sitzt fie drüben
auf dem Bücherbrett, läßt
die Füße hängen — was
Schwer zu lösen