Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Zeitschrift für Humor und Kunst 0^<>0-0^<><><>(>c>Q<^ 183

Das WeihnachtSgeschenk auf Abzahlung

Nun HStte die Frage nahe gelegen, warum denn die
Firma so bodenlos dämlich war, ihre Brillanten ietzt zu
Spottpretsen zu verkaufen, anstatt ste noch ein Iahr zu
bebalten und dann selbst die ficheren hundert Prozent in
die Tasche zu stecken. Doch keiner der Lerren Beamten
kam auf diese Frage. Sie sahen sich aber — denn das war
doch eine Abwechslung in ihrem Bureauleben — die schönen
Schmucksachen sehr genau an. Die einen steckten sich probe-
weise prächtige Ringe an, andere ltebäugelten mit goldenen
Taschenuhren, manche aber beschäftigten sich mehr mit den
!lhrketten. Das waren die weiseren Männer; es ist ent-
schteden kiüger, sich erst einmal eine pompöse Kette zu kaufen.
Die Ubr steckt ja doch meistens verborgen in der Tasche,
die Kette aber bammelt groß und breit auf dem Bauch.

Lerr Eugen Döllhaupt jedoch hatte als einziger eine
Brillantbrosche aus dem Kasten gehoben. Er betrachtete
fie genau; er wog ste in der flachen Land, er hauchte die
Steine an, er lietz die Sonnenstrahlen darauf spielen. Der
kleine, schwarzbaarige Lerr mit ven etwas gebogenen Beinen
sah Lerrn Döllhaupts beide Lände an, und als er an der
linken einen schmalen Goldretf gewabrte, sagte er: „O, diese
Brosche wird dem Fräulein Braut stcher ungemein gefallen!"

Damit haite er den bekannten Nagel, ouf dem so viel
herum gehämmert wird, wieder einmal auf den Kopf ge-
troffen. Lerr Döllhaupt war wirkUch dabei, zu überlegen,
vb er seiner Braut diese Brosche zu Weihnachten schenken
sollte. Er war seit dreiviertel Iahren verlobt, — mit Fräu-
lein Olga Trautmann. Was das Nationale dieser Dame
anbetrifft, so ist zu erwähnen, daß sie dreiundzwanzig Jahre
alt und die Tochter des verstorbenen Magistratssekretärs
Friedrich Traulmann und seiner annoch lebenden Wilwe
Emilie war. Mutter und Tochter nährten sich von zwei
Pensionen: einer Witwenpenston und einer Penfion für
zahlende Gäste, wie die Engländer sagen. Beide Pensionen
betrugen zusammen gerade so viel. daß die beiden Damen
davon leben konnten. Sie waren besckeidene Menschen.

Also: über em Weihnachtsgeschenk für seine Braut
hatte Lerr Döllbaupt sich schon lange den Kopf zerbrochen.
Es würde das erste WeihrachtSgeschenk sein, und deshalb
wollte er besonderen Eindruck damit machen; ein imponie-
rendes Geschenk sollte es sein. Das war von Lerrn Döll-
haupt eigentlich ntcht klug gedacht. Mit den Gesckenken
soll man eS lieber umgekehrt halten wie mit dem Wein,
den man Gästen vorsetzt und der schlechter werden darf
je betrunkener die Gäste werden. Nein, es ist viel richtiger,
wenn die Geschenke allmäblich wertooller werden, da es
doch an der Betrunkenheit fehlt. Im Gegenteil: wenn
solch ein Rausch, der nicht unzutreffend als der jungen Liebe
golvene Zeit bezeichnet wird, überhaupt da ist, dann ist er
im Anfang da. Wenn man einmal etwas sehr Schönes
geschenkt hat, dann muß es das nächste Mal noch etwas
viel Scköneres sem, sonst gibt es leicht Enttäuschung und
Äliißstimmung.

Aber daran dachte Lerr Döllhaupt nicht. Er hatte sich
üun einmal vorgenommen, mit dem Weihnachtspräsent für
seine Braut die höchste Leistung zu vollbringen, die ihm
Und auch ihr überhaupt möglich schien. !lnd das war wohl
diese köstliche Brillantbrosche. „Kostet?" fragte er den
Bextreter der Firma Zwiebler, Gabrilowski und Kompagnie.
»Lundertachzig Mark'" sagte der. Er hätte auch „ein-
hundertundachzig" sagen können, aber das wäre ungeschickt
gewesen; das bätte nach mehr geklungen. „In achtzehn
DionatSraten, mein Lerr, — von je zehn Mark> Dieser
3usay war überflüssig; so viel rechnen konnte Lerr Döll-

Schwäblsches Kleinstaötiöyll

Z' Nittag so um a Zwölfe guckt
A Mäöle raus uf d' Schtrotz.

Was sucht Lenn au öes Sumpferle,

's tscht neana") Loch nix los?

Es laufet wohl viel Leut verbei,

Der Tcubel, der ischt grotz;

Au rnancker Durscht ischt Lrunter, jo,
Suscht') weiter ischt nix losl

Doch oiner luegt;um Mädle nauf
— Rot wea- des wia a Ros —

No lauft er rüabig') wiedec zua,
llnd weiter Ischt nix los.

Doch obends um a sechse rum
Schiobt 's Mädle — 's isckt famos! —
Schau wieder a sei'm Zenschterle,

Der Burscht kommt 'ra dur d' Schtrotz . . .

So goht es Wocha, Monet lang,

Der Wunderfitz') ischt groß —

2 glaub', 's ischt holt bei dene zwoi
Am End' doch ebbes losl

Anton Rönig

l) nirgends. *) sonst. ^) ruhig. Neugierde.
 
Annotationen