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— „So is — jetza san meine zwei Nösser mehra wcrt, wia enkerne vierzig Pferdekräfl'!"

Dle Widmung

zu treten. Aber es war sehr schwer. Denn cr hat sehr
große Füße. !lnd ich bin kein Marmeladenfabrikant, son-
dcrn ein Lehrer, wissenschaftlicher Lnlfslehrer für Joologie
und Botanik am Gymnasium. Ich wcrde sehr gut besoldet.
In einem halben Iahre bekomme ich Zulage; dann habe
ich genau so viel wie unser Schuldiener. Trotzdcm kann
ich keine Geschenke kaufen, weder für meine Frau, noch für
meine Schwiegcrmutter.

Doch ich weiß etwas Besseres, als Geschenke. Elwas
im Laden kaufen kann jeder, wenn er Gcld hat. Das ist
nicht schwer. Ich werde Bücher schenken. Aber ich werde
sie nicht kauscn, sondern ich werde sie-widmcn.

Bücher widmen kann nur ei» Mensch, der Bücher
schreibt. Ich bin solch ein Menich. Ein »alurwissenschaft-
licher Verlag gibt mir zuweilen den Auftrag, ein Büchlein
für ihn zu schreiben: „Ueber die Amnioten der paläozoiseben
Zeit, über die Lydrozoen der Antarktis, übcr die !lmbelli-
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fcren von Obcrbayern" oder übcr andere Themata, die fllr
die Allgemeinheit von großem Interesse sind. Gestern er-
hielt ich wieder einen solchen Auftrag.

Eine Buchwidmung ist ein sehr feines Gcschenk. Ich
werde die beiden nächsten Bücher meiner Frau und mciner
Schwiegermutter widmen. Der Idealmensch wird platzen.

Ich habe den beiden Franen von meinem Plan erzählt.
Sie haben ihn mit Begeistcrung aufgcnommen. Ich war
von dcm Verständnis, das sie bewiesen, ganz überrascht.
Sie haben sofort erkannt, daß eine Buchwidmung das vor-
nehmste Geschenk ist, das man einer Frau machcn kann.
!lnd noch dazu ein botanisches Buch!

Die Blumen dcr Blume!

Meine Schwiegermutter reichte mir entzückt beide Lände,
als ich beim Mittagessen meinen Plan erzählte. Sie sagte,
daß sie jctzt selbst glaube, mich unterschätzt zu haben, und
daß sie mir vieles abzubirten habe. Denn die bescheidene
Gabe, die ich ihr bwte, lei so zart, so sinnig, so-so-.
 
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