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Zeitschrift für Humor und Kunst 187

Der Bekannte aus der lieben Le>mat

jemals Geld freiwillig angeboten worden ist?
Im Gegenteil, nachstellen mußte ich dem Geld
mit mannigfachen Listen. Aber dieses hier,
diese drei Scheine, — geradezu aufgedrungen
find fie mir worden, ich konnte gar nicht anders,
als fie zu nehmen. And doch mache ich mir
Vorwürfe, daß ich das Geld eingesteckt habe.
Jch habe mich deshalb schon vor mir selber
angeklagt. Aber das ist nicht so schlimm, —
ich habe mich schon sehr oft vor mir selber
angeklagt, bin aber jedesmal glänzend frei-
gesprochen worden.

Also Silvesterl Irgendwie wuß der Abend
ja doch verbracht werden. Zufällig im Befitz
einigermaßen ausreichender Geldmittel und
auch Eigentümer eines durch gülliges Rechts-
geichäft erworbenen, wenn auch noch nicht (venn
das ist etwas ganz anderes) bezahlten Frack-
anzugs, beichloß ich, einen der dem heiteren
LcbenSgenusse gewidmcten Silvesterbälle zu
besuchen. Ich ging zu — — doch nein, die
Diskcerion zwingt mich, den Namen des Lokals
zu verschweigon. Keine Menschenseele soll er-
fahren, wo ich Lermann Pintsch — warten
Sie nur, Sie werden gleich hören, wer das ist!
— den löblichen Bürger Lermann Pintsch
getroffen habe. Ich habe es ihm versprochen
und werde das Versprechen schon aus reiner
Menschenfreundlichkeit halten. Denn wenn bei
Lermann Pimsch zu Lause etwas von der
Geschichte herauskäme, — o weh, der unglück-
selige Pinlsch hätte wohl keine ruhige Stunde
mehr, und setne Gatlin würde dafür sorgen,
daß der Abend seines Lebens, den eine heiter
zur Rüste gehende Sonne lieblich hälte ver-
golden können, durch Wolkendunst und mise-
rables Patschwelter ihm elend versaut würde.

Gut Ich betrete also jenes Etabijssement,
dessen Namen Ste nie erfahren werden, und
durchschreite die elegant sein sollende Vorhalle,
an deren Ende eine Treppc von vielleicht
zwanzig Stufen zu ersteigen ist. Anmittelbar
vor mir hat auch betreten und durchschreitet
ein älterer Lerr, dessen keck nach hintcn ge-
schobener Lut und forsch unter den Arm ge-
klemmter Regenschirm dem Seelenkundigen
verraten, daß dieser Mann heute einem hei-
teren und vielleicht auch ein wenig zügellosen
Genusse fich hinzugeben dte feste und uner-
schülterliche Abstcht hat. Nun aber paffen Sie
auf! Der ältere Äerr steigt die Treppe hinauf,
worauf er durch eine Giastür zu gehn hat.
Aber natürlich — was tut er vorher? Vcr-
ehrtester, vielleicht ist Ihnen bekannt, daß die
meisten Spießbürger, ehe ste eine fremde Tür
öffnen, erst einmal ihr Taschentuch ziehn und
mit Andacht und Gründlichkeit und lauten
Blasetönen hineinschnouben. Sie künden, wie
die Ritter des holden Miltelalters, ihre An-
kunft immer mit Trompetenstößen an. Der
ältere Lerr bleibt also oben auf der Treppe
stehen und will trompeten. Er zieht sein
Taschentuch heraus, damit aber auch ein
Visitenkartentäschchen, daS im Fallen sich öffnet

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Oiessr öunge — er irsi6t >ViI!i —
Oer ciss sslöienspielen übi,

Ist iri eirie Köctriri j_il!i
Oarn urissgbsr beib vsrliebt.

Uriö öeis ssensier öes QuZriieres
— ^ur Lrklsrung sei's gessgt —
Oebt gersö vvie I_iIIi ibres
/^uf öeri j,icPt- uricl I_üftesejig<Pt.

Uncl cisrunter ist clis Küclie,

Oie clen Ounst necti oben clsrnpft.

Lr vsrklötet clie Oerüctie,
^Völirencl sicb sein blsr^s krsrnpfi.

Uncl ivsnn j,illi spster iüren
Xsnonier Isut scbellenö Kü6t,

I;t er nocli srn lirilieren,
V/ütirsncl Orsm sein flerr rerfrikt.

^wiscfisn Isutsr fjfnvsscficlllftsn
sslsttern sslöteniöns bsng.

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,,I_ebn öeine Wsng sn rneins Wsrig!"

v.
 
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